
Es ist schon etwas ungewöhnlich, für den Besuch der Musiktage seine Badesache einzupacken. Oben in der Rehaklinik Sonnhalde ist eine besondere Veranstaltung geboten: Klangkunst im Schwimmbad. Der Zutritt ist nur in Badesachen erlaubt. Doch wer Badehose und -anzug vergessen hat, kann sich hier noch spontan eindecken.

Was fehlt noch für einen Schwimmbadebesuch: richtig, ein Handtuch. Das gibt es gleich am Eingang in hübschem Klinik-Gelb.
Bestens ausgerüstet geht es ins Schwimmbad. Schon der Eintritt ist anders. Schwimmbad – das ist irgendwie verbunden mit lärmenden Kindern, die ins Wasser springen, mit einem Plätschern, Spritzen und einer ganz anderen Geräuschkulisse als hier. Denn ein Trompeter läuft langsam ums Becken und spielt. Nicht melodisch, scheinbar ohne Plan, doch sein Blick zur Uhr zeigt, dass die Choreografie bestens einstudiert ist. Manchmal schaut er auch einfach nur aus dem Fenster und genießt das Panorama.

Das eigentliche Klangerlebnis gibt es aber nur, wenn man mit den Ohren unter Wasser taucht. Aber scheinbar gehört eine Poolnudel zur Grundausstattung, um sich entspannt im Becken treiben zu lassen.
Hinein ins Wasser und erst einmal abtauchen.
Die erste Erkenntnis: Mit dem Kopf unter Wasser ist mehr zu hören, als beim Betreten des Schwimmbades. Doch wo kommen die Klänge eigentlich her? Überall im Becken treiben Poolnudeln, an denen Lautsprecher befestigt sind. Angst vor einem Stromschlag muss man nicht haben, es sind spezielle Unterwasserlautsprecher.

Doch was sind es für Klänge? Schwer zu sagen. Seehundlaute, die einen irgendwie daran erinnern, dass gleich ein Hai auftauchen könnte. Die entsprechende Titelmelodie fehlt allerdings. Viele elektronische Sounds. Eine Discomelodie, merkwürdig gedämpft. Instrumente. Aber auch ein trockenes Kratzen, das unter Wasser wirklich verwirrend ist.
Aus dem Augenwinkel ist eine Bewegung zu erkennen. Vor dem Fenster läuft eine Frau mit weitem, klinikgelbem Kapuzenpullover vorbei. Ein Gong unter Wasser. Sie war es. Den Kopf aus dem Wasser. Ein neugieriger Blick hinaus zum Panoramfenster. Jetzt sitzt sie auf einer Schaukel, schwingt und schlägt auf ihr Musikinstrument. Die Töne werden über Mikrofon übertragen und erklingen im Schwimmbad.

Auch im Schwimmbad liegen die unterschiedlichsten Instrumente bereit, die teils über der Wasseroberfläche, teils unterhalb gespielt werden.

Eine Aufführung des Werkes von Kirsten Reese dauert 29 Minuten. Man kann es auch ein zweites Mal anhören. Hat man es dann verstanden? Ich nicht, aber es war eine interessante Erfahrung. Und im Schwimmbad war man auch mal wieder.