Ob teure Stadionbauwerke, die Millionen-Einkäufe der Fußballstars oder die Durchführung hochklassiger Events – der Spitzensport kommt längst nicht mehr ohne den finanziellen Treibstoff potenter Sponsoren oder Mäzene aus. Wie sehr inzwischen auch der Vereinssport davon abhängig geworden ist und gar die bloße Existenz am Tropf dieser Spendier-Spezies hängt, das demonstriert jetzt recht augenfällig der Donaueschinger Reit- und Fahrverein im Sickenbühl.
Die Jahresversammlung dieses einzigen Reitsportvereins auf der Baar, in dessen Mitgliedsbüchern 217 Namen stehen, hat den Blick in diesen wirtschaftlichen Organismus einmal freigelegt. In ihrer Bilanz der Vereinsfinanzen setzte die seit vielen Jahren damit befasste Kassiererin Anita Durler unter dem Bilanzstrich die Feststellung: „Ohne Sponsoren könnte der Verein nicht existieren“.
Damit radierte sie die landläufige Meinung der Öffentlichkeit aus, wonach selbst ein aktiver und im 51. Jahr nach der Gründung strukturell ausgewachsener Verein einer wachsenden Breitensport-Disziplin durch eigene Leistung, den Turnier- und Schulungsbetrieb, Reitanlagen-Verpachtung und Mitgliedsbeiträge finanziell lebensfähig sein müsste. „Schlimm ist es“, so Durler, auf die Unterstützung generöser Bürger oder Unternehmen angewiesen zu sein, handele es sich dabei doch letztlich um keine garantierte Einnahmequelle.
Mit konkreten Zahlen untermauerte die Kassen-Chefin den Befund. Von den 66 000 Euro Einnahmen vergangenes Jahr stehen 8331 Euro auf dem Spenden- und Sponsorenkonto. Gut 11 000 Euro fließen als Mitgliedsbeiträge und damit gewissermaßen ebenfalls Sponsoring durch die eigenen Mitglieder. Und nur, weil es finanziell 2018 außerordentlich gut lief mit Einnahmen bei Turnieren und Bewirtungen und weil Mitglieder oder der Pächter Claus Steidinger durch enorme Eigenleistung die Vergabe teurer Fremdleistungen ersparten, habe man in der Bilanz bei 54 000 Euro laufenden Kosten und 66 000 Euro Einnahmen ein Plus von rund 12 500 Euro erwirtschaften können. Viel zu wenig, um dringend notwendige Investitionen in die umfangreiche Reitanlage zwischen Donaueschingen und Grüningen bewältigen zu können
Dafür läuft’s im „eigentlichen Geschäft“ des Vereins erfreulich, konstatierte die seit einem Jahr amtierende Vorsitzende Jana Fuchs. Vor allem für den Pächter und Reitlehrer im Sickenbühl, Claus Steidinger, löste die Inhaberin einer Schwenninger Gebäudereinigungsfirma Szenenapplaus aus. „Sehr gut gefüttert und betreut“ seien die dort eingestellten 20 Pensionspferde, die Koppelfläche wurde 2018 ausgedehnt, im Schulbetrieb hat sich eine Familie über alle Generationen hinweg ausgebildet. Aus unterschiedlichen Gründen seien gerade Boxen für neue Einsteller frei, was womöglich auch neue Mitglieder zu dem Verein lotsten könnte.
Gut sortiert ist derweil auch der Veranstaltungs- und Turnierkalender für 2019, kündigte die Sportbeauftragte Eva Schilling an. Schon am kommenden Samstag gibt es den traditionellen Reitertag.
Und am Sonntag eine Premiere mit einem Breitensporttag, zu dem sich Pferdefreunde jeder Qualifikation und Disziplin noch am Ereignistag melden können, um vor bewirtetem Publikum zu reiten.