Es ist nicht das erste Mal, dass der Alarm in der Bahnhofstoilette ohne erkennbaren Grund ausgelöst wurde. Doch nachdem dies Ende April gleich zweimal nacheinander passiert ist, ist für die Gastronomin Katrin Morasch klar: So kann es nicht weitergehen.
Aldente-Mitarbeiterin zunehmend genervt
Wie schon so oft war auch an jenem Wochenende im April wieder der laute Signalton aus der Toilette am Donaueschinger Bahnhof zu vernehmen. Katrin Morasch, die die Pasta-Bar Aldente im Bahnhofsgebäude betreut, ist davon zunehmend genervt: „Da sich sonst keiner kümmert, muss ich das wohl selbst tun.“

Denn: Bei der Betätigung des Notknopfs in der Toilette wird zwar das Stellwerk Donaueschingen informiert. Doch die Mitarbeiterin berichtet, dass die Mitarbeiter am Stellwerk den Alarm nicht selbst ausstellen können und wohl keinen Schlüssel zur Öffnung der Toilettenanlage besitzen.
Bei einem Notfall könnte man allein dastehen
Wie Morasch berichtet, sei auch die Gegensprechanlage in der Damentoilette außer Betrieb: „Und die Zentrale in Freiburg, die sonst immer die Notrufe erhalten hatte, wird auch nicht mehr informiert“. Die Deutsche Bahn (DB) dementiert diese Anschuldigungen auf Nachfrage des SÜDKURIER: Die Anlage sei weiterhin auf die Zentrale aufgeschaltet.

Dass beim Stellwerkspersonal der sogenannte Revisionsschlüssel nicht mehr hinterlegt sei, weist die DB allerdings ebenfalls zurück.
Damentoilette vorerst gesperrt
Ein Sprecher Deutschen Bahn hält außerdem dagegen, dass bei der letzten Regelüberprüfung die Sprechanlage intakt gewesen sei. Zusätzlich meldete das System Netzwerkstörungen automatisch weiter. Am 25. April hätten zudem Mitarbeiter der Bahn die Anlage überprüft.
Das Ergebnis: „Die Gegensprechanlage ist in Funktion, allerdings ist die Qualität stark verzerrt. Aus diesem Grund haben wir die Toilette verschlossen und eine Entstörung beauftragt.“ Die Damentoilette im Eschinger Bahnhof bleibt also vorerst gesperrt.
Ohne ein 50-Cent-Stück geht nichts
Bei den letzten Vorfällen, so berichtet es Katrin Morasch dem SÜDKURIER, habe letztlich der Mitarbeiter des Stellwerks selbst den Rettungsdienst rufen müssen: „Polizei und Feuerwehr haben dann mit einem 50-Cent-Stück die Tür aufgemacht.“
Wie fast immer lag auch diesem Fall ein Fehlalarm vor. Morasch ist darüber verärgert: „Ich vermute, dass sich Besucher einen Spaß daraus machen, den Notknopf zu drücken.“ Verhindern lasse sich das nicht, wie der Bahnsprecher erklärt: „Der Tastknopf muss für die Nutzer frei zugänglich sein.“

Doch: Welche Konsequenzen hätte es, wenn wirklich ein Notfall vorläge und keine Hilfe geleistet werden könnte? Die Bahn sagt dazu nur, dass sie als Betreiberin eine entsprechende Notrufanlage funktionsfähig vorhalten müsse. Die in den DIN-Vorschriften enthaltenen Vorgaben seien einzuhalten.
Notrufe sorgen für Umsatzeinbußen
Für Katrin Morasch ist der Status quo nicht akzeptabel: „Solche Situationen lenken mich von der Arbeit ab. Letztlich kosten sie uns auch Einnahmen.“ Schließlich muss die Aldente-Mitarbeiterin von ihrem Arbeitsplatz weichen, um den Alarm zu beenden.
In dieser Zeit kann die Gastronomin nichts verkaufen. Zudem seien schon Langfinger am Werk gewesen, als sie nicht vor Ort war, wie sie berichtet: „Da wurden uns ganz frisch gekaufte Bifis von der Auslage geklaut.“ Das Aldente hat bereits reagiert und nun extra eine Kamera installiert.
Der Blick auf die Toiletten ist frei
Allgemein äußert Morasch ob der baulichen Gegebenheiten Bedenken. Dadurch, dass die Fenster nicht blickdicht sind, hätten Voyeure einfaches Spiel: „Mit einem Stuhl könnte man locker in die Toiletten schauen. Das empfinde ich als ziemlich unangenehm.“ Bekannt ist der Bahn dieses Problem nicht. Auf Nachfrage heißt es, man werde dies überprüfen und gegebenenfalls nachbessern.

Regelmäßig werden die Toiletten zudem so stark verstopft, dass das Wasser ins Restaurant überläuft, wie Morasch berichtet. Dies hat bereits zu einer fast eintägigen Schließung der Pastabar geführt. „Da haben mein Chef und ich die halbe Nacht putzen müssen“, erinnert sie sich. Gegenmaßnahmen könne die Bahn hier nicht einleiten, erklärt der Bahnsprecher.

Kunden beschweren sich über defekte Anlagen
Zuletzt berichtet die Mitarbeiterin noch von Problemen mit den Münzschlitzen: „Die Leute stecken immer wieder fremde Gegenstände hinein, was zum Defekt der Toiletten führt.“
„Wir haben nur eine Personaltoilette, weshalb die Gäste das Bahnhofs-WC nutzen müssen. Von der Bahn kommt aber nie jemand, um nach dem Rechten zu sehen“, kritisiert Morasch. „Die Leute beschweren sich dann bei mir, aber wir sind ja gar nicht dafür zuständig.“
Bahn verspricht Besserung – und einen neuen Anbieter
Der Deutschen Bahn ist das Problem bewusst. Auf Nachfrage sagt der Sprecher, man sei bereits mit anderen Herstellern von Türschließautomaten in Kontakt, um hier eine bessere Lösung zu finden. Dies sei allerdings mit größeren Umbaumaßnahmen und Kosten verbunden.

Und weiter: „Unser Ziel ist es, nach und nach unsere Toiletten umzubauen und durch einen professionellen Anbieter zu betreiben. Das ist abhängig von den uns zur Verfügung stehenden Mitteln.“ Allerdings sei man zuversichtlich, dass ein Anbieterwechsel mittelfristig auch in Donaueschingen möglich sein werde.