Das Schuhhaus Duldinger an der Josefstraße feiert in diesen Tagen seinen 50. Geburtstag. Was 1974 als Beschäftigungstherapie für eine unterforderte Mutter und Hausfrau begann, entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte, die sich nun in zweiter und dritter Generation fortsetzt.

Schon zwölf Jahre Erfahrung im Verkauf

„Die Kinder waren sehr selbständig und mir war einfach langweilig“, blickte Thekla Duldinger 2010 in einem Interview zurück. Ihr Mann Johann war damals viel unterwegs, weil er mit dem Aufbau einer Schuhfabrik in Griechenland beschäftigt war. Die gelernte Kauffrau brachte eine zwölfjährige Erfahrung im Verkauf mit, darunter fünf Jahre als Filialleiterin in Augsburg.

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Als sich die Gelegenheit ergab, zögerte Thekla Duldinger nicht lange und eröffnete am 1. September 1974 in dem kleinen Ladenlokal mit einer bescheidenen Verkaufs- und Lagerfläche von nur 50 Quadratmetern ihr eigenes Schuhgeschäft.

Thekla und Johann Duldinger Ende der 1970er Jahre in ihrem ersten Geschäft.
Thekla und Johann Duldinger Ende der 1970er Jahre in ihrem ersten Geschäft. | Bild: Beck

Alles begann mit einem Sortiment von Kinderschuhen. Ihr Motto: gut und günstig; der Lieferant: die Schuhfabrik in Griechenland. Das Geschäft lief vom ersten Tag an. 1976 erweiterte sie ihr Sortiment auf Damen- und Herrenschuhe. 1978 hatte das kleine Geschäft trotz der überschaubaren Fläche ständig rund 2000 Paar Schuhe auf Lager, um den Kunden eine Auswahl zu bieten.

Kundenstamm im ganzen Landkreis

Außerdem nahmen die Duldingers – Johann war inzwischen auch mit eingestiegen – Schuhe zur Reparatur an, auch solche, die nicht dort gekauft worden waren. Die kompetente Beratung sprach sich herum, sodass sich der Kundenstamm stetig erweiterte, nicht nur aus dem Städtedreieck, sondern im ganzen Schwarzwald-Baar-Kreis und darüber hinaus.

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Durch eine geschickte Einkaufspolitik, auch durch besondere Konditionen befreundeter Hersteller erzielte das Geschäft einen weit höheren als den branchenüblichen Lagerumschlag. Trotzdem reichte der Platz bald nicht mehr aus, denn man wuchs weiter.

1979 kaufte die Familie Duldinger das Anwesen Rambold neben dem gemieteten Ladenlokal in der Josefstraße. Unser Bild zeigt das Gebäude ...
1979 kaufte die Familie Duldinger das Anwesen Rambold neben dem gemieteten Ladenlokal in der Josefstraße. Unser Bild zeigt das Gebäude vor dem Abriss. | Bild: Foto Fischer

1979 konnten die Duldingers das Nachbaranwesen Rambold erwerben, wo neu gebaut wurde. Am 13. März 1980 wurde das neue Schuhhaus in der Josefstraße 25 eröffnet, wo es sich noch heute befindet.

Um seine Tochter ausbilden zu können, hatte Johann Duldinger inzwischen die Meisterprüfung abgelegt. Am 1. September 1984, genau zehn Jahre nach der Gründung, begann Jutta Duldinger, heute Weißer, eine Lehre als Einzelhandelskauffrau im Betrieb ihrer Mutter, die sie 1987 erfolgreich abschloss. Im gleichen Jahr entstand ein Anbau mit einer neuen Werkstatt. Am 7. März 1993 verstarb Johann Duldinger.

Betrieb wächst weiter

In den neunziger Jahren wuchs der Betrieb weiter und Thekla Duldinger beschäftigte mehrere Verkäuferinnen, während Jutta Weißer, inzwischen Mutter von zwei Kindern, in Teilzeit mitarbeitete.

2010: Drei Generationen Frauenpower unter einem Dach: Thekla Duldinger, Jasmina und Jutta Weißer
2010: Drei Generationen Frauenpower unter einem Dach: Thekla Duldinger, Jasmina und Jutta Weißer | Bild: Barbara Dickmann

Ende des Jahres 2001 wurden die Räumlichkeiten gründlich renoviert. Im Dezember schloss man vorübergehend mit der Deutschen Mark, im Februar 2002 erfolgte die Neueröffnung mit dem Euro.

Am 1. September 2009 begann Jutta Weißers Tochter Jasmina eine Lehre im Geschäft ihrer Großmutter, genau 25 Jahre nach der Gründung. Hierfür hatte ihre Mutter die Ausbildereignungsprüfung abgelegt. Manches wiederholt sich eben. Damit arbeiteten von nun drei Generationen unter einem Dach.

Nächste Generation in den Startlöchern

Am 1. Januar 2021, mitten in der Corona-Krise, ging Thekla Duldinger mit ihren 84 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand und übergab an Jutta Weißer, die das Geschäft in gewohnter Weise weiterführt. Mit Tochter Jasmina, die inzwischen den Namen Bressel trägt und selbst zwei kleine Kinder hat, steht die nächste Generation in den Startlöchern.

Ganz so lange wie ihre Mutter möchte Jutta Weißer nicht arbeiten, verrät sie, aber das steht noch in den Sternen. Im Februar dieses Jahres hat sie die Räume komplett renovieren lassen und freut sich, viele langjährige und auch neue Kunden fachkundig in Sachen Schuhe beraten zu dürfen.

Jutta Weißer selbst ist nun seit 40 Jahren im Geschäft. Was hat sich seitdem verändert? „Mittlerweile führt das Schuhaus Duldinger alles vom ersten bis zum letzten Schuh“, sagt sie, auch verschiedene Größen, verschiedene Weiten, für Problemfüße, für schicke Füße. „Wir haben für jeden Kunden etwas da“. Das erfordert allerdings eine immense Lagerhaltung.

So präsentiert sich das Schuhhaus Duldinger am 50. Betriebsjubiläum. Alles begann am 01. September 1974 in dem hellblauen Gebäude ...
So präsentiert sich das Schuhhaus Duldinger am 50. Betriebsjubiläum. Alles begann am 01. September 1974 in dem hellblauen Gebäude rechts, in dem sich heute die Musikschule „Top X“ befindet. | Bild: Lutz Rademacher

Ein zweites Standbein ist der Online-Handel. Das mache allerdings nur einen kleinen Prozentsatz aus. In der heutigen Zeit des digitalen Einkaufs ginge es nicht mehr anders. Die Anfänge liegen jedoch weit zurück. „Als Ebay aufkam, habe ich einmal privat ein paar Kinderschuhe angeboten und war erstaunt, wie schnell die weg waren“, erzählt Jutta Weißer. Fortan habe sie die Plattform auch im Geschäft genutzt, um Restpaare zu verkaufen. Das Lager war dann immer aufgeräumt.

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Später habe es dann einen Unterbruch gegeben, als sich die rechtlichen Bedingungen geändert haben. Als die Einkaufsvereinigung dann mit „schuhe.de“ eine eigene Plattform anbot, ging es weiter. So geht alles weg, was nicht läuft. Neuware werde im Internet prinzipiell nicht angeboten. „Alles, was frisch in den Laden reinkommt, ist nur für den Kunden da“, so Jutta Weißer. Das solle der Anreiz sein, örtlich zu kaufen. „Was unser Geschäft ausmacht, ist eine fachlich kompetente Beratung. Das Gespräch mit dem Kunden.“ Das ist schon seit 50 Jahren so.