Wohin mit dem Müll? Diese Frage stellt sich schon seit Jahrzehnten. Sie stellt sich dringlicher, wenn zur Wiederverwertung vorgesehene Materialien direkt zur Entsorgung mutieren. Anschaulich wird dies am Zustand der Altkleider-Container an verschiedenen Stellen in der Region.
So sieht dürfen beispielsweise in Donaueschingen rund zwei Dutzend unter Regie verschiedener Betreiber in der Kernstadt und in den Stadtteilen stehen. Gefüllt bis zum Rand und umstellt von Säcken und Tüten voller Kleidungsstücke sowie Müll jeglicher Art.
Schmutziges Spiel wiederholt sich
Dabei lässt sich nicht behaupten, dass dies ein Dauerzustand sei. Nein, das schmutzige Spiel wiederholt sich. Die Stadt Donaueschingen und das Landratsamt teilen sich die Aufgabe, die Stellplätze sauber zu halten. Die Kreisbehörde nimmt die abgelegten überschüssigen Kleidungsstücke auf und entsorgt sie, die Kommune räumt den Müll weg und ist hier, wie bei den Glascontainerplätzen für die Sauberkeit zuständig. Der unsachgemäß abgestellte Müll werde in einem 18-Kubikmeter-Container auf dem Gelände der Technischen Dienste entsorgt, informiert die Sprecherin der Stadtverwaltung, Beatrix Grüninger.
Zweimal wöchentlich würden die Stellplätze durch zwei TD-Mitarbeiter gereinigt, doch blieben diese selten lange sauber. „Oft sieht es am nächsten Tag oder spätestens am Wochenende wieder genauso aus“, so die Stadtsprecherin.
Bestehende Müll-Regelungen interessierten offenbar nicht mehr. Containerstandorte würden oft als Entsorgungsort für alle Arten von Müll missbraucht. Ganz übel sehe es dabei an der Bregstraße, ehemals Real, an der Friedrich-Ebert-Straße, Bereich Gerbewies und am Parkplatz unter der Schellenbergbrücke aus.
Der ehrenamtliche Verein Help-World e.V. mit Sitz in St. Georgen hat in Donaueschingen acht bis zehn Container stehen. Die Kleidung wird vorsortiert. Was gut erhalten ist, wird nach Südost- und Osteuropa transportiert. Vor ein paar Wochen gab es um den Container beim Getränkehandel Biedermann Ärger. „Da sind wir schnell hingefahren und haben selbst sauber gemacht“, sagt Klaus Engesser. Der gebürtige Pfohrener ist einer von zehn Ehrenamtlichen, die sich um die Textilreste kümmern.

Die Firma stellt auch an der Schweizer Grenze Container auf. Waldshut-Tiengen, Rheinfelden, Weil am Rhein. Da gehe es viel schlimmer zu in Sachen Müll. „Aber die Probleme haben wir überall.“
Ekel-Höhepunkt war ein totes Schaf
Einmal, so sagt er, habe sogar ein totes Schaf aus dem Container holen müssen. Unglaublich ekelhaft. Das Müllaufkommen habe zugenommen, die Qualität der Kleidung abgenommen. Minderwertiges Zeugs der Modeketten und die im Internet bestellbare Ware eines chinesischen Billigstanbieter. „Da liegen dann Nike-Mützen noch im Plastik im Container.“
Wenn die noch tragbare Kleidung von Anfang an schäbig oder später verunreinigt ist und Ehrenamtliche bei den Hilfstransporten um ihr Leben fürchten müssten, stelle sich die Frage, ob die Container noch Sinn machten. Übrig blieben nur noch die großen Anbieter. „Die entsorgen dann wie bei den Glascontainern“, meint er. Also mit großem Greifer, alles auf einen großen Haufen und in Richtung Entsorgung.
Auch die Kleidercontainer des Rotkreuz-Kreisverband werden mit dem Landratsamt regelt. „Grundsätzlich funktioniert das sehr gut und es ist auch aufgeräumt. Aktuell ist das der Urlaubszeit geschuldet“, räumt Geschäftsführer Tobias Rosenstiel zeitweilige Missstände ein. Es werde zeitnah aufgeräumt. „Aber es ist schwer in Griff zu halten.“ Ist gerade an einem der fünf Container in der Kernstadt sauber, könne gleich darauf ein Auto mit Anhänger kommen und der Platz sei wieder vermüllt.

Zugenommen habe auch die Tendenz, Müll in die Container zu stecken. Restmüll, Windeln und Pampers seien eklig und eine Zumutung für jeden, der den Container leeren muss. Wenn aber, wie geschehen, auch noch ölige Putzwolle eingeworfen wird, ist die Ware dann schlicht verdorben.
An der Schulstraße betreibt das DRK die Kleiderwelt. „Das ist eine gute Sache“, sagt Rosenstiel. Die Leute kämen mit zusammengelegten, ordentlichen Sachen, die man bedenkenlos weitergeben könne. Warum sollte man gut erhaltene Kleidung nicht ausschließlich zur Kleiderwelt schaffen? „Das haben wir versucht. Dann hatten wir aber wieder die Kleidersäcke vor der Tür und die Anwohner beschwerten sich“, so Rosenstiel.
DRK will mit Kleidern kein Geld verdienen
Auch wenn sich das Umfeld verschlechtert: Aufgeben werde das DRK die Container nicht. Es sei wichtig, etwas vorrätig zu haben für Flüchtlinge oder wenn man im Katastrophenfall helfen muss. „Im Übrigen wollen wir ja kein Geld verdienen“, betont Rosenstiel. Was reinkommt, fließt in die sozialen Verpflichtungen des DRK.
Der Schwarzwald-Baar-Kreis selbst betreibt in Donaueschingen insgesamt elf Container, davon sieben im Stadtgebiet und vier beim Recyclingzentrum. Mit diversen Firmen hat er Verträge geschlossen. Diese regeln die Bedingungen. „Der Auftragnehmer hat zudem eine möglichst hochwertige stoffliche Verwertung der nicht mehr tragfähigen Bekleidung auf dem jeweiligen Stand der Technik zu erreichen“, erläutert Kristina Diffring, Referentin des Landrats auf Anfrage.
Schlecht, wenn das Basismaterial dafür nicht passt. Die Sammelmengen, so Diffring, seien seit zehn Jahren etwa relativ konstant. Zuletzt seien sie eher etwas gestiegen. Schwieriger geworden sei die Absatzsituation. Zu nennen sei die Billigware, die vornehmlich aus Fernost auf den Textil-Erstmarkt dränge.
Diese Kleidungsstücke werden zu Dumpingpreisen angeboten und penetrant beworben, weisen jedoch eine deutlich schlechtere Faserqualität und relativ hohe Kunststoffanteile auf, was sich negativ auf die Wiederverwendung auswirkt. Die niedrigpreisige Ware präge zunehmend das Kaufverhalten vieler Menschen und setze den Second-Hand-Markt zusätzlich unter Druck.