850 Einwohner und eine barocke Dorfkirche, die Kunstinteressierten mitunter ein Umweg über den Hüfinger Stadtteil wert ist. Das ist Mundelfingen. Und wer sich der Kirche St. Georg nähert, fährt auf der nach dem Baumeister benannten Peter-Thumb-Straße.

Täter versucht zu fliehen

Hier fand am frühen Freitagmorgen, 23. August, eine Gewalttat statt, die den Menschen in Mundelfingen bis heute nachgeht. Ein 18-Jähriger zückt laut Polizei ein Messer und sticht damit seinem 16-jährigen Kontrahenten in den Rücken. Ein Zeuge hilft, die Blutung zu stillen, der junge Mann wird ins Krankenhaus eingeliefert. Der Ältere versucht vergeblich zu fliehen, als die Polizei ankommt.

Täter und Opfer kannten sich nicht

Diese grobe Schilderung des Ablaufs stammt aus dem Bericht der Polizei am selbigen Tag. Allerdings hatten Täter und Opfer gar nicht den verbalen Streit, der der Messerattacke vorausgegangen war. „Täter und Opfer haben sich an diesem Abend das erste Mal gesehen“, schildert Daniel Brill vom Polizeipräsidium Konstanz, in welcher Beziehung die beiden jungen Männer stehen.

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Auslöser der Tat sei eine verbale Auseinandersetzung zwischen dem 18-Jährigen und einer Frau gewesen. Das Opfer wollte schlichtend eingreifen und wurde vom 18-Jährigen mit einem Messer attackiert und trug ernsthafte Verletzungen davon.

Nach dem Stich habe sich bei dem Opfer ein Hämatopneumothorax ausgebildet, heißt es weiter seitens der Polizei. Ein Hämatopneumothorax entsteht nach einer Verletzung des Brustkorbs (Thorax). Als Ursache kann eine Verletzung der Lunge oder der Atemwege vorliegen. Der Hamatopneumothorax wurde chirurgisch drainagiert – ein medizinischer Eingriff, der zur Entlastung einer kollabierenden Lunge angeraten wird.

Ohne Behandlung wäre es lebensbedrohlich geworden

So weit ins Detail geht die Antwort der Polizei allerdings nicht. „Ohne Behandlung hätte die Verletzung durchaus lebensbedrohlich sein können“, so der Polizeisprecher. Das Opfer wurde am Montagmorgen, 26. August, aus der Klinik entlassen.

Der mutmaßliche Täter ist auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaften Konstanz und Rottweil konferieren derzeit über eine Haftprüfung, beziehungsweise einen Bewährungswiderruf. Das heißt, der mutmaßliche Täter ist kein unbeschriebenes Blatt und hat gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen.

Vom Messerangriff in Mundelfingen erfährt Ortsvorsteher Michael Jerg im Urlaub in den Bergen. „Sind das Mundelfinger?“, heißt die Frage, die ihm sofort durch den Kopf geht. Gepaart mit inständigem Hoffen, dass in sein ruhiges, friedliches Dorf nicht Einheimische selbst die gefährliche Welt da draußen bringen.

Mehrere Stunden telefoniert Jerg herum, lässt Nachforschungen anstellen und fragt Anwohner der Peter-Thumb-Straße, ob sie etwas gesehen haben. Dann hört er, dass der mutmaßliche Täter wie auch sein Opfer nicht in Mundelfingen leben. Nach seinen Informationen lebt der Ältere im Kreis Tuttlingen, der Jüngere im Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Polizei bestätigt das.

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Aber warum kam es zu der Bluttat? Jerg vermutet eine private Fete, die am frühen Morgen aus dem Ruder lief. Natürlich sieht der Ortsvorsteher einen Zusammenhang mit der ungleich schrecklicheren Bluttat in Solingen.

Nicht nur, weil beide Messerattacken am selben Tag stattfanden. „Es ist eine Aufgabe für die Politik, hier eine Lösung zu finden“, sagt er. Jerg ist für ein Messerverbot in der Öffentlichkeit. Wobei es in Ordnung wäre, wenn Taschenmesser wegen ihres geringeren Verletzungspotenzials hiervon ausgenommen blieben.