Der Donaueschinger Standort des Schwarzwald-Baar-Klinikums war in den vergangenen zwei Jahren hauptsächlich für eines bekannt: die Versorgung und Betreuung der an Covid-19 erkrankten Menschen.

Viele andere Bereiche aus dem Donaueschinger Teil des Klinikums mussten dafür zurückstecken. „Die Entscheidung für Donaueschingen hat auch damit zu tun, dass wir hier mit dem Lungenzentrum das geballte Wissen für diesen Bereich konzentriert haben“, sagt Matthias Geiser, Geschäftsführer des Schwarzwald-Baar-Klinikums.

Mit dem Abklingen der Pandemie und der Wiederaufnahme des üblichen Betriebs, gehe es jetzt um die inhaltliche Weiterentwicklung des Standorts Donaueschingen, so Geiser weiter. In Strategiegesprächen und einem eigens dazu erarbeiteten Papier ist diese Entwicklung festgehalten.

Wie sieht sie konkret aus?

„Wir haben hier zwei Schmuckstücke“, sagt Matthias Henschen, ärztlicher Direktor des Schwarzwald-Baar Klinikums. Damit meint er das regionale Schmerzzentrum und die Altersmedizin. Sie sollen weiter ausgebaut werden. „Es geht hier um keine Behandlung, die mit einer Maßnahme erledigt und alles wieder gut ist“, so Henschen.

So werde eine Konzept für die multimodale Schmerztherapie umgesetzt, nach dem chronische Schmerzpatienten stationär behandelt werden können. „Wir haben uns entschieden, uns hier vorzuwagen und das aufzubauen“, sagt Henschen. Aktuell besitzt das Zentrum sechs Betten und soll auf 18 aufgestockt werden.

Im Schmerzzentrum werden auch Spezialkräfte gebraucht, die eigens dafür geschult wurden, etwa eine Schmerz-Schwester: „Es geht hier um Menschen mit chronischen Schmerz-Episoden“, sagt Henschen. Dazu zählen sehr häufig Rückenschmerzen. Aber auch onkologische Krankheitsbilder gehören dazu: „Etwa ein Tumor, der Schmerzen verursacht und das Leben der Betroffenen schwer beeinträchtigt.“

Alterszentrum

Vor der Pandemie habe man indes schon mit dem Aufbau der Geriatrie, der Altersmedizin begonnen. „Wir wurden hier von Covid unterbrochen“, erklärt Henschen. Ältere Menschen seien nach schweren Krankheiten zum Teil wieder mobilisierbar, „etwa nach Schlaganfall oder Herzinfarkt. Sie müssen dann nicht automatisch ins Pflegeheim, sondern man arbeitet mit Möglichkeiten, sie wieder zu mobilisieren“, so Henschen. Dazu werde interdisziplinär gearbeitet, mit Therapeuten, Logopäden, Psychologen, Pflegekräften, Ärzten, dem Sozialdienst und weiteren Mitgliedern.

Seit Januar gibt es in Donaueschingen etwa eine geriatrische Institutsambulanz. Ziel sei es hier, die hausärztliche Versorgung bei der ambulanten Abklärung geriatrischer Krankheitsbilder zu unterstützen. Auch sei das Kontinenzzentrum seit Anfang des Jahres in Donaueschingen: „Das spielt bei der Altersmedizin eine Rolle“, sagt Henschen.

Ambulantes OP-Zentrum

Ein dritter großer Bereich betreffe die Entwicklung zu einer Ambulantisierung, erklärt Matthias Geiser. Hier gebe es politischen Druck und das Gesundheitsministerium werde entsprechende Anreize setzen, dass größere Anteile der Versorgung ambulant geschehen können.

„Der aktuelle Fachkräftemangel wirkt da als Katalysator“, sagt Geiser. Darauf wolle man reagieren und das ambulante Operieren ausbauen: „Die Nachfrage wird steigen“, so der Geschäftsführer. Dazu werde man das OP-Umfeld ertüchtigen und weiter ausbauen. Die Anpassung soll 2023 erfolgen. Der Platz dafür sei in Donaueschingen vorhanden.

Und um wie viel soll der ambulante Anteil aufgestockt werden? Fest stehe das noch nicht, aber „vom Gefühl her sicher nicht nur ein bis zwei Prozent“, sagt Henschen. Das Thema sei wissenschaftlich untersucht worden, dabei liege man bei etwa 20 Prozent: „Wenn dann noch die tatsächlichen Begebenheiten berücksichtigt werden, liegen wir sicher bei acht bis zehn Prozent“, sagt Geiser.

Der Standort Donaueschingen des Schwarzwald-Baar-Klinikums. Hier werden jetzt bestimmte Schwerpunkte weiter ausgearbeitet. Etwa das ...
Der Standort Donaueschingen des Schwarzwald-Baar-Klinikums. Hier werden jetzt bestimmte Schwerpunkte weiter ausgearbeitet. Etwa das Wundzentrum und der altersmedizinische Bereich. | Bild: Simon, Guy

Aktuell werde in Donaueschingen an zwei Tagen die Woche ambulant operiert. In den nächsten Monaten soll der OP-Bereich baulich ertüchtigt werden, um bessere Prozesse und mehr Komfort für die Patienten zu ermöglichen.

Zukunft der Notaufnahme

Was in Donaueschingen ebenfalls wieder 24 Stunden geöffnet sei, das sei die Notaufnahme. Eine Entwicklung, die nicht üblich sei. „Die Weiterentwicklung ist jetzt davon abhängig, wie der Gesetzgeber hier entscheidet,“ sagt Geiser. Das soll ebenfalls 2023 geschehen. „Es wird entsprechende Vorgaben geben, die das regeln.“

Solche Vorgaben könnten etwa sein, ob es am jeweiligen Standort eine Intensivstation gibt, oder nicht. Könnte das auch bedeuten, dass der Notaufnahmen-Standort verschwinden könnte: „Das wäre jetzt spekulativ, aber man kann es auch nicht völlig ausschließen“, so Geiser. „Es gibt Dinge, die kann kam nicht mehr erfüllen.“

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Allerdings, das betonen beide, sei Donaueschingen kein „Anhängsel mit kleinen Leistungen.“ Der Standort habe seinen eigenen Wert. „Etwas das Lungenzentrum, in dem schwere Lungenleiden behandelt werden oder komplizierte Operationen in der Thorax-Chirurgie erfolgen“, so Henschen, „wir haben hier sehr wertvolle Bereiche.“ Und die sollen jetzt weiterentwickelt werden.