Wenn in Donaueschingen die Bezeichnung Kultkneipe angewandt werden kann, dann sicher auf den Roten Hans in der Sennhofstraße. Die Kneipe, die mittlerweile besser unter der Bezeichnung Gasthaus durchgeht, wurde 1893 gegründet und hat schon viele Wirte kommen und gehen sehen, um die es alle etliche Geschichten gibt. Zuletzt haben die Urenkelin des originalen Roten Hans, Johann Gaisser, Christina Gaisser und Giuseppe Luciano den Betrieb übernommen. Damit ist jetzt allerdings Schluss.

Fast genau auf den Tag drei Jahre lang wirteten Gaisser und Luciano in der Traditionskneipe. Christina Gaisser muss nun jedoch die Reißleine ziehen, und wird am 21. Dezember die urige Kneipe an der Sennhofstraße schließen.

Der Rote Hans, Johann Gaisser in der Bildmitte. Erkennbar ist er an seiner Kropf-Wucherung am Hals. Er ist Gründer des Gasthauses in der ...
Der Rote Hans, Johann Gaisser in der Bildmitte. Erkennbar ist er an seiner Kropf-Wucherung am Hals. Er ist Gründer des Gasthauses in der Sennhofstraße. | Bild: Franz Krickl

Warum schließt der Rote Hans?

„Wir hatten drei tolle Jahre, aber es geht jetzt einfach nicht mehr. Zum einen die Doppelbelastung durch unsere Hauptjobs von mir und Giuseppe, und den etwas gesundheitlichen Problemen von Giuseppes Mama, die eine große Hilfe in der Küche war“, erklärt die Hobby-Gastronomin.

Denn, seit die Beiden dem Roten Hans vor drei Jahren wieder Leben einhauchten, haben sie einiges verändert. So gibt es jetzt eine üppige Speisenkarte in der früher eher als Bierkneipe bekannten Lokalität, und durch das neue Konzept florierte die Wirtschaft dermaßen, dass man ohne Reservierung keinen Tisch mehr bekam. „Wir hatten zwar von Donnerstag bis Samstag jeweils nur an drei Tagen abends geöffnet, aber die Besucher kamen in Scharen“, sagt Gaisser.

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Neben dem Hauptberuf

Das Problem ist die dadurch entstehende Mehr-Belastung. Die beiden können das Ganze nebenberuflich nicht mehr alleine stemmen. Und somit entschied man sich schweren Herzens, diesen Schritt zu gehen: „Wir waren mit sehr viel Herzblut dabei, und es hat auch richtig Spaß gemacht, und ich glaube auch der Erfolg gab uns recht“, so Gaisser.

Wer jetzt über das Ende der Kultkneipe schon betrübt ist, muss allerdings den Kopf nicht hängen lassen. Denn wie so oft beim Roten Hans: Es stirbt nicht, sondern verändert sich nur. Bereits Mitte Januar soll es weitergehen: „Wir waren schon in erfolgreichen Gesprächen mit neuen Wirten, und denken, wir haben schon eine neue perfekte Lösung“, erklärt Christina Gaisser. Denn es war den Wirtsleuten sehr wichtig, dass es weitergeht. Immerhin steht hinter dem Betrieb auch eine weit zurückreichende Tradition.

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Und nicht zuletzt gibt auch der Erfolg recht: „Wir haben in den letzten drei Jahren so viel Zuspruch bekommen, und wünschen uns, dass es genauso weitergeht“, sagt Gaisser. Davon zeugt ein Gästebuch, das mit viel Lob von zufriedenen Besuchern übersät ist. „Wir hatten Taufen, Weihnachtsfeiern, Geburtstage und sogar eine Hochzeitsfeier im Roten Hans“, schwärmt die 31-Jährige.

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Kultkneipe mit Geschichte

Der große Zuspruch lag nicht zuletzt an der Historie der Kultkneipe. Hier trafen sich seit Jahrzehnten zahlreiche Eschinger, es war einfach Kult, im Roten Hans vorbeizuschauen. „Unser Publikum liegt zwischen 16 Jahren und 93 Jahren. Und viele der Älteren wissen zahlreiche Geschichten und Anekdoten, die sie mit anderen Gästen gerne teilen“, so Gaisser.

Die Märtel war die Tochter von Johann Gaisser, dem originalen roten Hans. Sie sorgte für viele Anekdoten im Roten Hans.
Die Märtel war die Tochter von Johann Gaisser, dem originalen roten Hans. Sie sorgte für viele Anekdoten im Roten Hans. | Bild: Franz Krickl

So etwa von der früheren Wirtin Märtel, einer Tochter des roten Hans. Wenn sie den Tee zubereitete, dann schwammen da schon mal die Fettaugen aus dem Wurstkessel drin. Und der rote Hans selbst habe mal ein Pferd verkauft, das sich, als der Käufer es aus dem Stall abholen wollte, als Schaukelpferd aus Holz herausstellte. Streit gab es allerdings keinen. Man trank zusammen – und alles war wieder gut. Und eine weitere Anekdote reihte sich in die Liste der zahlreichen Geschichten rund um die Kneipe ein. Auch die Fürstin sei das ein- oder andere Mal im Roten Hans anzutreffen gewesen.

Bis zum Schluss viel zu tun

Bis zum letzten Öffnungstag am 21. Dezember haben Gaisser und Luciano jedoch noch viel zu tun, denn der Rote Hans ist bereits komplett ausgebucht. Stolz ist auch Hans-Peter Gaisser, der Papa von Christina, was seine Tochter und Giuseppe in den vergangenen drei Jahren geleistet haben. Er selber war auch schon Wirt im Roten Hans, und zwar von 1972 bis 1975, und hat die beiden tatkräftig unterstützt.