Die Kundschaft ist zurück in den Läden, die Händler sind mit dem Interesse der Einkäufer in den ersten Tagen nach Wiedereröffnung zufrieden, so die allgemeine Bilanz. In einem sind sie sich aber ebenfalls sicher: In diesem Jahr dürfen sich die vierwöchigen Ausfälle wegen der zwangsweisen Schließung ausgleichen lassen.

Einen Trend hat Axel Beurer, Inhaber von Morys Hofbuchhandlung an der Karlstraße, bereits entdeckt. „Romane sind gegenwärtig sehr gefragt“, sagt er. Offenbar suchen die Leute nach Unterhaltungsmöglichkeiten in den eigenen vier Wänden. Übers Wochenende hat Beurer eine Spuckschutzscheibe an der Kasse und Abstandsmarkierungen eingebaut, Desinfektionsmittel steht bereit. Was ihm an Umsatz weggebrochen ist, das Ostergeschäft etwa, dürfte weiter fehlen, doch stimme die Entwicklung der ersten Tage hoffnungsvoll. „Die Kurzarbeit können wir aufheben.“ Insgesamt dürfte der Buchhandel mit einem blauen Auge davon gekommen sein.

Nach vier Wochen ohne Einnahmen spürt ein paar Häuser weiter Patrick Schmoll eine große Erleichterung. Hemden, Jeans, kurze Hosen wurden dieser Tage schon gekauft. Sommerware eben, aber die Sommerkollektion finde nur eine begrenzte Zeit Interesse. Schmoll ist ein Verfechter von „Buy Local“, des Ansatzes seine Einkäufe im Heimatort zu erledigen. „Denn sonst haben wir in zehn Jahren eine leere Innenstadt“, warnt er. Trotz der neurlichen Kundenströme – Frauen erfahrungsgemäß früher als Männer – fühlt er sich mit seinem Geschäft keineswegs über den Berg.
Herrenanzüge wenig gefragt
Wo Events und Messen wegfallen, falle auch der Umsatzbringer Herrenanzug aus der Kalkulation. Unklar ist zudem, was sich die Leute in der Krise leisten werden. Mit Sorge sieht er auf seine Lieferketten. „In Italien stand die Produktion fünf Wochen still. Die würden jetzt eigentlich meine Herbstware nähen“, blickt er voraus. Fürs laufende Jahr rechnet er mit einem Umsatzrückgang von 20 Prozent.

Gerhard Bombeiter kann bei seinem Schuh- und Sportgeschäft in Bräunlingen auf Stammkundschaft setzen. Gut war das Kundeninteresse seit Montag. Die vergangenen vier Wochen war er nicht untätig. „Wir haben leichte Ladenumbauten vorgenommen und die Schaufenster neu dekoriert“, sagt er. Beispielsweise sind neben den Schuhen Ziffernschilder platziert. Kunden konnten so während der Schließung ihre Schule mit passender Größe ordern. Aber auch in den sozialen Netzwerken machte Bombeiter auf sich aufmerksam.
Absagen machen Sorgen
„Im Moment verkaufen sich Sport- und Outdoorschuhe gut, elegante Schuhe eher nicht“, sieht der Inhaber einen Zusammenhang mit angesagten Corona-Freizeitbeschäfitigungen. Mit Sorge blickt er auf die Absagen von Großereignissen. Würde die Kilbig ausfallen, fehlte ihm mangels Sonntagsverkauf ein großer Umsatzanteil. Dennoch gibt er sich zuversichtlich, denn „steckt man den Kopf in den Sand hat man doch schon verloren.“

Für Blumengeschäfte verlief die plötzliche Zwangsschließung besonders schmerzlich; werden doch dort sehr verderbliche Waren verkauft. Teils an die Nachbarschaft verschenkt hat Rosmarie Nowomiejski ihre Blumen, die in Hüfingen „Rosis Blumenstudio“ betreibt. Die Auswahl an blühenden Blumen und Gestecken hat sie seit Montag langsam erhöht.
Die Kundschaft kommt ins Geschäft an der Hauptstraße. Kaufinteresse paart sich mit einem verbalen Schulterklopfen. „Schön, dass ihr noch da seid.“ Gleichwohl: der insbesondere über die Osterfeiertage entgangene Umsatz lasse sich „nie mehr einholen“, sagt die Unternehmerin. Aber auch die abgesagten Kommunionen und weitere Veranstaltungen, die ausfallen, bieten nicht die gewohnten Umsatzmöglichkeiten.
Kein finanzielles Polster hat Sarah Breinlinger, die erst vor etwa einem Jahr das Juweliergeschäft Mardorf übernommen hat. Auch Renovierungen fielen im neu gestalteten Ladenlokal nicht an. Sie setzt auf ihr „super Team“, um diese Zeiten durchzustehen. In den ersten Tagen verzeichnete sie ein großes Interesse an Reparaturannahmen wie auch -rückgaben. Aber auch das eine oder andere Geschenk oder selbst gekaufte Schmuckstück ging schon über den Ladentisch.

„Sporttaschen und Koffer verkaufen sich gerade gar nicht“, sagt Joachim Schmid, der das Lederwarengeschäft Obergfell führt. Fitnessstudios haben geschlossen und an Urlaub wagt niemand zu denken. In den ersten Tagen hat er Erstklässlerschulranzen und Taschen verkauft. Erstere sind normales Saisongeschäft, wenngleich nach hinten geschoben. „Die vergangenen vier Wochen sind umsatzmäßig weg“, ist er sich sicher.

Gut Betrieb herrschte die ersten Tage im Haushalts- und Spielwarengeschäft Thedy. „Die Kinder lösten ihr Ostergeld ein und die Erwachsenen kauften Dinge des täglichen Bedarf, oft Haushaltsgegenstände“, zieht Inhaber Gerhard Werb eine erfreuliche Zwischenbilanz. Auch er erlebte viel Aufmunterung seitens seiner Kunden, gleichwohl fehlt Umsatz. Der während der Schließung angebotene Abholservie habe nämlich nur einen Bruchteil des normalen Osterumsatzes gebracht.