Es war wie eine Vollbremsung. Als die Corona-Verordnungen in Kraft traten, lief das öffentliche Leben plötzlich auf Sparflamme. Ebenso das geschäftliche. Zur Erleichterung vieler Händler wird die Regelung jedoch gelockert, Geschäft mit einer Fläche bis zu 800 Quadratmetern dürfen ihre Pforten für Kunden wieder öffnen. Unter welchen genauen Auflagen das geschehen soll, wird von der baden-württembergischen Landesregierung erst noch exakt festgelegt.
- Thedy: „Es ist natürlich ein freudiger Moment“, sagt Gerhard Werb vom Haushaltswaren- und Spielzeuggeschäft Thedy in der Karlstraße. Allerdings sei noch unklar, unter welchen Auflagen die Öffnungen erfolgen können. Dafür müsse sich erst die baden-württembergische Landesregierung entscheiden. Damit ist voraussichtlich irgendwann am Wochenende zu rechnen: „Von der Schließung erfuhr ich um 1 Uhr morgens“, sagt Werb. Dennoch bereite man sich auf die Öffnung vor, telefoniere mit den Angestellten, bestelle Ware. „Die normalen Tätigkeiten werden wieder aufgenommen.“ Was an Auflagen zu erwarten sein wird? „Vermutlich so etwas wie das Kleben der Sicherheitsabstände. An der Kasse haben wir bereits einen Spuckschutz montiert“, erklärt Werb. Er ist auch froh über die Maßnahme, da durch die Verordnung auch viele Einzelhändler in Not geraten sind: „So lange kann nicht jeder durchhalten.“ Ob ein Geschäft die Corona-Krise überstehe, das zeige sich jedoch nicht unmittelbar nach Lockerung der Verordnung: „Die Kfw-Kredite haben strenge Auflagen und werden nach etwa vier bis fünf Jahren zurückgefordert“, so Werb. Für manches Geschäft ein schleichender Tod.
- Mory‘s Hofbuchhandlung: Hier wolle man nun abwarten, was an Auflagen kommt: „Wir verfallen nicht in blinden Aktionismus, ich warte ab, was kommt“, sagt Inhaber Axel Beurer. Die Veränderung kam für ihn überraschend: „Die Schließung kam schnell, ebenso jetzt die Öffnung.“ Man habe davor zwar weitergearbeitet, allerdings gestalte sich das Zustellen der Bücher schwierig: „Post- und Paketdienste sind derzeit auch überfordert und man muss teilweise mit einer Lieferzeit von fünf bis sieben Tagen rechnen“, erklärt er. „Allerdings nicht verwunderlich. Immerhin haben sie es mit einem Volumen auf Weihnachts-Niveau zu tun.“ Die innerstädtischen Lieferungen funktionieren gut, auch das Abholen beim Geschäft. „Ich erinnere mich, wenn meine Eltern von der Ölkrise und dem autofreien Sonntag gesprochen haben. Sonderlich berührt war ich da nicht. Jetzt habe ich allerdings selbst so eine Geschichte.“
- Osiander: „Uns fällt ein Riesenstein vom Herzen“, sagt Simone Zimmermann, Filialleiterin der Buchhandlung Osiander. Hier arbeite man mit einer Abholstation, die aber nicht das Stöbern im Geschäft ersetze. „Wir merken das im Webshop. Wurde früher ein Buch gezielt gesucht, wird jetzt auch eher mal suchend durchgeklickt“, so Zimmermann. Auf die möglichen Auflagen bereite man sich entsprechend vor: „Wir haben eine kleine Café-Station, die nicht öffnen wird. Wir haben Desinfektionsmittel und zuvor schon Schutzmasken bestellt. Es war ja klar, dass bei einer Öffnung das Virus noch nicht weg sein wird.“ An der Kasse werde man einen Spuckschutz anbringen. „Die Schlange dort zu kanalisieren wird auch kein Fehler sein.“ Man freue sich, aber die Ungewissheit bleibe weiter bestehen, wenn auch ein wenig geringer. „Ich denke jedem ist klar, dass man sich dann nicht ewig aufhalten oder den Einkauf als Familienausflug gestalten kann. Die meisten haben das verstanden.“
- Radcenter Rothweiler: Von Reparaturannahme auf Fachgeschäft stellt am Montag auch Josef Rothweiler vom gleichnamigen Radcenter um. Eine Bank mit Schild und Absperrband zeigten in den vergangenen Wochen: Weiter geht es nicht. Kaputte Räder wurden gebracht, kleine Artikel konnten ohne Beratung erworben werden. „Und so mancher meinte, in dieser Zeit ein Schnäppchen machen zu können“, schmunzelt der Händler. Er setzt auf sichere Qualitätsräder, Service und Beratung. Die sei inzwischen sehr aufwendig geworden: ebenso wie der Ansatz, beim Preis zu feilschen. Der Verkaufsladen steht voller Frühlingsware. Ob gekauft wird? Rothweiler ist skeptisch. Zum einen, weil den Leuten der Geldbeutel enger sitzt; zum anderen, weil die Lust, sich ein neues Fahrrad zuzulegen, sich in der Regel auf die Monate März bis Mai beschränkt. Diese Zeit sei schon halb vorbei.

- Einrichtungshaus Häring: „Wir öffnen am Montag aber wer wird wohl kommen“ sagt Joachim Häring vom gleichnamigen Einrichtungshaus. Die Leute seien vermutlich nicht in Kauflaune. Und für Möbel vermutlich schon gar nicht. „Die Verunsicherung sei groß. Wie stark die Corona-Krise auf die Finanzen stoße, sei vermutlich erst gegen Jahresende messbar sein. „Zum Glück sind wir bei Aufträgen bis zum Jahresende ausgelastet“, führt Häring weiter aus. Neue Order kämen allerdings gegenwärtig nicht rein.
- Autohaus Erndle: Auf dem Hof reihen sich die bestellten Autos. Jürgen Erndle vom gleichnamigen Autohaus freut sich, dass es am Montag wieder ein wenig in Richtung Normalisierung geht. Während die Werkstatt aufrechterhalten werden konnte, lief der Verkauf mühselig. Abstandsregeln und kontaktlose Übergabe von Schlüsseln und Papiere konnten in der Werkstattphase eingeübt werden. Darauf könne man aufbauen: Jetzt, wenn im Frühling die Lust auf ein neues Fahrzeug am größten ist. Seit 1966 besteht das Autohaus, das zwölf Mitarbeiter beschäftigt. Ab April musste erstmals in der Firmengeschichte für zwei Wochen Kurzarbeit angemeldet werden. So „verbessert jedes verkaufte Auto, das vom Hof rollt, unsere Zukunftsperspektiven“, sagt Erndle und fügt einen dringenden Wunsch an. Unbedingt müsse die Kfz-Zulassungsstelle in Donaueschingen wieder öffnen.

- Südstern-Bölle: Froh ist man hier, den Verkaufsraum nutzen zu dürfen. Momentan geht es noch darum, die notwendigen Schutzmaßnahmen zunächst in Erfahrung zu bringen und zu installieren. Der neue Vorstand von Südstern Bölle, Ingo Engel blickt mit Dankbarkeit auf die Disziplin der allermeisten Bürger. Ohne sie wären die Erleichterungen nicht so früh möglich gewesen.
- Autowelt Schuler: „Jetzt hoffen wir, dass die Leute kommen“, sagt Marc Schlosser, Serviceleiter bei Autowelt Schuler in Donaueschingen. Die Ausstellungshalle sei wieder offen und mit Sichtschutz, Abstandsmarkierungen und Absperrrungen auch gerüstet für den Publikumsverkehr.

- Blumenhaus Kopp: Maximal zwei Kunden dürfen ab Montag das Blumenhaus Kopp betreten. Inhaberin Christa Schrenk startet nicht mit einem maximalen Angebot. „Die Hauptpflanzsaison ist ohnehin schon vorbei“, sagt sie. Der Umsatz sei schon vor der Zwangsschließung eingebrochen. Wo es keine Veranstaltungen mehr gibt, brauche es auch keinen Blumenschmuck. Dabei schaffe der Osterverkauf das Polster für den schwächeren Verkauf im Sommer.

Das sagt die Stadt
Der sozusagen „von heute auf morgen“ angeordnete Stillstand brachte viele Gewerbetreibende aller Branchen und Tätigkeitsfelder in eine gravierende Wirtschaftliche Zwickmühle. Dem Handel ist zum Beispiel das wichtige Ostergeschäft komplett ins Wasser gefallen, sagt OB Erik Pauly. Deshalb erachtet die Stadt Donaueschingen eine verantwortungsvolle und damit einhergehende schrittweise Auflockerung der geltenden Restriktionen für vernünftig. Die Gewerbetreibenden müssen wieder ein Stück weit zur „Normalität“ zurückfinden können. Im Lebensmittel- und Drogeriebereich konnten in den letzten Wochen bereits viele Erfahrungen zu Infektionsschutz- und Hygienemaßnahmen gesammelt werden. Deshalb geht die Stadt Donaueschingen davon aus, dass auch in anderen Geschäften strenge Hygienestandards umgesetzt werden können. Sorge bereitet nach wie vor der touristische Sektor mit Gastronomie, Hotellerie und Freizeitbranche, der besonders erheblich durch die aktuelle Krise betroffen ist. „800 Quadratmeter Verkaufsfläche sind aber hoch angesetzt“, geht Pauly auf ein weiteres Kriterium der Regellockerung ein. In Donaueschingen sei davon auszugehen, dass der überwiegende Anteil der Betroffenen unterhalb dieser Grenze liegt. „Wir können daher mit dieser Regelung gut leben“, sagt der OB.