„Es gibt nichts, was sich nicht besprühen lässt. Außer es ist flüssig.“ Das sagt Torben Störmer, ein Airbrush-Künstler mit Wohnadresse in Donaueschingen. Vor elf Jahren hat sich der 33-Jährige seine erste Spritzpistole und seinen ersten Kompressor gekauft, ein 80-Euro-Angebot auf ebay. Doch das Set habe nichts getaugt, eher für Frust statt für Lust gesorgt. Deshalb rät er allen Anfängern, zwischen 200 bis 300 Euro in ein Airbrush-Set zu investieren.
„Das ist aber kein Airbrush, das ist doch ein Foto.“ Diesen Satz hört der Projektleiter bei dem Niedereschacher Motorradzubehör-Ausstatter Touratech immer wieder, wenn er Besuch erhält. Doch das so ausdrucksstarke Gesicht einer alten Frau ist gesprüht. Und es ist keine Arbeit, die ein Anfänger hinbekommen würde. „Ich habe als Kind und Jugendlicher viel gezeichnet und merkte irgendwann, dass ich mich da nicht mehr weiter entwickle. Ich wollte etwas Neues ausprobieren und so kam ich zum Airbrush.“

Beigebracht hat er sich sein Kunsthandwerk mithilfe von YouTube und Facebook-Foren. Nach rund vier Jahre, so erinnert sich Störmer, habe er sich gesagt: „So langsam wird‘s ja was“. Gesichter zu sprühen, das sei schon „hohe Schule“. Und so geht‘s:
Störmers Ziel ist es, sein Hobby irgendwann zum Beruf zu machen. Seit einem Jahr gingen immer mehr Anfragen bei ihm ein. Seine Werke tauchen auch in der Öffentlichkeit auf, zum Beispiel im Donauschinger Irish-Pub auf der Herrentoilette.

Oder bei Steiger, dem Donaueschinger Fachgeschäft für Dächer und Fassaden.
Dieser Kühlschrank im Eventkeller macht auch einiges her.
Ein großes Projekt hat Torben Störmer in Zusammenarbeit mit der Lackiererei Kaupp realisiert: Die Farben der Jim-Knopf-Bahn im Europa-Park Rust sind „made in Donaueschingen„. Auch einige Tuning-Autos tragen die Handschrift des gelernten Groß- und Außenhandelskaufmanns. Dabei wird zunächst das Auto in der Grundfarbe lackiert, es folgt die erste Schicht mit Klarlack. Anschließend wird die Karosserie angeschliffen, dann kommt das Airbrush-Motiv drauf. Das wird mit zwei Klarlack-Schichten geschützt.

Was kostet es, sein Auto mit Airbrush einen ganz individuellen Touch zu geben? Da könne schon ein fünfstelliger Betrag zusammenkommen, sagt Störmer. Es geht aber auch günstiger. Ein aufgemotzter Tankdeckel ist für 50 Euro zu haben.
Apropos Geld: Über seinen Facebook- und Instagram-Account hat Torben Störmer eine Benefiz-Aktion zugunsten der Corona-Hilfe des Roten Kreuzes gestartet. Da darf man sich für eine Spende ein Motiv ausdenken, das Störmer auf Toilettenpapier spritzt. 300 Euro sind so bisher zusammengekommen. Beliebt sind Tiermotive, es kann aber auch ein Stück Pizza sein. Mitmachen ist noch möglich.
Wenn Störmer plant, einen Prominenten zu sprühen oder ein Filmplakat oder eine Filmszene, dann muss er sich zunächst juristisch absichern – wegen des Urheberrechts. Von Sido, beziehungsweise seiner Agentur, erhielt er die Erlaubnis, den Masken-Rapper zu sprühen. Eine Absage kam dagegen von der US-amerikanische Film- und Fernsehgesellschaft Warner Bros. Entertainment. Störmer wollte eine Filmszene aus „V wie Vendetta“ inklusive der Guy-Fawkes-Maske (sie dient dem Internetkollektiv Anonymous als Erkennungszeichen und Identitätsschutz) auf einem Auto verewigen. Doch ihn erreichte ein Verbot.

Auch im Öfinger Feriendorf hat Störmer mit einem Künstler-Kollegen seine Spuren hinterlassen. Die beiden haben zehn Verteilerkästen, sieben Papierkörbe und eine Trafostation mit den unterschiedlichsten Tieren verschönert. Vorgaben hatten die Künstler eigentlich nur eine: die Straßennamen sollten aufgegriffen werden und damit viele neue Tiere im Feriendorf ihr Zuhause finden.