Volles Haus: Schon gut zehn Jahre war beim Strählen und Kuttelnessen in Hirschen nicht mehr so viel los. Ausgelassene Narren, ein feines Programm und beste Stimmung. Die Traditionsveranstaltung erfreut sich wieder zunehmender Beliebtheit.
Gut zwei Stunden dauerte das Programm, es wurde gesungen, getanzt und natürlich gestrählt. Und die Hansel hatten sich wieder einiges einfallen lassen, um die Stadtpolitik, das örtliche Geschehen und die hiesige Prominenz auf die Schippe zu nehmen.
So schön strählen die Eschinger Hansel
Beispielsweise das Reitturnier, das sei „nicht mehr fein, sondern nur noch klein“. Die Eschinger vermissen das Gespannfahren und das Springen, nur Dressur sei so gar nichts. Man müsste das Reitturnier retten. Ein deutlicher Auftrag an den neuen Reitturnierveranstalter und das Rathaus.
Apropos Rathaus. Dort ist das Personal knapp, aber immerhin werden neue Mitarbeiter gesucht. Das Problem? „Kaum haben sie das Büro gefunden, sind sie auch schon wieder verschwunden.“
Bekanntlich taugen Hüfingen und Bräunlingen bei der Fasnet in Eschingen ja auch immer als beliebtes Spott-Objekt, besonders dann, wenn eigens eine Trinkwasserleitung gebaut wird, damit die Bräunlinger Bürger vom Eschinger Wasser kosten können. „Das Bräunlinger Bier kannst du nicht saufen, deswegen müssen sie jetzt Eschinger Wasser kaufen.“
Maria Nient – auch bekannt als Maria Schmitt
Im wahren Leben ist sie als Maria Schmitt bekannt, doch beim Strählen tritt sie spontan als Maria Nient auf und ist bestens vorbereitet. Und damit das Publikum nicht zu überfordert ist, bekommt es auch Liedzettel. Schließlich darf man von Narren an einem Dienstagmorgen im Hirschen nicht zu sehr überfordern – vor allem, wenn es gleich fünf verschiedene Refrains gibt.

Und so singt Maria Nient vom Baden im Riedsee, von strählenden Hanseln, vom Waldi im Schlosspark und von OB Erik Pauly, der den Eschinger Sonntagsumzug aus dem oberen Stockwerk der Orangerie verfolgt. „Wink nit zum Fenster nuus, wink nit zum Fenschter nuus, oh Erik suscht verliersch am End no den Halt ...“
Der arme Erik muss sowieso dran glauben, spätestens wenn er beim Reitturnier als Springross eingesetzt wird. Oder dann, wenn er demnächst einen Lampen- und Fackelservice zu etablieren muss, dass seine Bürger trotz ausgeschalteter Straßenbeleuchtung sicher nach Hause kommen.
Die Belzä-Buabä und der Super-Niko
Warum hat denn Niko Reith, Landtagsabgeordneter, FDP-Chef und Stadtrat, so sehr für die Wiedereinführung des DS-Kennzeichens gekämpft? Es sei nicht aus Nostalgie-Gründen gewesen, dessen sind sich die Belzä-Buabä sicher. Denn wer mit dem DS-Kennzeichen fährt, der dann auch den „Super-Niko“ wählt.

Ansonsten haben die Belzä-Buabä auch entdeckt, wozu die zahlreichen E-Scooter, die überall im Weg stehen, denn so gut sind: Sie eigenen sich hervorragend, dass der Hund daran sein Beinchen heben kann.
Der Überraschungsgast
Welche Überraschung: Ralf Bernauer hat etliche Lider für die Eschinger Fasnet und Texte von Hansel-Versen geschrieben und wenn die Melodie von „D‘Eschinger Fasnet goht los ...“ anstimmen, dann singen alle Narren mit. Nun präsentiert Bernauer ein neues Werk.

Bei der Bauhemdsitzung im vergangenen Jahr hatte es noch zwei Strophen, doch mittlerweile hat Bernauer noch mehr getextet. Und das Publikum ist begeistert über das Werk zum Erhalt der alemannischen Sprache.
Da wird Eschingen zu Tschüß-freien Zone, schließlich heißt es Ade. Und wir gehen nicht zum Bäcker und kaufen Brötchen, sondern zum Beck‘ und kaufen einen Weck‘. Aus „Wie bitte?“ wird „häh?“ und aus „Finger weg!“ natürlich „bäh!“. Die Frage, wer braucht denn bitte hochdeutsch, beantworten Bernauer und das Hirschen-Publikum deutlich: Es geht auch ohne.

Armbrusters Stumpenkapelle: Achtung! Die Oma kommt
Nächste Generation von begnadeten Fasnetslieder-Schreiber: Kai Armbruster. Mit Frau Regina, den Kindern Magdalena, Jakob und Lorenz, sowie Bruder Simon auch bekannt als Armbrusters Stumpenkapelle und fester Bestandteil des Dienstagsstrählen.

Wer kennt es nicht? „Narro, Narro Giegebogen“ oder „Achtung“ D‘Oma kennt“, ein oft gewünschtes Lied, das mittlerweile schon ein Klassiker ist. Da lernt auch Kulturchefin Kerstin Rüllke die Donaueschinger Fasnetskultur so richtig kennen. Und dann gibt es ja noch das neuste Armbruster-Werk: beim Zunftball wurde der Fasnetsplanet erstmals präsentiert.
Der krönende Abschluss: die Kueseckel-Musik
Hoch die Hände: Die Kueseckel-Musik sorgt zum Abschluss für reichlich Stimmug und präsentieren Narrenmarsch, Schlager, Armbruster-Werke und natürlich auch das Bernauer-Lied „D‘Eschinger Fasnet goht los ...“ Nur leider ist halt schon Dienstag und da „hät der Spuk ä End, wenn am Hanselbrunne die Fasnet wird verbrennt“.