Weniger Autoverkehr und die Innenstadt mit Fußgängern beleben: Das klingt auf den ersten Blick nach einem guten Konzept, sorgte jedoch zuletzt im Gemeinderat für heftige Kontroversen. Das Vorhaben wurde zwar dennoch beschlossen. Aber es sorgt weiter für Unmut. Einzelhändler und Gastronomen betrifft das Konzept stark, mitunter sogar existenziell. Was wird an dem erhofften Kultursommermärchen kritisiert?
Petra Knöpfle ist vehement gegen das Konzept. Die Inhaberin eines Fotoateliers an der Karlstraße befürchtet einen großen Umsatzrückgang. Ihrer Meinung nach würden die Menschen nicht mehr in der Innenstadt flanieren. Schon gar nicht unter der Woche.
„Die Kunden kommen gezielt einkaufen“, so Knöpfle. „Reine Fußgängerzonen sind der Tod für den Einzelhandel“, findet die Fotografin. Sie sagt, auch der Einzelhandel in der Villinger Innenstadt habe Probleme mit der reinen Fußgängerzone.
Kritik an Kommunikation der Stadt
Jennifer Hotz, Chefin des Modegeschäfts Hunkemöller, fühlt sich von der Stadt übergangen. „Kommunikation gab es keine“, erklärt Hotz. Sie habe von dem Konzept durch eine Kundin erfahren, und nicht von der Stadt, empört sie sich.

Hotz blickt sehr kritisch auf die nächsten Monate: „Wir haben es so schon schwer genug“. Die Geschäftsfrau ist eher pessimistisch eingestellt und sagt, sie sehe in den drei Monaten kaum Chancen. Von den Argumenten der Befürworter sei sie nicht überzeugt.
Skepsis vor immer mehr Hürden
Der Betreiber von Morys Hofbuchhandlung, Axel Beurer, hofft, dass es bei einer dreimonatigen Phase bleibt und nicht zu einem dauerhaften Konzept wird. Er wisse zwar nicht, wie sich die Sperrung der Karlstraße auswirken werde, doch er schätze es für den Einzelhandel eher negativ ein.

„Immer mehr Hürden, in die Innenstadt zu kommen, sind nicht gerade von Vorteil“, sagt er. Auch er findet, dass Kundschaft nur noch gezielt einkaufen gehe. Zu groß sei die Konkurrenz durch den Online-Markt.
„Wenn man den Zugang zur Stadt mit dem Auto erschwert, warum sollte man den Aufwand in Kauf nehmen, wenn man online komfortabler und schneller einkaufen kann?“. Dass fragt sich Beurer.
Schönere Atmosphäre als Vorteil
Der Gastronom Thomas Rahde dagegen ist begeistert von dem Konzept. Für ihn sei eine ruhigere Innenstadt wunderbar. „Ohne Autos und schwere Laster ist das hier eine viel schönere Atmosphäre“. Der Gastronom sieht keinen Kritikpunkt, vielmehr ist er von der Idee überzeugt. Seiner Meinung nach müsse man sich fragen, ob man eine ruhige Stadt mit Passanten möchte oder eine Stadt voller Autos.

„Wenn alle an einem Strang ziehen und zusammenhalten würden, könnten wir auch etwas erreichen. Gemeinsam ist das machbar“, erklärt Rhade.
OB Paulys Vorstoß als Affront gewertet
Für Antonio Laudani vom Eiscafé Vivaldi ist die Sache klar: „Allein der Versuch, so etwas durchzudrücken, ist am schlimmsten.“ Für ihn ist der Vorstoß von Oberbürgermeister Pauly ein Affront. Vor allem, da dieser bereits im vergangenen Jahr versucht hatte, die Stadt partiell für den Autoverkehr zu sperren. „Wenn wir das machen, ist die Stadt wie tot“, beklagt Laudani.

Die Bestätigung kommt für ihn aus Schwenningen: „Da habe ich viele Kollegen, die ebenfalls ein Eiscafé betreiben.“ Auch dort habe ein ähnliches Projekt nicht den gewünschten Effekt gehabt – im Gegenteil. In Villingen sei dies zwar anders, „aber dort gibt es einen City-Ring mit ausreichend Parkplätzen“, sagt der Vivaldi-Chef.
Als Mitglied des Gewerbevereins ist für ihn jegliche Sperrung negativ konnotiert: „Der Umsatz ist für alle da. Auch meine Gäste fragen mich, was das eigentlich alles soll.“ Insgesamt kritisiert Laudani den Umgang der Politik mit den Gewerbetreibenden: „Früher hat man uns gefragt, was wir brauchen. Da war man auf Augenhöhe. Jetzt kommt alles von oben herab und ohne Absprache.“
Nur wer versucht, kann etwas erreichen
Ganz anders sieht es Vanessa Lehmann, die das Café Vanilli‘s am Rathausplatz betreibt: „Wenn wir etwas nicht ausprobieren, können wir gar nicht wissen, ob es nicht vielleicht doch gut wird.“ Sie sei offen für neue Konzepte wie diese und könne sich gut vorstellen, dass sich gerade die Events, die auf dem Platz stattfinden sollen, positiv auf das Geschäft auswirken könnten.
„Ich erhoffe mir davon mehr Kundschaft. Vor allem bei den Getränken“, sagt Lehmann. Schließlich könnten die Sperrung des Platzes für den Individualverkehr und die Ausstattung mit Mobiliar auch dazu führen, dass mehr Menschen dort verweilen. „Wir müssen es einfach versuchen und nach drei Monaten haben wir eine Erkenntnis“, zeigt sich die Cafébesitzerin aufgeschlossen.

Dass sich viele Gastronomen von der Stadt nicht gehört oder informiert fühlten, ist für Lehmann schwer nachvollziehbar: „Die Stadt muss mich nicht nach meiner Meinung oder Erlaubnis fragen. Ich warte, bis es offiziell ist, und weiß dann Bescheid.“ Zumal es für sie kein neues Thema gewesen sei. Lehmann: „Wenn sich in Donaueschingen nichts tut und wir so weitermachen, werden wir auch nichts bewirken.“