Weihnachtskugeln, Nussknacker, funkelnde Sterne: Die Metzgerei Martin in Donaueschingen ist festlich geschmückt. Auch die Ladentheke ist dekoriert, alte Metzgerwerkzeuge liegt dort verteilt. Was fehlt, ist die Ware. Weder Salami noch Wurstsalat sind in der Theke zu finden.

Das hat einen guten Grund: Nach der Insolvenz im April hat die Metzgerei Martin ihr Geschäftsmodell umgestellt und bietet keinen klassischen Ladenverkauf mehr an.

Stattdessen setzten Isabelle und Gabriele Schulz auf ein neues Konzept mit drei Standbeinen: Abholung auf Bestellung, Cateringservice und mobiler Verkauf auf Wochenmärkten. Wie gut funktioniert das neue Konzept bisher?

So geht es der Metzgerei

„Bis jetzt läuft es gut“, sagt Isabelle Schulz. Die Donaueschingerin hatte den Familienbetrieb zuvor gemeinsam mit ihrer Mutter Gabriele Schulz und ihrem Bruder geführt. Nach der Insolvenz hat sie ihn als neue Inhaberin übernommen.

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„Wir sind noch am Umstrukturieren, es ist noch nicht reibungslos“, ergänzt ihre Mutter und Angestellte Gabriele Schulz.

Doch inzwischen können die beiden wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken. Am besten laufe der mobile Verkauf auf dem Markt, gefolgt von Partyservice und Bestellungen.

Dass es so positiv weitergehen würde, war in diesem für den Familienbetrieb sehr schwierigen Jahr zunächst kaum absehbar. „Ich wäre fast kaputt gegangen“, erinnert sich Gabriele Schulz.

Der Traditionsbetrieb bestand für 61 Jahre, geriet jedoch in den vergangenen Jahren zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten.

Weihnachtlich geschmückt: Auch nach der Insolvenz macht die Metzgerei Martin in Donaueschingen weiter. Allerdings mit einem ganz neuen ...
Weihnachtlich geschmückt: Auch nach der Insolvenz macht die Metzgerei Martin in Donaueschingen weiter. Allerdings mit einem ganz neuen Konzept. | Bild: Sabrina Morenz

Vor allem steigende Lohnkosten wie die Erhöhung des Mindestlohns für ungelernte Arbeitskräfte machten der Metzgerei zu schaffen. Auch die hohen Energiekosten sorgten für Probleme. „Man kann das nicht alles auf die Kunden umlegen“, sagt Gabriele Schulz.

„Ich dachte die Welt hört auf“

Schließlich mussten sie die Reißleine ziehen. Am 24. April wurde deswegen Insolvenz beantragt. „Das war eine wahnsinnig schwere Entscheidung“, so Gabriele Schulz.

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Doch Mutter und Tochter wollten nicht aufgeben. „Das ist der Betrieb vom Vater, beziehungsweise vom Opa. Wir konnten damit nicht aufhören“, erklärt Gabriele Schulz.

Stattdessen haben sie sich zusammengetan und die Metzgerei mit gleichem Namen und neuem Konzept am 24. Juli neu gegründet. Es war der richtige Weg, wie die beiden heute sagen. „Ich dachte die Welt hört auf, aber dem war nicht so“, meint Gabriele Schulz.

Warum läuft die Metzgerei jetzt besser?

Durch den Wegfall des Ladens können sie viele Kosten einsparen, wie die die beiden erklären. Sie verbrauchen weniger Strom und haben insgesamt weniger Ware, die sie präsentieren müssen. „Wir brauchen nur noch zwei statt drei Kühlräume“, sagt Gabriele Schulz.

Auch die Reinigung sei nicht mehr so aufwendig: „Ein wahnsinniger Zeitaufwand ist weggefallen.“ Zudem brauchen sie derzeit kein zusätzliches Personal. Im Moment halten Mutter und Tochter den Laden zu zweit am Laufen.

Viel Angebot im Gepäck: Mit dem mobilen Verkaufsstand ist Isabelle Schulz auf verschiedenen Wochenmärkten unterwegs, etwa in Villingen.
Viel Angebot im Gepäck: Mit dem mobilen Verkaufsstand ist Isabelle Schulz auf verschiedenen Wochenmärkten unterwegs, etwa in Villingen. | Bild: Isabelle Schulz

Dass das Metzgereigeschäft jetzt auf Bestellung läuft, sei ein Gewinn für alle Beteiligten: Die Bestellungen können in Ruhe zubereiten werden und die Kunden müssen nicht im Laden anstehen, sondern holen die Produkte zu einer bestimmten Zeit ab.

Ihre Kunden würden das neue Konzept gut annehmen. „Das sind die tollsten Kunden überhaupt“, sagt Gabriele Schulz. Viele Stammkunden würden die Bestelloption regelmäßig nutzen, die meisten etwa einmal die Woche.

Einige kämen sogar extra auf den Markt nach Villingen, wo Isabelle Schulz einen mobilen Verkaufsstand betreibt. „Das ist echt schön“, sagt die neue Inhaberin.

Das Weihnachtsgeschäft laufe aktuell gut an. Damit sich die Kunden freuen, wenn sie ihre Bestellung abholen, hat Gabriele Schulz den Laden extra weihnachtlich geschmückt.

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Zuversichtlicher Blick in die Zukunft

In Zukunft möchten die beiden ihr kleines Team noch vergrößern. „Aber erst, wenn wir wissen, wo genau die Reise hingeht“, erklärt Isabelle Schulz. Erstmal möchten die beiden zu zweit so weiter machen wie bisher. „Wir sind zuversichtlich“, so Gabriele Schulz. „Ich freue mich auf das, was kommt.“