Die Ursache für den Stromausfall vorige Woche war am Montag-Spätnachmittag vom Unternehmen ED Netze noch nicht zu erfahren. Vier Minuten lang waren Donaueschingen, Hüfingen und Döggingen am Mittwochabend gegen 22.30 Uhr ohne Strom gewesen. Wie haben Firmen auf der Baar die Zeit überstanden?

  • Bei der Fürstenberg Brauerei in Donaueschingen hat der kurze Ausfall für eine mehrstündige Zwangspause in der Abfüllung gesorgt. Erst am nächsten Morgen konnte die Produktion wieder voll aufgenommen werden, sagt Stefan Oschwald, Leiter der technischen Infrastruktur. Bis Aggregate und die komplexen Prozesse wieder hochgefahren werden konnten, vergingen mehrere Stunden. Wie viele Flaschen in der Zeit nicht gefüllt werden konnten, sei nicht zu beziffern. Ein Schaden durch ausgefallene Kühlung sei innerhalb der wenigen Stunden nicht entstanden. Bei einem längeren Ausfall müsste hier allerdings schnell gehandelt werden. Besonders müsste darauf geachtet werden, wie lange sich die Kälte in den Kellern hält.
Sandra Adams, Pressesprecherin des Schwarzwald-Baar-Klinikums. Unser Bild entstand am 18. Februar 2020.
Sandra Adams, Pressesprecherin des Schwarzwald-Baar-Klinikums. Unser Bild entstand am 18. Februar 2020. | Bild: Trippl, Norbert
  • Im Schwarzwald-Baar-Klinikum in Donaueschingen ist man laut Pressesprecherin Sandra Adams auf solche Ereignisse vorbereitet. Eine Netzersatzanlage sei innerhalb weniger Sekunden in der Lage, die Stromversorgung zu übernehmen. Dies sei es auch am Mittwoch voriger Woche der Fall gewesen, „alle relevanten Systeme konnten weiterhin betrieben werden“. Auch bei längeren Stromausfällen käme die Ersatzanlage zum Einsatz. Sie sei für den Dauerbetrieb ausgelegt, so Adams.
Das neue Technikzentrum von IMS Gear in Donaueschingen (Archivbild).
Das neue Technikzentrum von IMS Gear in Donaueschingen (Archivbild). | Bild: Ims Gear
  • Bei IMS Gear in Donaueschingen dauerte es nach Auskunft von Pressesprecher Thomas Schröter zirka drei Stunden, bis die (Produktions)-Anlagen nach einem Stromausfall wieder auf Normal-Niveau liefen. IMS Gear-Energiemanager Markus Welte erklärt dazu: „Unsere Produktionsanlagen sind so robust ausgelegt, dass sie Stromausfälle in aller Regel ohne größere Schäden überstehen und neu gestartet werden können, sobald wieder Strom fließt. Das Wiederhochfahren der Anlagen wird aktiv begleitet und überwacht, für den Fall, dass kleinere Probleme auftreten, die den Neustartprozess verzögern könnten.“ Und der Energiemanager fügt hinzu: „Sofern ein Stromausfall zeitlich eng begrenzt ist, können wir die durch die Unterbrechung der Energieversorgung und den damit verbundenen kurzzeitigen Stillstand der Anlagen bedingten Produktionsausfälle flexibel ausgleichen.“
Die Geschäftsführer Rainer (links) und Hans-Peter Frei stehen im August 2019 vor dem neuen Gebäude von Freilacke auf dem Firmenareal in ...
Die Geschäftsführer Rainer (links) und Hans-Peter Frei stehen im August 2019 vor dem neuen Gebäude von Freilacke auf dem Firmenareal in Döggingen. Hier befinden sich die neue Lagerlogistik, daneben die Pulverlack-Produktion. | Bild: Simon, Guy
  • Bei der Firma Freilacke in Döggingen erklärte Geschäftsführer Rainer Frei: „Wir sind schon gerüstet.“ Trotzdem sei das ein Riesenaufwand. Zweieinhalb Stunden habe es gedauert, bis alle Maschinen und Geräte wieder auf dem Level wie vor dem Stromausfall waren. Bei uns fahren die ganzen Produktionsanlagen runter, die sind alle elektrisch und elektronisch gesteuert. von daher ist das schon ein großer Aufwand und hat auch einen Produktionsausfall zur Folge. Eine Stunde ist da gleich weg, bis die Produktion der Pulverlacke, wo in drei Schichten gefahren wird, wieder anfahren kann. Normalerweise sollten Anlagen kontrolliert runtergefahren werden, und die Möglichkeit haben wir bei einem Stromausfall nicht. Das Wiederherstellen der Produktionsfähigkeit sei noch am schnellsten erfolgt, rund eine Stunde haben dafür die Bereitschaft aus Betriebstechnik und IT benötigt.

Ganze IT-Infrastruktur wiederhergestellt

Wesentlich länger dauerte dann das Wiederherstellen der ganzen IT-Infrastruktur: Jedes einzelne Gerät muss rebootet und wie auf Funktionsfähigkeit gebracht werden. Ein zusätzliches Risiko sei, dass gerade bei so einem unkontrollierten Stromausfall anschließend eine Überspannung entstehen könne, zum Teil nur Millisekunden, und dann seien anschließend doch Komponenten defekt und es benötige einen langwierigen und kostenaufwändigen Wiederherstellungsprozess. Freilacke hat rund 600 Beschäftigte. Besonders betroffen seien Firmen, die kontinuierliche Prozesse haben zum Beispiel Öfen, die mit kontinuierliche Temperaturen haben.

Neue Ankündigung der ED Netze

Der Einsatz neuer Technologien ist dem Unternehmen ED Netze Standard. Hier erklärt Wolfgang Hallensleben (vorne), einer von acht ...
Der Einsatz neuer Technologien ist dem Unternehmen ED Netze Standard. Hier erklärt Wolfgang Hallensleben (vorne), einer von acht ausgebildeten Drohnensteuern bei der ED Netze GmbH, im Oktober 2020 die Funktionsweise des knapp ein Kilogramm leichten Multikopters. ED Netze nutzt auch solche Multikopter für die Stromleitungsinspektion. Maurice Grunert überprüft den Ablauf (Archivbild). | Bild: ED Netze

Das Unternehmen ED Netze teilte am Montag mit, dass das Unternehmen und die Deutsche Telekom bei Fernüberwachung von Kurzschlussanzeigern ab sofort kooperieren. Dafür beginne jetzt eine Testphase mit einer neuen Funktechnik (LPWAN-Standard NB-IoT), die es ermöglichen soll, über große Strecken detaillierte und ortsgenaue Daten aus dem Netz zu übermitteln, sagte André Büssers von ED Netze auf Nachfrage. Wenn der Test erfolgreich ist, soll die neue Technologie dann voraussichtlich ab Herbst 2021 eingesetzt werden.

Die ED Netze GmbH betreibt nach eigenen Angaben rund 4.000 Ortsnetzstationen, teils in entlegenen ländlichen Regionen. Der erhoffte Vorteil der neuen Technologie: „Eine Fernüberwachung verhindert unnötige Kontrollfahrten bei der Fehlersuche“, was letztlich auch weniger Kosten verursacht.