Gut ein Jahr ist es nun her, dass sich die Stadträte zuletzt mit dem Donaubus beschäftigt haben. Dabei lag es nun weniger daran, dass die Donaueschinger Kommunalpolitiker die Lust an dem Projekt verloren hätten. Mehrmals wurde es nachgefragt: Wann gibt es denn endlich mal wieder ein Sitzung zum Stadtbus? Die Liste der offenen Fragen ist schließlich lang: Welche Ergebnisse hat die Zählung der Fahrgäste gebracht? Hat sich der Donaueschinger Sondertarif für den Stadtbus gelohnt? Und was ist eigentlich mit den Vertragsverhandlungen, die aktuell zwischen der Stadt und dem Betreiber Verkehrgesellschaft Bregtal (VGB) laufen?

Das größte Problem wird die Zeit

All diese Fragen hätten nun geklärt werden sollen: Sitzung Arbeitskreis Stadtbus, eine Stunde Zeit und eine Tagesordnung mit gleich neun Punkten – von den Ticketverkäufen über die Zählung bis hin zu den Kosten im vergangenen Jahr und den Vertragsverhandlungen. Man muss kein profunder Kenner der Donaueschinger Gemeinderatssitzungen sein, um zu erkennen: Das Problem wird wohl weniger der Stadtbus und seine zukünftige Ausrichtung sein, als die zu erwartende Zeitnot. Schließlich ist der Stadtbus immer mit reichlich Emotionen und Diskussionen verbunden.

Und was steht nun unter dem Strich dieser Sitzung?

Es soll zeitnah eine weitere Stadtbus-Sitzung geben. Denn von neun Tagesordnungspunkten wurden lediglich zwei behandelt. Wobei die obligatorische Einwohnerfragen schnell abgehakt waren – nicht, dass zur ersten Sitzung nach der Corona-Pause keine Bürger gekommen waren. Sie hatten einfach keine Frage.

Stadtverwaltung: Prognosen wurden zu 87 Prozent erreicht

Die Fahrgastzählung selbst war auch reichlich ernüchternd. Dabei ging es allerdings weniger um die Ergebnisse, die herausgekommen sind, sondern darum, dass sehr viele Fragen offen bleiben. So haben die Hochrechnungen laut „Transport and Communication Assessment Center“ aus Dresden ergeben, dass es pro Jahr auf allen drei Donaubus-Linien insgesamt rund 284.000 Linienbeförderungsfälle gibt. Hinter dem sperrigen Wort verbirgt sich folgendes: Es wird die Fahrt von der Einstiegs- bis zur Ausstiegshaltestelle auf einer Linie gezählt. Ein Fahrgast, der weitere Linien benutzt, erzeugt mit jedem neuen Einstieg einen weiteren Linienbeförderungsfall. Stadtbusplaner Willi Hüsler hatte in seinem Konzept 325.000 Fahrten für das zweite Betriebsjahr prognostiziert. Ein Vergleich der prognostizierten Zahlen mit den Zahlen aus der Fahrgasterhebung zeigt laut Verwaltung, dass die tatsächlichen Fahrgastzahlen zu 87 Prozent erreicht werden.

Wenige sind vom Auto auf den Bus umgestiegen

Klar ist nun auch aufgrund der Befragungen, dass ein Großteil der Stadtbus-Nutzer vorher zu Fuß unterwegs waren. Lediglich ein Prozent ist vom Auto auf die blauen Busse umgestiegen. In der Konsequenz zeigt dies, der Stadtbus ist vor allem für die Personengruppen attraktiv, die zuvor wenige oder gar keine Verkehrsmittel genutzt haben. Personengruppen, die zuvor durch Individualverkehr mobil waren, machen wenig Gebrauch vom Stadtbusangebot.

Linie D3 wird mehr genutzt

Und was schon die VGB wusste und auch jeder beobachten kann, der einmal mit allen Linien durch Donaueschingen fährt: In der Äußeren Röte wird der Bus besonders oft benutzt, während es auf den Linien D1 und D2 weniger Fahrgäste gibt.

Viele Fragen bleiben aus

Auch wie lange die Fahrgäste im Bus sitzen, ist nun klar: durchschnittlich bei der Linie D3 2,7 km und bei den anderen beiden Linien jeweils rund zwei Kilometer. Wo steigen sie ein und wo wieder aus? Fehlanzeige. Wie ist die Nutzung des Rufbusses? Fehlanzeige. An welchen Tagen wird der Bus wie genutzt? Fehlanzeige. Letzte Frage hat vor allem vor dem Hintergrund Bedeutung, dass im Zählzeitraum auch noch die Musiktage stattgefunden haben und dass dies Rückschlüsse zulässt, ob auch auswärtige Gäste den Stadtbus nutzen.

Doch woran lag es nun?

Etwa am Auftraggeber (die Stadt), die diese Fragen gar nicht ins Aufgabenpaket gepackt haben soll? Oder an denen, die die Daten ausgewerteten haben und das mit einem recht langen zeitlichen Verzug? Auch wenn es eher dezente Schuldzuweisungen und -bekenntnisse waren, nun sollen eine Aufgabenliste zusammengestellt, die Daten neu ausgewertet und das ganze Thema noch einmal diskutiert werden.