Schwebende Spinnfäden in der Luft haben sicher die meisten Bewohner der Baar irgendwann schon einmal gesehen. Wer am Montag, 25. September in den Himmel blickte, konnte beobachten, dass am Himmel nicht ein paar wenige dieser Fäden unterwegs waren, sondern richtig viele.

Über Hüfingen wurden sie gesichtet, aber auch auch von Donaueschingen aus waren sie zur Mittagszeit gut sichtbar, vor allem wenn man grob in Richtung Sonne blickte und deren Licht die feinen Strukturen durch Spiegelungen sichtbar machte.

Spinnfäden schweben durch die Luft Video: Fröhlich, Jens

Die Fäden waren nicht nur in Bodennähe unterwegs, sondern bis in große Höhen, so der Eindruck. Aber was steckt eigentlich dahinter?

Jeder Faden eine Spinne

Die Antwort dürfte Menschen mit Spinnenangst nicht allzu sehr erfreuen. Denn: „Es handelt sich dabei um winzige, junge Spinnen, die sich im Herbst an feinen Fäden vom Wind in ein neues Zuhause tragen zu lassen“, erklärt Thomas Schalk, Vorsitzender des Nabu Schwarzwald-Baar. Welche Gattung genau da derzeit am Himmel unterwegs ist, konnte aber auch der Naturexperte nicht sagen.

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Eine Internetrecherche ergab, dass in Deutschland zum Beispiel Arten der Krabben-, Baldachin-, Wolfs- und junge Radnetzspinnen die Kunst des Fliegens beherrschen, um sprichwörtlich an seidenem Faden neue Lebensräume zu besiedeln.

Dabei können sie mit ihren langen Flugfäden hunderte Meter weit aufsteigen und eben so viele Kilometer zurücklegen. Viele Flugreisen enden aber auch weit weniger spektakulär in naher Umgebung.

Dieser Spinnenfaden ist im Baum gelandet. Die SÜDKURIER-Redaktion Donaueschingen hat nun wohl einen neuen Nachbarn.
Dieser Spinnenfaden ist im Baum gelandet. Die SÜDKURIER-Redaktion Donaueschingen hat nun wohl einen neuen Nachbarn. | Bild: Fröhlich, Jens

Was Spinnfäden mit „Altweibersommer“ zu tun haben

Lioba Weller, ebenfalls Nabu-Mitglied, weiß noch etwas: Der Begriff Altweibersommer, der schöne Wetterphasen im Herbst beschreibt, habe mit genau diesen schwebenden Spinnfäden zu tun, die in dieser Jahreszeit besonders häufig und gut zu sehen sind.

Die glitzernden Fäden sollen die Menschen einst mit den grauweißen Haaren älterer Frauen in Verbindung gebracht haben, so die Theorie, wie der Begriff entstanden sein könnte.

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Wetter begünstigt den Segelflug

Das Phänomen sei ein ganz natürlicher Vorgang, der jedes Jahr stattfinde, weiß Thomas Schalk.

Die Sonne wärmt die Luft am Boden auf, die dann aufsteigt, so erklärt es Meteorologe Jürgen Schmidt vom Wetterdienst Wetterkontor. Aktuell sorge Hoch „Rosi“, wie das häufig im Herbst und Winter vorkomme, für eine stabile Wetterlage, den Altweibersommer.

Spinnen nutzen das aus. Von erhöhter Position aus spinnen sie Flugfäden und heben ab. Diese sind viel feiner und leichter als normalen Spinnenfäden.