Es ist ein turbulenter Dienstag für die Vertreter der Bundeswehr. Von der Gemeinderatssitzung in Villingen geht es direkt weiter zu der in Donaueschingen. Grund für den Besuch: Der Standortübungsplatz in den Forstdistrikten Ochsenberg und Weißwald bei Wolterdingen soll erweitert werden.
Bundeswehr möchte fairen Austausch
„Wir möchten ein gutnachbarschaftliches Verhältnis mit Transparenz und offenen Gesprächen“, sagt Oberst Herfried Martens. Derzeit befinde man sich zunächst im Prozess der Planung. Hauptnutzer des Standorts in Donaueschingen sollen das Jägerbataillon 292 sowie die dritte Kompanie des deutsch-französischen Versorgungsbataillons sein.
„Wenn wir sagen, wir richten einen Standortübungsplatz ein, dann richten wir einen Standortübungsplatz ein und keinen Truppenübungsplatz oder ähnliches“, macht Herfried Martens deutlich. Mit dieser Aussage möchte er mit Gerüchten aufräumen, die vor der Ratssitzung in der Bevölkerung aufgekommen waren. Laut des Oberstleutnants Lars Thiemann sind die Begriffe für die geplanten Übungsanlagen verwirrend. Doch diese seien eben so vorgeschrieben. Thiemann sagt: „Es handelt sich nicht um eine Übungseinrichtung für schwere Kompanie.“ Das bedeutet, dass in Donaueschingen keine Kettenfahrzeuge wie Panzer unterwegs sein werden. Diese bleiben – wie auch jetzt schon – in Stetten am kalten Markt stationiert.
Keine Lärmbelästigung?
Geschossen wird Lars Thiemann zufolge mit Übungsmunition, nicht mit scharfer Munition. „Dadurch wird keine Sprengung hervorgerufen, was einen gewaltigen Unterschied bei der Lärmemission macht.“ Lediglich in Gewicht und Form sei eine Übungshandgranate ähnlich zu einer explosiven. „Bei den Übungen werden natürlich auch Fahrzeuge verdreckt. Bevor damit aber auf öffentlichen Straßen gefahren wird, werden sie in einer auf dem Gelände installierten Fahrzeugwaschanlage gereinigt“, erklärt der Oberstleutnant. Was mögliche Auswirkungen auf den Flugplatz in Donaueschingen angeht, sagt er: „Das Bundeswehr-Personal ist entsprechend ausgebildet. Für den zivilen Flugverkehr wird es keine Einschränkungen geben.“
Kritik und Befürwortung: Reaktionen aus dem Gemeinderat Donaueschingen
Ein ebenfalls auf dem Übungsgelände geplanter Biwakplatz – das ist ein Lager im Freien – ist laut den Repräsentanten der Bundeswehr nötig, „da bei Einsätzen nicht immer Schlafcontainer dabei sind“. In diesem Zug sollen deshalb auch Sanitäranlagen aufgebaut werden.
Bundeswehr hat Umweltfragen im Blick: „Möchten Eingriff in die Natur gering halten“
Bei all den ambitionierten Planungen sei es der Bundeswehr wichtig, auf den Umweltaspekt zu achten. In einem nächsten Schritt müsse man deshalb mehrere Prüfungen in Auftrag geben. Darin setzen sich unabhängige Gutachter unter anderem mit Umweltverträglichkeit, Arten- und Lärmschutz auseinander. „Wenn dann festgestellt wird, dass manche Übungseinheiten woanders stattfinden sollten, als wir es ursprünglich geplant haben, dann ist das so“, sagt Oberstleutnant Lars Thiemann.
Wie viel Wald wegen der Neuschaffung eines Wegenetzes gerodet werden müsse, könne er noch nicht abschätzen. „Wir wollen den Eingriff in die Natur so gering wie möglich halten. Und das, was wir minimieren, müssen wir an anderer Stelle wieder aufforsten.“ Was auch die Bundeswehr nicht wolle, sind schützenswerte Lebensräume zu zerstören oder bestehende Projekte des Naturschutzes zu behindern. Ein Zaun um den Standortübungsplatz herum sei nicht vorgesehen.
Ab 2025 soll geübt werden
„Erst, wenn das Anhörungsverfahren mit den Gutachten durch ist, wird die Sache noch konkreter werden“, sagt Lars Thiemann. Wann die Soldaten der Bundeswehr auf dem neuen Standortübungsplatz in Donaueschingen arbeiten können? „Die Prüfungen werden wohl mindestens ein Jahr andauern. Meine Prognose wäre 2025“, so Oberst Herfried Martens.
Mit reichlich neuen Informationen für die Ratsmitglieder und den einen oder anderen interessierten Besucher verlassen die Bundeswehr-Vertreter Donaueschingen. Für die Stadträte ist es auf jeden Fall eine ungewohnte Situation: Es geht um ein großes Projekt und sie haben wenig bis überhaupt kein Mitspracherecht. Die Entscheidung liegt in diesem Fall nicht bei den Kommunen, sondern auf Landes- und Bundesebene.
Für die Bundeswehr-Vertreter ist indes noch kein Feierabend in Sicht – es geht für sie nämlich auf direktem Weg nach Brigachtal, denn neben der Donaueschinger und Tannheimer Gemarkung erstreckt sich das Projekt auch auf dieses Gebiet. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen: In Brigachtal werden sie einen wesentlich schwereren Stand haben und letztendlich wird dort der Gemeinderat doch abstimmen und sich gegen das Projekt aussprechen.