Furtwangen Ein 100. Geburtstag ist sicher ein einzigartiges Ereignis. Dieser Tage feierte im Eigenheimweg Hedwig Hermann, geborene Wehrle, im Kreis der Familie dieses seltene Fest. Zu den Gratulanten gehörten die vier Kinder mit ihren Partnern, drei Enkel und vier Urenkel.

Geboren wurde Hedwig Wehrle in St. Märgen im Holzschlag auf dem Spannpeterhof als 13. von 15 Kindern. Sie hatte keine einfache Kindheit, da ihr Vater als Bauer und Waldarbeiter die Familie kaum ernähren konnte. Schon als kleines Kind musste sie die Kühe hüten. Die Hausaufgaben für die Schule mussten dabei auf dem Feld erledigt werden. Es gab im Sommer auch keine Schuhe, die Füße konnte sie während dieser Arbeit in Kuhfladen wärmen.

Der Weg in die Schule in St. Märgen dauerte eine Dreiviertelstunde, im Winter war es im hohen Schnee oft über eine Stunde, teilweise auch auf Skiern. Mit zwölf Jahren bekam sie dann auf einem benachbarten Hof eine Arbeitsstelle als Magd. Etwa zehn Jahre später folgte als neue Arbeitsstelle die Küche in der Kinderklinik in Freiburg.

Auf einem Wiesenfest im St. Märgener Ortsteil Glashütte lernte sie ihren Mann Gottlieb Hermann aus Glashütte kennen, der sie dann auch immer wieder mit dem Motorrad in Freiburg besuchte. 1951 heirateten sie und wohnten anfangs auch in der Glashütte. Ehemann Gottlieb baute dann eigenhändig Stein auf Stein das eigene Haus im Eigenheimweg in Furtwangen. Auch sie selbst half bei diesem Bau tatkräftig mit. Die vier Kinder wurden dann in recht kurzen Abständen geboren.

Den Haushalt für die sechs Personen musste Hedwig Hermann weitgehend allein bewältigen, da Ehemann Gottlieb häufig außerhalb arbeiten musste. So etwas wie eine Waschmaschine gab es nicht, auch die Einkäufe für die große Familie musste sie aus der Stadt in den Eigenheimweg tragen.

Ihre große Liebe gilt den Blumen, vor allem den Rosen im Garten. Nachdem die Kinder größer waren, konnte das Paar dann regelmäßig Urlaub machen, bevorzugt in Südtirol und später auch mit der ganzen Familie in Griechenland, wo unter anderem auch gemeinsam mit der ganzen Familie auch schon ihr Geburtstag am Strand gefeiert wurde.

Sie konnte auch noch die goldene Hochzeit mit ihrem Gottlieb feiern, der aber 2009 verstarb. Nach seinem Tod zog Tochter Regina zu ihr in den Eigenheimweg. In den Jahren darauf gab es auch immer wieder schwere Krankheiten. Doch Hedwig Hermann ließ sich nicht unterkriegen und rappelte sich immer wieder auf.

Die tägliche Zeitungslektüre ist für sie selbstverständlich. Ihr Interesse gilt nicht zuletzt der Politik. Und am Sonntag gehört der Fernsehgottesdienst fest zum Programm. Auch sonst ist sie geistig immer noch sehr fit. Bei ihrem geliebten Kniffel-Spiel rechnet sie auch heute noch schneller als alle anderen aus der Familie. (hei)