Furtwangen Pfarrer Harald Bethäuser hat im Pfarrsaal St. Cyriak in Furtwangen einen Vortrag zum Thema „Aufbruch in die Moderne? – Die Kirche 60 Jahre nach dem Konzil“ gehalten. Ausgangspunkt war das Zweite Vatikanum, das von 1962 bis 1965 dauerte. Dabei waren die Päpste Johannes XXIII. (1881 bis 1963) und Paul VI. (1897 bis 1978). Über 3000 Beteiligte kamen nach Rom. Nach eingehender Argumentation verschiedener Strömungen wurden 16 richtungsweisende Dokumente verabschiedet, aus denen der Geistliche die Positionen „Lumen gentium“ (Dogmatische Konstitution über die Kirche), „Gaudium et spes“ (Pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute), „Sacrosanctum Concilium“ (Konstitution über die heilige Liturgie) und „Dignitatis humanae“ (Erklärung über die Religionsfreiheit) auswählte und erläuterte.

Er ist ein „Kind des Konzils“

Bethäuser sieht sich als „ein Kind des Konzils“, und er ist nach heutiger Betrachtung auf der Suche nach einem Weg nach vorn. Seinerzeit hatte „der gute Papst“ überraschend das Konzil angekündigt, das nach einer Vorlaufzeit ab 1959 mit viel Gesprächsbedarf abgehalten wurde, wobei Johannes XXIII. mit Mitra, nicht mit der traditionellen Tiara einzog. Ihm lag die „Medizin der Barmherzigkeit am Herzen“. Als Ergebnis sieht Pfarrer Bethäuser nicht unfehlbare Entscheidungen, sondern solche für das Leben in der Kirche. Die Erkenntnis: „Als Volk Gottes gehen wir weiter.“ Ein neuer Führungsstil von unten nach oben entwickelte sich, und viele Neuerungen griffen. Die Hierarchie sollte Vergangenheit sein, es sollte ein Dienst an der Welt gelten – ein allgemeines Priestertum aller Gläubigen im ökumenischen Sinne. Die Kirche sollte aktiv am Leben, an Kultur, Wissenschaft, Politik und Kunst mitarbeiten.

Unmittelbar wirkte sich damals aus, dass liturgische Texte seither in der jeweiligen Muttersprache der Gläubigen gesprochen werden. Messen sollten gefeiert werden, eine Vielfalt von Gottesdiensten war erwünscht, ebenso schlichtere Messgewänder. Durch Religions- und Gewissensfreiheit sollte ein offener Geist herrschen, und Begegnungen mit dem Judentum und anderen Religionen sollten intensiviert werden. Bethäuser hakte bei der Frage, wie es nun weitergeht, ein.

Hier war besonders die Ausspracherunde interessant, die Fragen nach einem Dritten Vatikanischen Konzil, weiblichen Priesterinnen, dem Wert des Gebets, der Geltung von gegensätzlichen Meinungen, unterschiedlichen Betrachtungsweisen der Priester und deren ständigen Austausch aufwarf. Pfarrer Harald Bethäuser machte zusammenfassend anschaulich klar, dass Jesus, sein Kreuz und die Kirche im Mittelpunkt stehen sollten – die letzte Quintessenz war dabei: Es gäbe noch einiges vor Ort umzusetzen.