Die Zahl der Corona-Infizierten im Pflegeheim Haus Wartenberg ist weiter gestiegen. Aktuell sind insgesamt 17 Bewohner und neun Mitarbeiter Positiv getestet worden. „Oberste Priorität hat der Gesundheits-Schutz der Bewohner und Mitarbeiter. An dieser Maxime richten sich alle Maßnahmen im Zweckverband Pflegeheim Haus Wartenberg in Geisingen und Blumberg aus“, sagt Manfred Wolf, der seit 1. Januar die Einrichtung leitet. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr würden die Bewohner bei Anzeichen von Symptomen hausintern getestet. Außerdem wären die hausinternen Betreuungsangebote für die Bewohner intensiviert worden. „Durch die zusätzlichen Betreuungskräfte stehen den Bewohnern täglich Ansprechpartner zur Verfügung“, erklärt Wolf.

Auch das Haus Baar I ist betroffen. Hier wurden fünf Bewohner positiv getestet und ein Bewohner mit zwei verschiedenen Verfahren positiv ...
Auch das Haus Baar I ist betroffen. Hier wurden fünf Bewohner positiv getestet und ein Bewohner mit zwei verschiedenen Verfahren positiv und negativ. | Bild: Landratsamt

Infizierte in zwei Häusern

Das Geisinger Pflegeheim erstreckt sich über fünf Häuser, doch die Corona-Infizierten verteilen sich lediglich auf zwei Häuser der Einrichtung. Im Haus Baar sind mindestens fünf Bewohner positiv getestet worden. Ein weiterer Bewohner hat bei zwei unterschiedlichen Testverfahren ein positives und ein negatives Ergebnis. Im Haus Wartenberg selbst liegt die Zahl der Infizierten höher, dort wurden elf Bewohner positiv getestet. Zusätzlich dazu haben sich auch neun Mitarbeiter mit Covid-19 angesteckt. Diese befinden sich mittlerweile in Quarantäne.

Das könnte Sie auch interessieren

Bisher milder Verlauf

Trotz des Corona-Ausbruchs hat Manfred Wolf auch gute Nachrichten: „Die positiven Fälle zeigen bis dato einen milden Verlauf. Bislang befinden sich alle Bewohner in pflegerischer Versorgung durch die Einrichtung“, sagt der Heimleiter und fügt hinzu: „Die infizierten Bewohner unterliegen einem engmaschigen Monitoring durch Pflegefachkräfte sowie Pflegedienstleitung.“ Auch die restlichen Bewohner würden stetig getestet. Seit dem 13. November würden in Geisingen die rund 400 Bewohner und 400 Mitarbeiter in einem Rhythmus von fünf bis sechs Tagen, was der mittleren Inkubationszeit entspricht, getestet. Und im Haus Blumberg wurden die Bewohner und Mitarbeiter vorsorglich am Donnerstag und Freitag ebenfalls getestet.

Nicht davon überrascht

Der Corona-Ausbruch habe die Einrichtung nicht überraschend getroffen: „Aufgrund der weiterhin ansteigende Infektionszahlen in der Gesellschaft und den in den Sommermonaten gelockerten Kontaktbeschränkungen, nahm die Wahrscheinlichkeit von infizierten Personen im Zweckverband Pflegeheim Haus Wartenberg Geisingen und Blumberg zu“, sagt Wolf. Die Einrichtung sei darauf vorbereitet gewesen. Bereits im Februar und März wären entsprechende Schutz- und Hygienemaßnahmen getroffen worden. Die bereits im Frühjahr erstellten Notfall-Pläne „zur qualitativen Versorgung“ der Bewohner würden momentan evaluiert und würden in den nächsten Tagen zum Tragen kommen. Seit Oktober würden die Mitarbeiter dauerhaft und die Bewohner partiell bei der Versorgung medizinische OP-Masken tragen. Seit dem Ausbruch sei die Einrichtung auf FFP2-Masken umgestiegen. „Seither sind die Kontakte auch größtmöglich reduziert beziehungsweise eingestellt worden“, erklärt der Heimleiter. Es gelte das „notwendige Mindestmaß“: Ärzte, Therapeuten, Rettungs- und Hospiz-Dienste. Im Bedarfsfall hätten auch noch Angehörigen und Betreuer bei palliativ versorgten Bewohnern in Absprache ebenfalls Zutritt.

Das könnte Sie auch interessieren

Schon Erfahrungen gesammelt

Bereits im Frühjahr hatte es eine positiv getestete Person im Geisinger Pflegeheim gegeben. „Es handelt sich um einen außergewöhnlichen Fall“, sagt Wolf. Der Bewohner sei über rund fünf Monate regelmäßig mit PCR-Test positiv getestet worden. Eine Rätsel, das auch das Robert-Koch-Institut beschäftigt hat. Dort hat Wolf nachgefragt und diese Besonderheit auch vom RKI bestätigt bekommen. „Bezüglich der Ansteckungsfähigkeit konnte zum damaligen Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden.“

Wie kam das Virus ins Heim?

In Geisingen wird spekuliert, wie das Virus ins Pflegeheim gekommen ist. „Die Erfahrung der letzten Monate zeigen: Es helfen nur Fakten weiter, die aus gesicherten Nachverfolgungen der Infektionsketten gewonnen werden.“ Auf welchem Weg das Corona-Virus in die Häuser des Zweckverbandes getragen wurde, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. „Die Nachverfolgung der Infektionsketten gestaltet sich aufgrund der Krankheitsbilder der Bewohner eher schwierig, da keine Ausgangsbeschränkungen bestehen und die Bewohner sich sowohl in Geisingen als auch bei ihren Angehörigen und Freunden frei bewegen können und zum Teil die Hygiene-Regeln nicht beachten.“

So sieht die aktuelle Corona-Situation im Kreis Tuttlingen aus

Auch im Landkreis Tuttlingen klettern die Corona-Zahlen weiter nach oben. Mit 84 neuen positiven Corona-Fällen am Freitag und mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 232,6 hat der Kreis Tuttlingen den dritthöchsten Wert aller Kreise in Baden-Württemberg, ins Wochenende gegangen. Die Zahl aller Erkrankten im Kreis liegt bei 1592, wovon 431 aktuell infiziert sind. Todesfälle durch Corona gab es 29.

  • Klinik und Pflegeheime: In der Kreisklinik werden derzeit 18 Infizierte behandelt, zwei davon liegen auf der Intensivstation. Dort sei die Situation stabil, jedoch befürchtet Landrat Stefan Bär eine Mehrbelastung der Klinik aufgrund der explosionsartig gestiegenen Fälle in den Pflegeheimen. 50 Bewohner und 27 Mitarbeiter aus den Heimen sind innerhalb dieser Woche positiv getestet worden. Besonders betroffen war das Elias-Schrenk-Haus in Tuttlingen. Im Pflegeheim Haus Wartenberg sind es derzeit 17 infizierte Bewohner. Neu hinzugekommen ist ein Ausbruch im Pflegeheim in Seitingen-Oberflacht mit 17 Positivfällen bei Bewohnern und fünf beim Personal. Von den 234 neuen Coronakranken in der zurückliegenden Woche waren kreisweit 31 Schulkinder.
  • Thesen zu Ursachen: Trotz der jetzigen Schwerpunkte in Pflegeheimen sieht Landrat Bär die Ursachen für die hohen Fallzahlen im Kreisgebiet eher bei der „mobilen und aktiven“ Gruppe der 20- bis 60-Jährigen. Das habe sich seit September bei den Reiserückkehrern oder Auslösern großer Infiziertenzahlen wie die Hochzeit im Kreis und das Freikirchenereignis in Schwenningen gezeigt. Hauptgrund des Anstiegs ist Bärs Ansicht nach das Alltagsverhalten der Kreisbürger. Im Gegensatz zur konsequenten Einhaltung der Corona-Vorgaben beim ersten Lockdown habe jetzt Nachlässigkeit eingesetzt und die Rücksichtnahme auf andere gehe zurück.
  • Plätze und Läden werden kontrolliert: In Abstimmung mit der Polizei und den Ortspolizeibehörden der Kreisorte finden laut Aussage des Landrats ab sofort verstärkte Kontrollen statt, inwieweit die Vorschriften eingehalten werden. Mehr Polizeipräsenz wird es auf öffentlichen Plätzen sowie in Geschäften geben, zum Beispiel hinsichtlich der Maximalzahl erlaubter Kunden.
Jutta Freudig