Wieder herrscht Unruhe im Hüfinger Rathaus. Genauer gesagt im Bauamt. Fast schon Gewohnheit ist es dort, dass nach relativ kurzer Zeit die Amtsleitung wechselt. Eine Belastung für die dortigen Mitarbeiter, aber auch für Verwaltungsspitze und Gemeinderat. Denn die Suche nach einer Nachfolge wird nicht unbedingt einfacher, je häufiger ein Wechsel stattfindet. Im Gegenteil. Der SÜDKURIER hat zwar weder die gekündigte Stadtbaumeisterin Anna Greifenberger noch Bürgermeister Michael Kollmeier (der zurzeit im Urlaub weilt) für eine Stellungnahme erreichen können. Dafür äußern sich die Fraktionen.

Hüfingens Bürgermeister Michael Kollmeier und Anna Greifenberger, die am 1. März mit ihrer Arbeit im Hüfinger Rathaus begonnen hat. Sie ...
Hüfingens Bürgermeister Michael Kollmeier und Anna Greifenberger, die am 1. März mit ihrer Arbeit im Hüfinger Rathaus begonnen hat. Sie musste jetzt gehen. | Bild: Jakober, Stephanie

Anna Greifenberger hat ihre Arbeit als Stadtbaumeisterin im März angetreten, nun ist sie gekündigt, noch in der Probezeit. Eine Entscheidung, die allerdings wohl in einem Konsens über alle Fraktionen hinweg getroffen wurde. Doch was sagen die Fraktionssprecher zur aktuellen Situation im Bauamt – und wie kann es weitergehen?

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Christof Faller
Christof Faller | Bild: V.Schmider
  • CDU: „Das ist kein schönes Thema in Hüfingen“, sagt Christof Faller, Fraktionssprecher der CDU im Gemeinderat. „Wenn jedoch die Erwartungen nicht erfüllt werden, dann müssen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Und so haben wir die Reißleine gezogen.“ Was Faller allerdings nicht sieht: Warum eine Schuldzuweisung an Bürgermeister Michael Kollmeier gerechtfertigt wäre: „Er wird in den sozialen Medien schlecht dargestellt. Ich wüsste nicht, woran er hier Schuld haben sollte?“ Jetzt stelle sich die Frage, wie man weitermache: „Wir müssen jetzt auch andere Möglichkeiten ausloten. Es ist notwendig, dass wir zeitnah zusammensitzen und ergebnisoffen diskutieren. Wir dürfen dabei aber nichts übers Knie brechen.“ Man müsse jetzt wieder Ruhe in die Sache bringen. „Das Amt war lange unterbesetzt und ist eines mit reger Tätigkeit. Dieses Schiff muss in Fahrt gebracht werden“, so Faller weiter. Was als Lösung funktioniere, sei vielleicht anders, wie man die Jahre zuvor an ein solches Problem gegangen wäre: „Es gibt verschiedene Gedankenspiele und Lösungsansätze. Wir müssen dann schauen, was machbar ist – und was nicht.“ Eine Lösung habe auch Faller nicht parat. „Dass die zwei Bewerber vor Frau Greifenberger gegangen sind, ist aus meiner Sicht sehr schade. Herrn Jerger hat es in Richtung Heimat gezogen und Frau Schmidtmann-Deniz hat was gesucht, um aus Spaichingen wegzukommen. Ich glaube, sie hatte nie vor lange zu bleiben.“ Die jetzige Situation sei für eine abermalige Suche nicht vorteilhaft: „So etwas spricht sich rum.“ Daher müsse man nach dem Urlaub zusammensitzen und etwas machen: „Wir können das nicht ewig vor uns herschieben.“
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Kerstin Skodell
Kerstin Skodell | Bild: Roland Sigwart
  • SPD: Die Entscheidung der Kündigung sei eine, die auch die Fraktionen einhellig mittragen können, sagt SPD-Fraktionssprecherin Kerstin Skodell. „Es war eine relativ schnelle Entscheidung.“ Die Problematik sei, wie es jetzt weitergehe. Das wolle der Bürgermeister nach der Sommerpause vorlegen: „Ich warte darauf, was er dann an Lösungen präsentiert“, sagt Skodell. Man müsse vor allem auch schauen, dass die Mitarbeiter im Bauamt geschützt werden. Den Weggang von Greifenbergers Vorgängerin habe man im Gemeinderat anders gesehen als die Verwaltung: „Wir waren davon nicht begeistert.“ Jetzt müsse man eine andere Lösung finden, „vielleicht eine Team-Lösung über das Bauamt verteilt“, so Skodell. „Ich bin gespannt, was der Bürgermeister präsentieren wird.“
Adolf Baumann
Adolf Baumann | Bild: Roland Sigwart
  • FW/FDP/UWV: „Nachdem fünf Stadtbaumeister gegangen sind, sollten wir fragen, wie das organisiert ist“, sagt Fraktionssprecher Adolf Baumann. „Und ob man das anders machen kann oder ob es eine Alternative gibt?“ Wie Baumann sagt, sollte das Bauamt eines sein, „dass auch Ideen und Impulse bringt. Es muss eine Richtschnur geben, was getan werden kann – und was nicht.“ Und damit müsse man dem heutigen Anspruch gerecht werden, der eine Vielzahl von Aufgaben umfasse. „Wir haben Frau Greifenberger eine Chance gegeben, aber sie hat die Erwartungen nicht erfüllt.“ Nun habe sie in der Probezeit gehen müssen. „So etwas ist nie eine einfache Entscheidung.“ Zuvor hatte man schon sehr gute Stadtbaumeister, die „sind wirklich gefragt derzeit.“ Zudem sei das Amt ein komplexes Thema. Nach den vielen Wechseln müsse man das nun aufarbeiten. Und natürlich sei es auch ein Problem, dass diese Stelle in Hüfingen aktuell „nicht der Job ist, den jeder sucht.“ Baumann glaubt auch nicht, dass nach der ersten Ausschreibung unbedingt direkt jemand gefunden werde: „Das muss gut durchdacht sein.“
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Michael Steinemann
Michael Steinemann | Bild: Roland Sigwart
  • BFSO/Grüne: Man befinde sich in Sachen Bauamt derzeit in einem Teufelskreis, sagt Fraktionssprecher Michael Steinemann. Die Stadt habe hier mittlerweile ein schlechtes Image: „In einer Führungsposition mache ich mich vorher schlau, wohin ich mich bewerbe. In Hüfingen steht der Bürgermeister in der Kritik, hier und da gibt es eine Baustelle. Hinzu kommt ein stetes Kommen und Gehen. Für geeignetes Personal ist das unattraktiv.“ Die Bewerbungen passen sich dem Niveau an, so Steinemann weiter. Und dass sich alle potenziellen Bewerber in der freien Wirtschaft orientieren, dass sei auch nicht so. Der Weggang Anna Greifenbergers allerdings, „da stehen wir überfraktionell dahinter.“ In Hüfingen habe man eigentlich einen Gemeinderat, „der auch gewillt ist. Es wird nicht auf Contra gegangen, nur um den Stadtbaumeister zu behindern.“ Nun kämen die veralteten Strukturen durch. „Vielleicht müssen die Aufgaben im Bauamt auch umgeschichtet werden. Und vielleicht wird der traditionelle Stadtbaumeister so nicht mehr benötigt.“ Im Rathaus herrsche derzeit Unruhe: „Ein weiter so im Hüfinger Rathaus darf es nicht geben. Es muss ein Umdenken stattfinden.“