Bereits zum 21. Mal wird in diesem Jahr in Hüfingen auf der Naturbühne bei der Römischen Badruine der Freilicht-Theatertradition nachgegangen. Das Theater ist in der Stadt mittlerweile ein kulturelles Ereignis, das schon längst aus den Kinderschuhen herausgewachsen ist und heute als Publikumsmagnet zählt. Gespielt wird in diesem Jahr vom 13. Juli bis zum 6. August.

Das könnte Sie auch interessieren

Noch laufen die Proben auf Hochtouren, wird Szene um Szene auseinandergenommen, jede Gestik und Mimik hinterfragt und auch der Text immer wieder leicht verändert. Gerade diese Flexibilität zeichnet das Hüfinger Sommertheater und Regisseur Paul Siemt aus. Hier wird nicht einfach Theater gespielt, hier wird die Geschichte lebendig und so stehen nicht die Schauspieler auf der Bühne, sondern sie mutieren zu Bettlerin, Räuber, Wirtin, Gendarm, Richter oder auch Heilerin.

Immer wieder heißt es für die Schauspieler warten und Text lernen: Lore Szeglat (von links), Stefan Wagner, Tom Mählich und Alfred ...
Immer wieder heißt es für die Schauspieler warten und Text lernen: Lore Szeglat (von links), Stefan Wagner, Tom Mählich und Alfred Wohlschlegel. | Bild: Silvia Bächle

Andere Umsetzung

Die Erfolgsgeschichte des Hüfinger Sommertheaters ist ein optimal ineinander greifende Uhrwerk, angefangen vom Regisseur, den Schauspielern, der Musik, der Technik bis hin zur Freilichtbühne. Zwar ist die Truppe nach 20 Jahren erfolgreichem Sommertheater sicherlich eingespielt, trotzdem überlässt Paul Siemt nichts dem Zufall. Wer einmal eine Probe besuchen durfte, der wird sich wundern. Denn hier wird die vorgestellte Literatur nicht eins zu eins umgesetzt, sondern ständig der Situation angepasst.

Nichts überlässt der langjährige erfolgreiche Regisseur Paul Siemt dem Zufall.
Nichts überlässt der langjährige erfolgreiche Regisseur Paul Siemt dem Zufall. | Bild: Silvia Bächle

Enge Verknüpfung mit der Stadt

So sitzen die Regieassistenten Marion Lacher und Tilo Schlatter mit gespitztem Bleistift immer hoch konzentriert, um das Ein- oder Andere umzuschreiben. Auch für die Schauspieler anfangs nicht einfach, denn immer wieder gilt es, den überarbeiteten Text neu einzustudieren. Doch gerade diese Anpassung an Schauspieler, Sprache oder Situation ist ein wichtiges Erfolgskriterium – da die Authentizität und Identifizierung im Zusammenspiel mit geschichtlichem Bezug zur Stadt und Region sehr eng ist.

Stück muss passen

In diesem Jahr entführt das Hüfinger Sommertheater ins 19. Jahrhundert, als die Hungersnot groß war. (Die) Räuber stammt nicht etwa von Schiller, sondern direkt aus der Feder von Paul Siemt und Peter Höfermayer. Wer nun denkt, das Stück könnte direkt in Hüfingen übernommen werden, der irrt: „Das Stück muss in die Region – also Hüfingen – passen, ebenso fürs Ensemble optimal sein“, so der bekannte Theaterregisseur und Theaterpädagoge, der seit 1998 für die erfolgreichen Inszenierungen des Sommertheaters verantwortlich ist.

Das könnte Sie auch interessieren

Robin Hood der Region

Beeindruckend und nachdenklich zeigt das Stück die Gratwanderung zwischen gutbürgerlichem Leben und der Räuberei. Es führt zu den Abgründen, der Gewalt, der Verzweiflung der Menschen, die nichts zu essen haben und doch kommen Moral und Angst nicht zu kurz. Eine Robin-Hood-Geschichte für den Schwarzwald-Baar-Kreis: Der gebildete Metzgersohn Friedrich Klumpp wird zum meistgesuchten Räuber des deutschen Südwestens. Wer oder was ist schuld an dieser Wandlung vom herzensguten Menschen zu einem Ganoven?

Geburt bei der Probe Video: Silvia Bächle

Erstmals dabei

Theaterluft schnuppern in diesem Jahr erstmals die zwölfjährige Lucia Singler und ihre 13-jährige Freundin Elisa Schelling, sowie der 18-jährige Pascal-Rene Houy. „Es ist ein tolles Erlebnis mal in eine andere Rolle zu schlüpfen“, so Pascal-Rene. Auch die beiden Mädels sind begeistert und freuen sich mit dabei zu sein: „sprechen und gleichzeitig spielen ist gar nicht so einfach“, so ihr Resümee.

Vanessa Skodell (links) und Lore Szeglatt, hier im Vordergrund sind auf der Hüfinger Sommertheater-Bühne alte Hasen. Im Hintergrund ...
Vanessa Skodell (links) und Lore Szeglatt, hier im Vordergrund sind auf der Hüfinger Sommertheater-Bühne alte Hasen. Im Hintergrund Lucia Singler und Friedrich Schräbler. | Bild: Silvia Bächle

Alte Hasen

Viele gute Ratschläge bekommen die Neuen von den alten Hasen, wie Vanessa Skodell und Elenore Szeglat. Seit 2003 steht Skodell – dieses Mal als Priesterin – auf der Hüfinger Theaterbühne. Szeglat spielt eine Heilerin – sie ist seit 2010 dabei. Wichtig ist für die beiden Hüfingerinnen, dass sie sich am Text und der Rolle mit einbringen können. „Paul Siemt hat die Begabung uns zu fördern und zu fordern“, so Vanessa Skodell. Gefordert werde auch das Publikum, ergänzt ihre Schauspielkollegin Lore, wobei der Spaß auf und vor der Bühne nie zu kurz komme.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Musik

Die Theateraufführung wird durch Musikstücke intensiviert. Das Donaueschinger Musiktalent Kai Armbruster hat wieder einmal seine musikalische Vielfalt und sein Talent unter Beweis gestellt. Es wird ein kleines Ensemble bei den Aufführungen zu hören sein.

Mit gespitztem Bleistift sitzen die Regieassistenten Marion Lacher und Tilo Schlatter am Tisch um alle Veränderungen ins Stück ...
Mit gespitztem Bleistift sitzen die Regieassistenten Marion Lacher und Tilo Schlatter am Tisch um alle Veränderungen ins Stück einzuschreiben. | Bild: Silvia Bächle