„Was lange währt, wird endlich gut.“ Dieses Sprichwort wird dem römischen Erzähler Ovid zugeschrieben. Im doppelten Sinne trifft dies auch auf das Fürstenberger Neubaugebiet zu, dessen Erschließung etwa drei Jahre nach dem Gemeinderatsbeschluss begann.

Das Geduldspiel hat ein Ende, die Archäologen sind abgezogen. Die Erschließung des Neubaugebiets Hondinger Straße in Fürstenberg hat ...
Das Geduldspiel hat ein Ende, die Archäologen sind abgezogen. Die Erschließung des Neubaugebiets Hondinger Straße in Fürstenberg hat begonnen. | Bild: Rainer Bombardi

Ausschlaggebend für diese Verzögerung war dieses Mal nicht die Pandemie. Es waren die Römer. Genauer gesagt waren es Berichte aus dem Jahr 1914, die der einstige Hüfinger Heimatforscher Paul Revellio verfasst hatte.

Ihnen ist zu entnehmen, dass sich im Bereich des Neubaugebiets „Hondinger Straße“ die Überreste einer römischen Siedlung befinden. Sogar eine Villa Rustica, ein römischer Gutshof, sollte sich in diesem Bereich befunden haben.

Landesdenkmalamt stoppt Maßnahmen

Daraufhin, so fasst es das Regierungspräsidium Stuttgart auf seiner Homepage zusammen, habe das Landesamt für Denkmalspflege umgehend die geplanten Baumaßnahmen gestoppt. Es veranlasste Sondagen und engagierte dazu den Fützener Sondengänger Joachim Jakob. Zudem verpflichtete die Stadtverwaltung eine Fachfirma, die mit geophysikalischen Mitteln archäologische Stätten aufspürt.

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Die Ergebnisse waren beeindruckend. Zwei Urnengräber aus der Bronzezeit, die Keramikbeigaben enthielten, kamen zum Vorschein. Zudem kamen Spuren einer vorgeschichtlichen Siedlung zum Vorschein.

Spatenstich verzögert sich

In Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt im Regierungspräsidium Stuttgart verpflichtete die Stadt Hüfingen die archäologische Fachfirma Archaeo Task für die Rettungsgrabungen. Sie fanden zwischen Ende Juni und Anfang August 2022 statt. Für die Fürstenberger bedeutete dies nach den Corona-Einschränkungen eine erneute Verschiebung des Spatenstichs für das Neubaugebiet.

Die Mitarbeiter von Archaeo Task legten nicht nur vier Gräber aus der späten Bronzezeit frei. Zudem entdeckten sie in einer Schicht Reste, die voraussichtlich zu einer einstigen römischen Siedlung im Nordosten des Baugebietes gehörten.

Archäologische Fundstücke aus Fürstenberg
Archäologische Fundstücke aus Fürstenberg | Bild: Landesamt für Denkmalpflege am Regierungspräsidium Stuttgart

Auch bargen sie zwei Klingen aus Feuerstein, die einst zu einer Sichel gehörten. Die Funde belegten, dass im Baugebiet an der „Hondinger Straße“ bereits in der Jungsteinzeit Menschen lebten.

Was für die einen einer echten Überraschung gleichkam, erforderte von den Bauinteressenten und der Kommune reichlich Geduld. Zwischenzeitlich sah das Areal des Neubaugebiets aufgrund der Rettungsgrabungen ohnehin wie ein umgepflügter Acker aus.

Denkmalsubstanz ist dokumentiert

Aus Sicht des Landesdenkmalamtes hat sich das Warten gelohnt. Das Fundmaterial wurde gesichert und belegt die Existenz menschlichen Lebens auf dem Fürstenberg während der Bronze- und Römerzeit. Die im Boden erhaltene Denkmalsubstanz ist inzwischen dokumentiert und kartiert.

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Die Rettungsgrabung legte vier spätbronzezeitliche Gräber frei, davon zwei bei denen es sich um Urnenbestattungen mit den verbrannten Überresten handelte, in zwei weiteren Gräbern waren verbrannte Überreste ohne Urne zu finden.

Gräber gehören zu Friedhof in der Bronzezeit

Die Archäologen gingen vor Ort davon aus, dass alle auf dem Areal entdeckten Gräber Teil eines spätbronzezeitlichen Friedhofes sind. Auch die genaue Lage des römischen Gutshofs ist nicht detailliert untersucht, die Funde weisen lediglich auf seine Existenz hin.

„„Die Resultate der Grabungen weisen darauf hin, dass bereits die Urahnen die Qualität Fürstenbergs als Wohn- und ...
„„Die Resultate der Grabungen weisen darauf hin, dass bereits die Urahnen die Qualität Fürstenbergs als Wohn- und Lebensdomizil entdeckt hatten.“Michael Kollmeier, Bürgermeister | Bild: Andrea Hauger

„Die Resultate der Grabungen weisen darauf hin, dass bereits die Urahnen die Qualität Fürstenbergs als Wohn- und Lebensdomizil entdeckt hatten“, merkte Bürgermeister Michael Kollmeier bereits vor geraumer Zeit in einer Sitzung positiv an. „Ortsvorsteher Werner Bäurer ist froh, dass die Arbeiten im Neubaugebiet nun am Laufen sind. Die Erschließung läuft inzwischen auf Hochtouren.

Und was sagen die Archäologen? „Es ist zu erwarten, dass nach der abschließenden Auswertung der Ausgrabung oder durch künftige Funde diese Aspekte aus der Vor- und Frühgeschichte Fürstenbergs weiter erhellt werden können“, heißt es im Regierungspräsidium. Den Passus „abschließende Auswertung“ dürfte man in Fürstenberg besonders gerne lesen.