Andrea Wieland

Freunden und Familie ein extravagantes und sehr persönliches Geschenk machen, diese Idee hatte Philipp Stadler aus Hüfingen zu Weihnachten 2019. Gesagt, getan – der gelernte Bierbrauer setzte sich mit seinem Kumpel und Azubi-Kollegen Benedikt Wabnig, welcher eine eigene 30-Liter große Brauanlage besitzt, zusammen und tüftelte an dem individuellen Weihnachtsgeschenk.

Die beiden gelernten Bierbrauer, welche ihre Ausbildung im Jahr 2016 bei der badischen Staatsbrauerei Rothaus gemeinsam abgeschlossen hatten, fanden daran dann so viel Gefallen, dass Philipp Stadler, welcher mittlerweile nicht mehr in diesem Berufsfeld aktiv ist, sich dazu entschloss, weitere Bierbegeisterte in Hüfingen zu suchen, um das Brauen ernsthafter zu betreiben.

Philipp Stadler beim Brauen. Er wollte 2019 eigentlich nur ein originelles Weihnachtsgeschenk herstellen – und daraus entwickelte ...
Philipp Stadler beim Brauen. Er wollte 2019 eigentlich nur ein originelles Weihnachtsgeschenk herstellen – und daraus entwickelte sich die Idee zu einer Privatbrauerei. | Bild: Andrea Wieland

„Meine ursprüngliche Idee war, einen hygienisch einwandfreien Platz zu finden, wo gebraut werden kann. Dabei bin ich auf Johannes Behringer sowie Christian und Simon Hall gestoßen, welche alle sehr begeistert von der Idee waren“, erinnert sich der 28-jährige Hüfinger.

Und so startete das Projekt Bierbrauen in Hüfingen. „Als erstes stellten Beni und ich den Dreien unterschiedliche, selbstgebraute Biere vor und konnten sie von unserem Können begeistern“, erinnert sich Philipp Stadler zurück. Somit war die Idee besiegelt, dass gemeinsam ein Hüfinger Bier gebraut werden soll. Und die Fünf entschlossen sich, die Privatbrauerei Hüfingen GmbH zu gründen. „Brigo“ soll ihr Bier heißen (siehe Infotext).

Beim Brauen überlässt Braumeister Benedikt Wabnig nichts dem Zufall.
Beim Brauen überlässt Braumeister Benedikt Wabnig nichts dem Zufall. | Bild: Andrea Wieland

„Mit der Entscheidung, unser Unternehmen als Kapitalgesellschaft – GmbH – zu gründen, wollten wir zugleich zeigen, wie ernst uns das Ganze ist“, erklärt Benedikt Wabnig.

Bei dieser Entscheidung halfen den fünf Männern auch die unterschiedlichen Berufsfelder, in denen sie aktiv sind. Neben dem Braumeister Benedikt Wabnig und dem gelernten Bierbrauer Philipp Stadler, welcher mittlerweile bei der Bundeswehr eine Ausbildung zum Hubschrauberpiloten absolviert, bringen Simon Hall, Johannes Behringer und Christian Hall eine große Leidenschaft für gutes Bier und den nötigen betriebswirtschaftlichen und verfahrenstechnischen Hintergrund mit ein.

Das Logo der Privatbrauerei zeigt Verbundenheit zu Hüfingen und seiner Geschichte.
Das Logo der Privatbrauerei zeigt Verbundenheit zu Hüfingen und seiner Geschichte. | Bild: Andrea Wieland

Als Geschäftsführer des mittelständischen Uhrenherstellers Hanhart und als Geschäftsführer von Behringer Tiefbau sind zwei von ihnen kaufmännisch tätig, zusätzlich stellt der Mediziner Christian Hall sein verfahrenstechnisches Vordiplom in den Dienst der gemeinsamen Unternehmung. So gründeten die Hüfinger Anfang August ihre Privatbrauerei Hüfingen GmbH.

Bei der Entscheidung, wer Geschäftsführer des Unternehmens werden soll, waren sich die fünf Männer wieder sofort einig: „Da Benedikt Wabnig einfach das größte Fachwissen hat und unser Braumeister ist, haben wir uns dazu entschlossen, ihn zum Geschäftsführer zu machen“, so Simon Hall.

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„Wir haben selbstverständlich darauf geachtet, dass jeder von uns Fünfen seine Persönlichkeit mit in unser Unternehmen einbringt. Das heißt, dass wir unterschiedliche Fachbereiche wie Marketing, Vertrieb, Verwaltung et cetera unter uns aufgeteilt haben.“ Dabei seien einerseits das bereits vorhandene Wissen, aber auch die Interessen von allen berücksichtigt worden.

Braumeister Benedikt Wabnig mit dem ersten Sud.
Braumeister Benedikt Wabnig mit dem ersten Sud. | Bild: Andrea Wieland

Dies ist auch sehr wichtig für das junge Unternehmen, da die Fünf vorerst den Betrieb weiterhin nur im Nebenerwerb betreiben wollen. Doch dies soll nichts über die Qualität und den Ideenreichtum des Start-ups aussagen: „Wir werden als erstes ein Pils und ein Helles Bier auf den Markt bringen, da dies in unserer Region die Favoritensorten sind. Natürlich haben wir weitere Ideen, mit welchen wir unsere zukünftigen Kunden und Kundinnen von uns begeistern wollen“, so Benedikt Wabnig.

„Bei unseren ersten beiden Biersorten haben wir uns dafür entschieden, ein modern interpretiertes Pils zu produzieren und ein Helles, welches eher traditionell schmeckt.“

Regionalität soll Trumpf sein

Die moderne beziehungsweise traditionelle Interpretation bezieht sich dabei auf die Hopfensorten, welche zum Brauen genutzt werden. Bei den dem Hopfen und den Hopfensorten achteten sie sehr auf Regionalität, sagen die fünf Jungunternehmer. Sie kennten all ihre Lieferanten persönlich.

Doch wo wird das Hüfinger Bier denn eigentlich gebraut? „Wir freuen uns sehr, dass wir das Sudhaus der Löwenbrauerei Bräunlingen nutzen dürfen. Wir haben ein sehr gutes, partnerschaftliches Verhältnis zur Brauerei und freuen uns sehr, dass wir so unterstützt werden“, so Braumeister Benedikt Wabnig. „Dort haben wir auch bereits die ersten beiden Chargen unseres Bieres produziert.“

Junge Firma nutzt Räume der Löwenbrauerei

Das heißt jeweils 2200 Liter von jeder Biersorte werden dort aktuell gebraut. Bis das Bier fertig ist, dauere es jedoch noch ein bisschen. Denn gut Ding wolle Weile haben: Insgesamt dauere es circa vier bis fünf Wochen, bis ein Bier in die Flasche abgefüllt werden kann, da die Hefe so schonend gäre, was ein Qualitätsmerkmal sei. Deshalb ist auch noch nicht genau klar, wann das Bier auf den Markt kommt.

Doch die Hüfinger wollen nicht nur Flaschenbier herstellen. „Wir wollen ebenfalls Fassbier vertreiben, da sich der Geschmack des Bieres durch die UV-Strahlung, welche durch die Flaschen geht, verändern kann. Beim Fassbier ist dies etwas ganz anderes. Dies schmeckt auch nach der Lagerung noch so, wie es die Brauerei verlassen hat“, so Philipp Stadler.

Doch wann geht es endlich los mit dem Bierverkauf und wo kann man das Bier kaufen? „Wir haben bereits die Zusage vom Weinhaus Baum in Hüfingen, dass sie unser Bier vertreiben werden. Des Weiteren hoffen wir auf weitere, regionale Getränkehändler“, so Philipp Stadler. Besonders stolz sind die Hüfinger, dass Getränkehändler und Restaurants bereits auf sie zukamen und gefragt haben, ob sie das Bier verkaufen dürfen.