Die Katholiken in der Seelsorgeeinheit „Auf der Baar„ traf die Nachricht unvermittelt, im Pfarrgemeinderat zumindest hatte man geahnt, dass nach einer Reihe von Krankheitsphasen des Pfarrers eine Veränderung anstehen würde. Doch dass sich Manuel Grimm von Erzbischof Stephan Burger von seiner Aufgabe als Pfarrer komplett entbinden lassen wollte, hätte sich der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Lothar Rosenstiel aus Bräunlingen „nicht träumen lassen“.
Auch der Gremiumsvize Harald Weh aus Hüfingen zeigte sich vom gänzlichen Abschied völlig überrascht. „Die Leute sind teils richtig geschockt gewesen“, weiß er aus Gesprächen.
Ausscheiden aus gesundheitlichen Gründen sehr selten
Inzwischen wurden Tatsachen geschaffen. In Absprache mit dem Erzbischof sei Grimm Anfang Februar auch ganz aus dem priesterlichen Dienst ausgeschieden, teilte Christine von Lossau von der Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariats Freiburg mit. Es handle sich um einen ungewöhnlichen Vorgang.

Bei 519 Priestern im aktiven Dienst der Diözese kämen Reha- und Krankheitszeiten vor. Dass aber ein Priester aus gesundheitlichen Gründen ganz aus dem priesterlichen Dienst ausscheidet, habe es in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Seine durch die Weihe empfangenen Rechte und Pflichten verliere ein Priester mit dem Ausscheiden aus dem Amt jedoch nicht.
Die Seelsorgeeinheit leitet inzwischen der Donaueschinger Stadtpfarrer Erich Loks als Pfarradministrator. Er sei schon kurz vor Weihnachten vom Ordinariat gebeten worden, diese Zusatzaufgabe vorübergehend zu übernehmen. Jetzt, im Schwebezustand, bis die Hüfinger und Bräunlinger Katholiken einen neuen Pfarrer bekommen, werde er die Prozesse in den Nachbarstädten begleiten und die Beteiligten bestärken, aber nicht stärker einwirken.
Administrator muss unterschreiben
In Rechtsangelegenheiten sei seine Unterschriftsberechtigung erforderlich. „In Donaueschingen bleibt alles wie gewohnt“, sagt der 65-Jährige, der hier seiner Tätigkeit als Pfarrer noch ein paar Jahre nachgehen möchte.
Derweil wurden die Aufgaben in der Seelsorgeeinheit teils neu verteilt: Meist sind das Schwerpunkte, die sich schon in den vergangenen Monaten eingespielt haben. Gottesdienste halten Pfarrer Loks, der in Bräunlingen ansässige Padre Jorgiano sowie die Ruhestandspfarrer und Dekane Eugen Dannenberger und Andreas Huber. Gemeindereferent Harald Frey kümmert sich verstärkt um Erstkommunion, Firmung und auch Beerdigungen, Harald Weh übernimmt den Stiftungsratsvorsitz.
Manuel Grimm war 2008 aus Rheinfelden nach Hüfingen gekommen. Von Anfang an hatte er, bestärkt aus den Erfahrungen als Vikar, betont, wie wichtig ihm die Jugendarbeit sei. „Da hätte er gerne mehr gemacht“, bilanziert Rosenstiel. Doch andere Aufgaben hätten sich in den Vordergrund gedrängt. Grimm sei auf der Baar ein guter Seelsorger gewesen und habe gute Gottesdienste gehalten.
Zurück in die Jugendarbeit
„Er konnte gut mit den Menschen umgehen“, lobt auch Weh. Ein Glücksfall für Hüfingen sei damals so ein junger Pfarrer gewesen. Das Thema Jugendarbeit soll Grimm auch künftig begleiten. Er wolle sich in der Nähe seines Heimatorts Ersingen bei Pforzheim um traumatisierte Jugendliche kümmern, kündigte er zuletzt an.
Die Nachfolge
Offen ist, wann die rund 9000 Katholiken der Seelsorgeeinheit einen neuen Pfarrer bekommen. Die Ausschreibung im Amtsblatt der Erzdiözese sei laufe, frühestens Ende Mai sei mit einer Antwort zu rechnen, hofft Rosenstiel. Dabei variierten Vakanzzeiten bei der Pfarrbesetzung deutlich, heißt es aus dem Ordinariat: je nach Planbarkeit der Vakanz und Komplexität des Bewerbungsverfahrens könne die Vakanz bis zu ein Jahr dauern. In den 224 Seelsorgeeinheiten sind gegenwärtig zehn leitende Pfarrstellen ausgeschrieben. Als Vikare in eine Pfarrstelle wechselten 2019 und 2020 sieben Priester. (wur)