Diese Nachricht hat in Hüfingen für eine Welle der Empörung gesorgt: Sasa Hustic hört als Kinder- und Jugendreferent der Stadt Hüfingen auf. Bereits seit dem Jahr 2005 ist er in dieser Funktion tätig. Mindestens im sozialen Netzwerk Facebook wird das mit reichlich Fragezeichen aufgenommen. Aber was sind die Gründe für diese Personalie? Der SÜDKURIER hat nachgefragt.
Bestätigt: „Herr Hustic hört voraussichtlich nach den Sommerferien als Stadtjugendreferent bei der Stadt Hüfingen auf“, teilt auf Nachfrage Hauptamtsleiter Horst Vetter mit. Das Stadtjugendreferat wird in Trägerschaft von Mariahof geführt. Sasa Hustic ist Mitarbeiter dieser Einrichtung, gelegen im Hüfinger Weiherweg.

Gründe: Nach Aussage von Horst Vetter „wurde seit Längerem signalisiert, dass Herr Hustic als Stadtjugendreferent aufhört, wenn er 15 Jahre in dieser Position tätig war“. Dies sei im Zusammenhang mit seiner Wahl in den Gemeinderat so auch besprochen worden. „Damit sollen Interessenskonflikte vermieden werden. Als direkter Angestellter der Stadt hätte Herr Hustic nicht gleichzeitig in den Gemeinderat eintreten können“, erklärt Vetter. Seit 2019 ist Sasa Hustic gewählter Stadtrat. Auf SÜDKURIER-Nachfrage möchte er sich gegenwärtig nicht zur Sache äußern, sondern verweist auf Vetter sowie den Mariahof-Einrichtungsleiter Oscar Hannabach.
Bedauern: „Sasa Hustic hat 16 Jahre in Hüfingen eine wertvolle pädagogische Arbeit für unsere Jugendlichen geleistet“, sagt Kerstin Skodell, Vorsitzende der SPD-Fraktion, welcher auch Hustic angehört. Zu Beginn habe er viel Streetwork gemacht, um Vertrauen zu den jungen Menschen aufzubauen. „Das hat er mit Bravour geschafft“, stellt Skodell fest. „Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Polizei, dem Schulsozialarbeiter, dem Jugendamt, den Eltern und nicht zuletzt mit den Jugendlichen wird sich durch eine 70-Prozent-Stelle so schnell nicht wieder aufbauen können. Das dauert Jahre.“
Gerade jetzt – in der Pandemie – sei das vonseiten des Bürgermeisters ein Schlag ins Gesicht der Jugendlichen, denn nicht alle Jugendlichen ließen sich in Vereine integrieren. „Genau dafür gibt es das Jugendreferat, damit diese jungen Menschen aufgefangen werden und sie eine Struktur erhalten“, so Kerstin Skodell. Das Ausscheiden von Sasa Hustic bedeute einen großen Verlust, „der wohl vonseiten der Verwaltung auch nicht mehr aufgebaut werden soll“.
In diesem Zusammenhang zitiert Skodell aus ihrer Haushaltsrede vom Dezember 2020. Damals sagte sie im Wortlaut: „Wenn ich gerade bei der Betreuung bin, mache ich gleich mit den Kürzungen im Stadtjugendreferat weiter. Ich bin froh, dass wir auch hier in den Vorverhandlungen mit der Verwaltung einen Prüfauftrag für die Kürzungen im Bereich der offenen Jugendarbeit erreicht haben. Hier muss doch der Träger, hier Mariahof, in die Entwicklungen mit einbezogen werden, bevor pädagogisch wertvolle Jugendbetreuungszeiten gestrichen werden. Wir erleben gerade alle eine ungewisse und relativ haltlose Zeit. Vor allem die Kinder und Jugendlichen verlieren sich in dieser Haltlosigkeit, die in der offenen Jugendarbeit aufgefangen werden muss.“

Im Vorfeld der Haushaltsplan-Besprechungen habe es hitzige Diskussionen über die Streichungen im pädagogischen Bereich gegeben. Zusage des Bürgermeisters sei der Prüfauftrag im Gemeinderat gewesen, das Gespräch wurde laut Kerstin Skodell im Januar mit Oscar Hannabach geführt. „Jedoch gab es keine Sitzungsvorlage zu diesem Gespräch. Als ich im Januar in der öffentlichen Gemeinderatsitzung angefragt hatte, wie das Gespräch verlaufen ist, wurde sehr oberflächig geantwortet und auf die nichtöffentliche Sitzung verwiesen, da es ja um Personalfragen ginge. In der anschließenden nichtöffentlichen Sitzung kam es aus zeitlichen Gründen nicht zur Aussprache“, schildert die SPD-Fraktionsvorsitzende.
Im April habe sie in einer nichtöffentlichen Sitzung wieder angefragt, wie das Gespräch ausgegangen ist: „Nun wurden die Ergebnisse mit einer Selbstverständlichkeit preisgegeben: Es wird eine 70-Prozent-Stelle und eine 20-Prozent-Stelle von Mariahof ausgeschrieben. Eine FSJ-Stelle soll es gar nicht mehr geben.“ Von einer Abstimmung über dieses Ergebnis im Gemeinderat war Skodell zufolge keine Rede mehr, es würde ja so im Haushaltsplan stehen und diesem sei mehrheitlich zugestimmt worden. „Einige Gemeinderatsmitglieder waren total überrascht“, fügt sie an.
Kürzungen: Durch die Streichung von sechs Stunden Jugendreferat an der Lucian-Reich-Schule werde bewusst die Verbindung zur offenen Jugendarbeit unterbunden, so Kerstin Skodell. Das habe Hustic bitter aufgestoßen, er wolle Vollzeit arbeiten. Bürgermeister Michael Kollmeier erklärt die Kürzungen mit der neuen Betreuungskonzeption an der Lucian-Reich-Schule. Demnach falle die bisher an zwei Wochentagen mit jeweils drei Stunden erbrachte Betreuung der Klassen fünf, sechs und neun einschließlich der wöchentlichen Vorbereitungszeit von drei Stunden weg. „Der nachmittags vorgesehene Schulunterricht sowie Betreuungszeiten werden mit Lehrerwochenstunden abgedeckt“, so Kollmeier in der Gemeinderatssitzung vom 24. Juni.

Nachfolge: Nach Abschluss des Bewerbungsverfahrens wird die Stelle Hauptamtsleiter Vetter zufolge besetzt. Die Stelle sei durch Mariahof neu ausgeschrieben worden. Das bestätigt Einrichtungsleiter Oscar Hannabach: „Wir sind aktuell im Bewerbungsverfahren.“ Sasa Hustic wolle man „gern in der Einrichtung behalten und wir sind auch in Gesprächen mit ihm über die Zukunft“. Er werde sehr fehlen, „da er 15 Jahre das Gesicht des Jugendreferats war und vor allem bei den Kindern und Jugendlichen sehr beliebt war und ist“, so Hannabach.
Reaktionen: Im sozialen Netzwerk Facebook gibt es zahlreiche Reaktionen auf die Personalie Sasa Hustic. Dabei ist sich die Internetgemeinschaft größtenteils einig. Wir sammeln an dieser Stelle eine Auswahl. So schreibt beispielsweise ein Nutzer: „Schade. Über eine Generation erfolgreiche Jugendarbeit in Hüfingen vorbei. Eine gute soziale Arbeit lässt sich nicht in Euro belegen, und der Erfolg stellt sich erst nach Jahren ein.“ 15 Jahre seien ein wahrlicher Erfolg – mit vielen positiven Meinungen in der Bevölkerung, vor allem bei den Kindern.
Ein anderer User macht Bürgermeister Michael Kollmeier Vorwürfe, wenn er schreibt: „Nun hat‘s der Hüfinger Bürgermeister wohl geschafft. Normal sollte sich der Bürgermeister den Hintern aufreißen, um so einen Mann wie Sasa und die erfolgreiche Jugendarbeit zu halten. Aber nein, da wird sogar noch gespart im sozialen Bereich und die Stelle gekürzt.“ Er spricht von einer Schande und einem Armutszeugnis für die Stadtverwaltung, außerdem von einem ganz großen Verlust für die Stadt.

Eine weibliche Nutzerin sei geschockt. Sie vermutet: „So sehr wie Sasa Hustic seinen Beruf liebt, muss einiges vorgefallen sein, dass er das Handtuch wirft.“ Und wiederum eine weitere Userin kennt Hustic laut eigener Aussage „schon sehr, sehr lange“. Dessen Feingefühl für die Kinder sei einmalig, „und er war für viele Kinder, egal welcher Nationalität, ein großes Vorbild“. Solch einen Mann, der sich den Respekt vieler Jugendlicher erarbeitet habe, dürfe man nicht gehen lassen – „gerade in der heutigen Zeit, in der durch Corona die Kinder noch mehr einen Jugendarbeiter brauchen, der für sie da ist“.
Ebenfalls bei Facebook erklärt Mariahof-Einrichtungsleiter Hannabach in einer Beitragskommentierung, dass die Stadt Hüfingen die Jugendreferat-Stelle finanziere und somit das Budget vorgebe. Die Dienst- und Fachaufsicht liege bei Mariahof.