Susanne Krause-Sittnick

Was machen Jugendliche in einem Dorf wenn sie sich mit Gleichaltrigen treffen wollen? Wenn sie einfach nur mal raus wollen, ohne Eltern in der Nähe, ohne irgendwohin fahren zu müssen und damit wieder abhängig von Bus und Bahn oder den Fahrdienst der Eltern?

Robin Götz, Svenja Bogenschütz und Philipp Guthmann messen sich beim Billardspielen.
Robin Götz, Svenja Bogenschütz und Philipp Guthmann messen sich beim Billardspielen. | Bild: Krause-Sittnick, Susanne

Sie treffen sich im Jugendraum im Ort. Wenn es einen gibt. In Behla gibt es einen. „Gottseidank“, sagen die Jugendlichen und freuen sich über die Neueröffnung des Jugendraumes im Rathaus in Behla. Dieser war eine Zeitlang geschlossen, davor trafen sich in den vergangenen Jahren mal häufiger mal nicht so regelmäßig eine Handvoll Jugendlicher aus Behla mit ihren Freunden. Diese Jugendlichen haben mitlerweile Führerscheine und fahren lieber raus in die Stadt, ins Kino, in die Kneipe oder die Diskothek.

Spielgruppe war schon aktiv

Es wurde Zeit für eine neue „Generation Jugendraum“: In Behla gibt es seit vielen Jahren eine aktive Gruppe von Jungen und Mädchen, die im Rahmen einer Spielgruppe, angeleitet von einigen Müttern, schon so manche Aktion miteinander erlebt haben. Dazu gehören die Realisierung von diversen Weihnachtsmusicals, das diesjährige Jugendtheater, Dorfralleys, Bastelaktionen und gemeinsame Ausflüge.

Svenja Bogenschütz und Laura Meyer machen eine kleine Pause von den Arbeiten.
Svenja Bogenschütz und Laura Meyer machen eine kleine Pause von den Arbeiten. | Bild: Krause-Sittnick, Susanne

Die Gruppe der Zwölf- bis 16-Jährigen kennt sich gut und ist ein miteinander vertrautes Team. Im Frühsommer ergriffen sie die Chance auf Einladung des Ortschaftsrates und trafen sich mit allen über 14-jährigen interessierten Jugendlichen, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Ziel war eine Neueröffnung des Jugendraumes für alle Jugendlichen des Ortes über zwölf Jahre. Bei einem ersten Treffen mit Vertretern des Ortschaftsrates und dem Stadtjugendpfleger Sasa Hustic, wählten die Jugendlichen in Eigenregie ein Team, das in Zukunft die Interessen von ihnen vertreten solle.

Ein Treffpunkt zum Austausch und Spaß haben

Seit dem engagieren sich Mavie Bogenschütz als Älteste und damit Sprecherin des Jugendraumteams mit Philipp Guthmann als ihren Vertreter, Laurin Storz als Kassenwart und Lara Buhl als Schriftführerin. Sie sind jetzt die Jugendvertreter von Behla und stellten sich zunächst mit den anderen Jugendlichen die Fragen „Wo soll es hin gehen? Was wollen wir? Was wollen wir verändern? Was ist uns wichtig?“.

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Alle waren sich einig, dass sie sich einen Treffpunkt für Jugendliche im Ort wünschen, um sich austauschen zu können und gemeinsam Spaß zu haben.

Bild 3: In Behla freut sich die Jugend über einen eigenen Raum
Bild: Krause-Sittnick, Susanne

Zunächst waren die Aufgaben des Jugendraumteams, das Koordinieren der Renovierungsarbeiten. Denn von Anfang an waren sich alle einig: Der vorhandene Jugendraum sollte umgestaltet werden. Es war ihnen wichtig, den Raum im Rathaus zu „ihrem Jugendraum“ zu machen. Er sollte freundlicher wirken und ansprechender, so dass sie sich wohl fühlen können.

Eltern halfen beim Renovieren mit

In Absprache mit dem Ortschaftsrat beziehungsweise dem Ortsvorsteher Christoph Martin, der Stadt und einigen Eltern, wurden diverse Arbeiten gemeinsamen ausgeführt. Anfang September ging es los mit den Renovierungsarbeiten.

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An diversen Samstagen und auch so manchem Abend unter der Woche trafen sich zwei oder mehr Jugendliche, um Wände zu streichen, alte Möbel zu entrümpeln oder zu restaurieren, Holzvertäfelungen auszubessern, die Theke zu erneuern und neue Möbel zu besorgen. Letztendlich trafen sich alle Ende November, um mit Unterstützung einiger Eltern den Raum entsprechend zu putzen und den letzten Feinschliff zu geben.

Nils Krause-Sittnick, Sabrina Anthis, Anthony Streit und Sören Bogenschütz spielen am Tischkicker.
Nils Krause-Sittnick, Sabrina Anthis, Anthony Streit und Sören Bogenschütz spielen am Tischkicker. | Bild: Krause-Sittnick, Susanne

Das Jugendraumteam ist sich einig, dass sie gemeinsam einen Raum geschaffen haben, in dem sie sich wohl fühlen. Einen Tischkicker, ein Billiardtisch, eine Dartscheibe und ein ganzer Stapel Gesellschaftsspiele stehen den Besuchern zur Verfügung. Außerdem werden Getränke für eine Spende angeboten.

Mindestalter beträgt zwölf Jahre

Und was soll jetzt genau stattfinden in diesem schönen Raum? Auf die Frage „Für wen der Raum jetzt gedacht ist?“ antwortete Mavie Bogenschütz: „Für alle Kinder und Jugendlichen aus Behla ab zwölf Jahre. In diesem Raum darf gechillt werden, geredet, und gespielt. Wir wollen hier gemeinsam Spaß haben können. Außerdem ist mir wichtig, dass was angeboten wird.“

Hannah Meyer (von links), Elisa Oluboje, Mona Buhl und Anna Lena Guthmann spielen gemeinsam Carcasonne.
Hannah Meyer (von links), Elisa Oluboje, Mona Buhl und Anna Lena Guthmann spielen gemeinsam Carcasonne. | Bild: Krause-Sittnick, Susanne

Lara Buhl ergänzt, dass sie in Zukunft auch einige Aktionen anbieten wollen. Das wäre ihr sehr wichtig. Darunter zählen sie zum Beispiel einen Filmabend, einen Bastelnachmittag, eine Dorfralley und dass sie auch jüngere Kinder mal zu einen Kinonachmittag einladen wollen. An Ideen fehlt es den aktiven Jugendlichen nicht.

Öffnungszeiten werden spontan geregelt

Sie sehen aber auch, dass die Kinder und Jugendlichen heutzutage nur eingeschränkt Zeit haben. Die meisten sind in verschiedenen Vereinen, haben Mittagsschule oder sind anderweitig eingespannt – so wie sie selbst es eben auch sind. Deswegen möchten sie auch keine offiziellen Öffnungszeiten festlegen. Man gehe von einem Abend am Wochenende und ein oder zwei Abenden in der Woche aus. Wann geöffnet wird, wird untereinander abgesprochen. Ganz flexibel und spontan. Heutzutage kein Problem. Per WhatsApp Gruppe können alle über Zwölfjährigen informiert werden. Das habe schon in der Vorbereitungsphase gut funktioniert.