Nach der ersten Gläubigerversammlung, die Informationen über die Vermögensverhältnisse der internationalen Bank und das weitere Vorgehen im Greensill-Insolvenzverfahren lieferte, zeigt sich: Die Abwicklung dürfte ein Marathon werden, bis zu einem Jahrzehnt könnte es dauern. Als positives Signal aber bleibt zurück, dass die Kommunen darauf hoffen können, zumindest einen Teil ihres Geldes wiederzubekommen.

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Die Stadt Hüfingen hatte bei der Greensill-Bank drei Millionen Euro angelegt. Wie Bürgermeister Michael Kollmeier auf SÜDKURIER-Nachfrage informiert, war er bei dem Termin am Dienstag, 8. Juni, persönlich in Bremen vor Ort, um sich aus erster Hand zu informieren. „Wesentliche Aussage des Insolvenzverwalters war, dass nach derzeitiger Sachlage und Kenntnis nicht das gesamte Geld verloren ist“, lautet seine Botschaft. Jedoch habe der Insolvenzverwalter betont, dass es noch zu früh sei, um abschätzen zu können, wie viel Geld aus der Insolvenzmasse zu Verfügung stehe und verteilt werden könne. „Dieser Einschätzung schließt sich die Stadt Hüfingen an. Eine seriöse Aussage zu einem zu erwartenden Betrag kann durch die Stadt Hüfingen erst erfolgen, wenn es dem Insolvenzverwalter gelungen ist, Forderungen durchzusetzen“, so Kollmeier.

Während der Gemeinderatssitzung im zurückliegenden April: Hüfingens Bürgermeister Michael Kollmeier (links) und Stadtkämmerer Michael ...
Während der Gemeinderatssitzung im zurückliegenden April: Hüfingens Bürgermeister Michael Kollmeier (links) und Stadtkämmerer Michael Binninger. | Bild: Roland Sigwart

Doch wer genau ist eigentlich der Mann, der nun die Herkulesaufgabe hat, dem Rathauschef zumindest einen gewissen Teil des verlorenen Geldes zurückzubringen? Nun wird es laut Einschätzung des Insolvenzverwalters eine wesentliche Aufgabe des Insolvenzverfahrens sein, die Forderungen gegen Konzernunternehmen in Großbritannien, Australien und den USA durchzusetzen. Positiv an der Gläubigerversammlung ist nach Aussage von Michael Kollmeier, „dass es sich bei dem Insolvenzverwalter Michael Frege von der Kanzlei CMS um einen erfahrenen Insolvenzverwalter handelt, der auch bereits mit Erfolg in Insolvenzverfahren in internationalen Finanzkonzernen mit guten Ergebnissen arbeitet“. Und Hüfingens Bürgermeister fügt an: „Mein Eindruck war, dass sich Insolvenzverwalter Michael Frege zutraut, eine Quote zu erzielen. Betont wurde in diesem Zusammenhang, dass bereits genügend Finanzmittel zur Verfügung stünden, um die Forderungsdurchsetzung im Ausland mit Aussicht auf Erfolg angehen zu können.“

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Weniger erfreut zeigen sich die betroffenen Städte und Gemeinden dagegen über die Zusammensetzung des Gläubigerausschusses. Denn wie Kollmeier bestätigt, wird darin keine Kommune vertreten sein. „Auch die Stadt Hüfingen hätte es für klug empfunden, wenn die anderen Gläubigergruppen auch einen Vertreter der Kommunen in den Gläubigerausschuss gewählt hätten“, sagt er. Damit sei die drittstärkste Gläubigergruppe nicht im Ausschuss dabei. Dort, so Kollmeier, dominieren jetzt die Vertreter der Bankenverbände. Umso mehr würden alle übrigen Gläubiger im Insolvenzverfahren darauf achten, dass dennoch durch den Insolvenzverwalter und den Gläubigerausschuss „alles dafür getan wird, um alle Möglichkeiten des Insolvenzverfahrens auszuschöpfen und durch hartnäckiges Durchsetzen von Forderungen letztlich die Masse für alle Gläubiger möglichst hoch zu gestalten“.

Bild 2: Nach der Gläubigerversammlung: Ist das verlorene Geld der Stadt Hüfingen doch noch zu retten?
Bild: Sina Schuldt/dpa

Im Greensill-Fall wird die Stadt Hüfingen neben Michael Frege von Rechtsanwalt Andreas Lang (Kanzlei Nieding + Barth) unterstützt. Dieser soll die Interessen der Stadt Hüfingen vertreten und ist Michael Kollmeier zufolge „ein absoluter Kenner der Insolvenzverfahren“. Lang hatte in der Gemeinderatssitzung im vergangenen April eine Einschätzung im Hinblick auf das Insolvenzverfahren gegeben, welche sich jetzt – nach dem Auftakt des Insolvenzverfahrens mit der ersten Gläubigerversammlung – bestätigt habe. „Es geht um die Durchsetzung der kommunalen Schadensersatzansprüche. Erfahrungsgemäß wird sich das Insolvenzverfahren über mehrere Jahre ziehen“, erklärt Hüfingens Verwaltungschef. Michael Kollmeier kommt zu der Feststellung: „Neben Hartnäckigkeit wird deswegen auch Geduld erforderlich sein.“

Lesen Sie hier unsere Greensill-Berichterstattung in drei Teilen:

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