Heftige Unwetter mit Hagel, Blitzeinschlägen und vor allem Starkregen mit überschwemmten Straßen und vollgelaufenen Kellern bestimmen inzwischen nahezu täglich die Meldungen. Diese Wetterentwicklung wird durch den eingetretenen und immer stärker wahrnehmbaren Klimawandel erklärt.

Ein Rückblick zeigt, dass es schon früher solche Wetterkapriolen gab, allerdings nicht in so kurzen Zeitabständen und solch starker Intensität. Zwei solche Ereignisse gab es im heutigen Gemeindegebiet von Immendingen vor 70 Jahren im Sommer 1953. Was war geschehen?

Nach einem lang anhaltenden Wolkenbruch im Raum Öfingen-Ippingen brachte der Weisenbach, in den Sommermonaten kaum mehr als ein Rinnsal, unheimliche Wassermassen talwärts. Diese schwemmten das Bachbett insbesondere im Bereich des sogenannten Absturzes bei der Maschinenfabrik Scheuch aus; mit der Folge, dass der unter den Gleisanlagen verlaufende Durchlass in kurzer Zeit verstopft war.

Die Wassermassen überfluteten die gesamten Gleisanlagen des Immendinger Bahnhofs. Auch die Bahnsteige zwei und drei standen unter Wasser. Wie der letzte Bahnhofsvorsteher, Kurt Schweizer, in seiner Schrift „120 Jahre Bahnhof Immendingen“ berichtet, wurden die Reisenden teilweise von Bahnsteig zu Bahnsteig getragen oder über kleine Notstege geleitet. Die Gleisanlagen waren total verschlammt. Für einige Wochen mussten Langsamfahrstellen eingerichtet werden. Der Schaden war beträchtlich. Auch die Schwarzwaldstraße bis in Richtung Zimmern war überschwemmt.

Ziegen wurden aus Ställen gerettet

Die Fluten kamen jedoch nicht nur durch das Bachzimmerer Tal, sondern strömten auch durch das benachbarte Amtenhauser Tal und flossen in gut einem halben Meter Höhe die Dorfstraße hinunter. Gerhard Höfler, damals noch Schüler und bei den Eltern im Unterdorf wohnhaft, erinnert sich noch gut: „In mehreren Gebäuden im Unterdorf wurden damals noch Ziegen gehalten. Die Tiere mussten schleunigst in Sicherheit gebracht werden. Im Nachbargebäude lief sogar die Küche voll“.

Am 2. Juli desselben Jahres erwischte es Bachzimmern. Über die Mittagszeit braute sich über Öfingen und Oberbaldingen ein schweres Gewitter zusammen. Es ging Schlag auf Schlag. Die Wassermassen der starken Niederschläge, die bis in die Abendstunden anhielten, füllten, von Ippingen her strömend, in kürzester Zeit den Bachzimmerer Weiher, der zuvor wegen Arbeiten abgelassen worden war und überfluteten das ganze Tal bis nach Immendingen.

Da die Heuernte noch im Gange war, wurden die Heuschober auf den Wiesen von den Fluten mitgerissen. An der nach Ippingen führenden Kreisstraße waren Risse zu erkennen; ein untrügliches Zeichen, dass Erdschichten in Bewegung geraten waren. Was befürchtet wurde, trat ein: Die Spalten vergrößerten sich mehr und mehr. Am Potaschenkopf, oberhalb des Weihers, löste sich eine Erdschicht. Etwa ein Hektar Wald glitt ins Tal.

Die Straße wurde in Richtung Weiher gedrückt und war nicht mehr passierbar. Von Immendingen aus konnte man nur über eine durch den fürstlichen Waldweg an der Jägerhalde ausgewiesenen Umleitung nach Ippingen und zurückgelangen. Ein imposantes Bild boten die durch die Verschiebung schräg stehenden Telefonmasten mit den gerissenen Leitungen.

Doch die Schäden gingen noch weiter. Durch den Erdrutsch wurde die Quelle, welche Bachzimmern mit Trinkwasser versorgte, in Mitleidenschaft gezogen. Die nachrutschenden Erdmassen schütteten die Brunnenstube zu. Bachzimmern saß somit buchstäblich auf dem Trockenen. Bis eine neue Versorgung aufgebaut war, musste die Wasserversorgung zunächst mit Fässern sichergestellt werden. Für die künftige Versorgung nutzte man sodann das Wasserdargebot des oberhalb des Gasthauses Flamme gelegenen Schweizertals.

Beträchtliche finanzielle und arbeitstechnische Aufwendungen erforderten die durch den Erdrutsch entstandenen Schäden. Im Bereich der Rutschung musste die Straße nach Ippingen eine geänderte Trassenführung erhalten.