Der Gemeinderat hat die Änderung des Bebauungsplans „Kurgebiet“ einstimmig beschlossen. Der Plan enthält die etwa einen dreiviertel Hektar große Brache zwischen Doniswald, Balintklinik, Cura Vital und Hermann-Voland-Straße. Hier sollen im südlichen Teil ein neues Dreisternehotel und im nördlichen, zum Doniswald gehenden Teil des Geländes insgesamt vier Gebäude entstehen, die für seniorengerechtes Wohnen vorgesehen sind.
Das Hotel soll sich ins Stadtbild integrieren
Konkret sieht die städtebauliche Konzeption vor, dass das Hotel eine Fläche von 2600 Quadratmetern bekommt. Auf das Seniorenwohnen entfallen laut Beschlussvorlage des Rates 4810 Quadratmeter. Das Hotel soll in Winkelform errichtet werden. Schaut man von der Voland-Straße auf die Front, liegt die Lobby künftig im linken Teil des Erdgeschosses.
Formensprache der alten Königsfelder Villen
Damit sich das neue Gebäude harmonisch in das Ortsbild integriert, sollen große Teile der Fassade mit Sandstein verkleidet werden. „Es war uns wichtig, dass sich die Gestaltung in das Königsfelder Stadtbild einfügt“, erklärte Bürgermeister Fritz Link am Mittwochabend. Dazu gehöre auch die maximale Geschosszahl von vier Etagen. Der Kopfbau des Hotels soll vier Geschosse bekommen, wobei die oberste Etage in ein Mansarddach integriert werden soll, das die Formensprache der umliegenden Villen in moderner Form aufgreifen soll. Der bei der Balintklinik entlangführende Weg soll zu einer gut fünf Meter breiten Erschließungsstraße ausgebaut werden.
Das Hotel soll 70 Zimmer mit 140 Betten bekommen. Die Bruttogeschossfläche beträgt 3790 Quadratmeter, wovon etwa 3000 Quadratmeter direkt auf das Hotel entfallen. Im ersten Stock ist ein Tagungs- und Veranstaltungsbereich geplant. Dieser enthält im linken Gebäudetrakt einen Saal, der je nach Größe der Gesellschaft schrittweise durch mobile Wände vergrößert werden kann. Im zweiten Geschoss befinden sich ausschließlich Hotelzimmer, wie auch im dritten Stock. Unter dem Mansarddach sind die Zimmer etwas kleiner.
Gastronomie im Innenhof
Im Erdgeschoss soll ein Restaurant einziehen. Im Sommer soll auf der Rückseite des Gebäudes auch draußen im Innenhof Gastronomie angeboten werden. Das Restaurant ist somit auch von dieser Seite aus zugänglich. Hinzu kommt eine Dachterrasse auf dem Nordflügel. Auch hier ist ein gastronomisches Konzept denkbar. Die Hotelgäste können auf eine Tiefgarage mit 33 Stellplätzen zurückgreifen. Vor dem Hotel sind weitere neun Parkplätze vorgesehen.
Seniorenwohnen in "Top-Lage"
Hinter dem Hotel sollen vier Gebäude entstehen, die auf 3600 Quadratmetern Wohnfläche 47 bis 50 Seniorenwohneinheiten beherbergen sollen. Die Fläche in unmittelbarer Nähe zum Ortskern wurde in der Sitzung als „Top-Lage“ bezeichnet, auch vor dem Hintergrund, dass die künftigen Bewohner auf kurze Wege angewiesen sein werden. Auch hier wird eine separate Tiefgarage mit 57 Parkplätzen für die Bewohner entstehen, die damit den Hotelgästen nicht in die Quere kommen sollen und umgekehrt. Innen sollen alle Wohneinheiten barrierefrei gestaltet sein. Dazu gehören auch breite Türen, die das Durchschieben eines Krankenbettes erlauben.

Dennoch ist die Wohnanlage nicht mit einem Pflegeheim zu verwechseln. „Hier sollen Menschen leben, die ihren Alltag selbst erledigen. Es ist eine Chance, im Alter selbstbestimmt zu wohnen“, so Bürgermeister Link. Auf die vier Gebäude sollen sich deshalb Betreutes Wohnen, Seniorenwohnen und Senioren-Wohngemeinschaften verteilen. Neben den abgeschlossenen Wohneinheiten, die jeweils über eine Küchenzeile verfügen, sind auch Gemeinschaftsräume geplant.
Besonderes Wohnkonzept
Eine Besonderheit stellt das Konzept des „Servicewohnens“ dar. Die künftigen Bewohner können sich beim Hotel verschiedene Dienstleistungen buchen, angefangen von Housekeeping und Wäscheservice bis hin zur Lieferung von Mahlzeiten aus dem Hotelrestaurant. Dadurch soll den Senioren ein hilfreiches Angebot geschaffen werden, von dem der Hotelbetrieb zusätzlich profitieren kann. Weitere Dienstleistungen, etwa im Bereich der Altenpflege, können dann individuell von den Bewohnern über vorhandene, externe Dienstleister in Anspruch genommen werden.
Fraktionsübergreifend fanden die Pläne im Gemeinderat große Zustimmung. „Das ist ein gutes Signal für die Innenstadt- und Leerstandsentwicklung in Königsfeld“, erklärte der Bürgermeister. Wichtig sei, so Link auf Nachfrage aus den Reihen der Freien Wähler, dass beide Projekte, Hotel und Seniorenwohnen, gemeinsam entwickelt werden müssen. Für letztere sei das Finden von Interessenten nicht so schwierig wie die Suche nach einem Hotelbetreiber.
Theoretisch dürfen auch junge Menschen einziehen
Gunther Schwarz wollte wissen, ob es auch Wohneinheiten für junge Familien geben werde, wobei diese für die Zielgruppe wahrscheinlich nicht finanzierbar seien. Fritz Link betonte, dass es kein Mindestalter für die Bewohner gebe. Eine heterogene Altersstruktur würde dem Viertel sogar guttun. Dennoch liege der Fokus auf einem autonomen und selbstbestimmten Leben für Menschen im „dritten Lebensabschnitt.“
SPD-Gemeinderätin Birgit Helms sprach mit Blick auf das neue Hotel Federwerk in St. Georgen den Personalmangel in der Hotellerie und Gastronomie an. Darauf habe die Gemeinde jedoch keinen Einfluss, entgegnete der Bürgermeister. Jedenfalls sei der Hotelbetrieb eine Grundvoraussetzung für das Projekt. „Das finden von Personal ist dann primär die Aufgabe des Betreibers.“