
Nach der regen Debatte im Ort um die Ansiedlung von Aldi und Rossmann am Ortseingang hat der Königsfelder Gemeinderat am Mittwochabend im Haus des Gastes getagt. Vor vollständig gefüllten Zuschauerreihen debattierten die Gemeinderäte das Pro und Contra der beiden Standorte. Auch Bauentwickler Wolfgang Wislsperger und Grundschulrektorin Kathrin Mecke wiederholten ihre Vorträge, die sie bereits vergangene Woche im Ortsteilausschuss Königsfeld präsentiert hatten.
Grundschule wird nicht tangiert
Das Ergebnis: Der Rat hat nach einer lebhaften Diskussion gegen den viel diskutierten Standort 1 votiert. Damit wird die Grundschule künftig nicht von den beiden Märkten tangiert. Nun wird die zweite Alternative ein weiteres Mal geprüft.
Nachdem eine Mehrheit der ein Dutzend Wortmeldungen aus dem Publikum, die während der Bürgerfragestunde zugelassen wurden, vor allem an der ersten Standortalternative Kritik übten, zogen die Gemeinderäte den Tagesordnungspunkt nach vorne, um jenes Thema zu besprechen, das die Königsfelder seit Bekanntwerden der Pläne beschäftigte.
Das sagten die Bürger
Johannes Kronbach, der für die Grünen bei den Kommunalwahlen antritt und sich als einer der Wortführer gegen die Pläne profiliert hat, eröffnete, indem er den Gemeinderäten sein Vertrauen aussprach. Allerdings sei es mit Blick auf den zeitlichen Ablauf und die späte Information bislang nicht möglich gewesen, das Projekt auch unter den Gewerbetreibenden zu diskutieren.
Frank Schondelmaier äußerte sich in seiner Rolle als Elternbeiratsvorsitzender der Grundschule. Er fragte nach den Ausgleichsflächen, die nötig geworden wären. Außerdem wäre einer potenziellen Erweiterung der Schule langfristig der Platz genommen.

Christoph Fischer, Schulpfarrer der Zinzendorfschulen, meldete sich ebenfalls mit einem kurzen Statement zu Wort.

Sigrid Fiehn hinterfragte den Nutzen für den Ortskern.

Christoph Adam äußerte sich explizit befürwortend und wies auf diejenigen Bürger hin, die sich den Einkauf im Supermarkt nicht leisten können und sprach mit seiner Erfahrung als langjähriger Busfahrer.

Insgesamt äußerten sich zwölf Bürger zu dem Projekt.
Fritz Link verteidigt die Pläne
Nach der Eröffnung des Tagesordnungspunktes erklärte Bürgermeister Fritz Link die Pläne noch einmal aus seiner Sicht. Es habe entgegen dem öffentlich entstandenen Eindruck keine Vorentscheidungen gegeben; man stehe am Beginn eines Planungsprozesses. Hierfür müssten jedoch im Vorfeld die Grundlagen geschaffen werden. Mit Blick auf Datenschutz und Geschäftsgeheimnisse begründete Link auch die aus Sicht vieler Bürger späte Information der Öffentlichkeit: "Ich kann mich bei einem solchen Projekt nicht mit dem Megafon auf den Zinzendorfplatz stellen."

Die Motivation für die Marktansiedlung begründete er, wie bereits in der Ortsteilausschusssitzung mit der Sicherung der Grundversorgung, zu der auch ein erschwingliches Angebot an Lebensmitteln gehöre. Den Vorwurf der Hinterzimmerpolitik wies Link entschieden zurück: "So viel Vertrauen dürfen Sie haben, dass die Sensibilität des Themas bekannt war."
Zwei problematische Standorte
Link ging außerdem erneut auf die beiden Standorte ein, die die Gemeindeverwaltung im Vorfeld angedacht hatte. Weil beim Standort 1 das Integrationsgebot durch die fußläufige Anbindung zum Beispiel an den Busbahnhof erfüllt und der räumliche Zusammenhang hergestellt gewesen wäre, sei der Standort trotz der Nähe zur Grundschule "raumordnerisch genehmigungsfähig."
Anders der zweite Standort südlich der Landstraße in Nachbarschaft zum Natursportpark: Während dieser Standort laut Link aus naturschutzrechtlichen Gesichtspunkten wohl genehmigungsfähig sei, kommen aus dem Regierungspräsidium Freiburg Bedenken zur raumordnerischen Genehmigungsfähigkeit. Damit ist gemeint, dass die Märkte auf der anderen Seite der L 177 eine Zersiedelung bedeuten könnten. "Die Fläche wird vom Regierungspräsidium nicht als integriert angesehen. Diese Einschätzung ist uns am Mittwoch leider nochmal bestätigt worden", erklärte Fritz Link. Obwohl der zweite Standort bereits zuvor als deutlich kritischer angesehen und nun sogar vom Bürgermeister als "derzeit nicht genehmigungsfähig" bezeichnet wurde, kritisierte Link die Fokussierung der Debatte auf den Standort an der Grundschule.
Das sagen die Gemeinderäte
Bernd Möller ergriff für die CDU das Wort. Er betonte die Trennung zwischen der Ansiedlung an sich, die er ausdrücklich begrüße, und der Frage nach dem Standort. Die erste Variante sei mit Blick auf künftige Erweiterungen der Grundschule und aus ästhetischen Gründen "nicht sinnvoll." Ein erweitertes Warenangebot sei wünschenswert, aber nicht notwendig. Man müsse die Atmosphäre des Ortes berücksichtigen und diese Stelle sei ausgerechnet die Haustür der Gemeinde.

Stefan Giesel (SPD) machte sich vor allem Gedanken über die Situation der Grundschüler.

Thomas Fiehn und Jan-Jürgen Kachler von den Freien Wählern sahen die Standortvariante 1 ebenfalls sehr kritisch.

Anders sah es Fraktionskollege Hans Mack. "Für mich ist der Standort 1 noch nicht abgehakt. Beide Standorte sind noch im Spiel. Aber ja: die Märkte würden nahe an die Schule heranrücken."
Die "Aldi-Nordwand"
Für das Bonmot des Abends sorgte Gunther Schwarz von den Grünen. Er wählte eine Analogie aus dem Alpinismus.

"Wenig Hoffnung" für Standort 2
Vor der Abstimmung fasste Fritz Link den Stand zum zweiten Standort noch einmal zusammen. "Heute kam nochmal die Ablehnung: Der Standort 2 ist nicht vereinbar mit dem Integrationsgebot. Ich kann insofern wenig Hoffnungen machen. Wir müssen davon ausgehen, dass der Standort 2 als nicht genehmigungsfähig angesehen wird." Auf den Einwand von Franziska Hornscheidt, weiter auf Edeka und eine Lösung mit dem norddeutschen Drogisten Budnikowsky zu warten, entgegnete Link, dass es seit einem halben Jahr keine Aussage von Edeka gebe. "Das Zeitfenster ist nicht unendlich."
Standort 2 soll erneut erörtert werden
Und so wurde zunächst über den Standort 1 abgestimmt, der am Ende von der Mehrheit der Räte und auch vom Bürgermeister nicht mehr getragen wurde. Er wurde mit großer Mehrheit bei drei Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen abgelehnt. Damit ist auch die Diskussion um den Bürgerentscheid vom Tisch. "Unser Auftrag ist nun, den zweiten Standort mit den Behörden erneut zu erörtern", so Fritz Link. Ansonsten, so der Bürgermeister zum Schluss, sei die Sache gestorben.