Die Geschichte des Engels in Neuhausen reicht über 200 Jahren zurück. Eine lange Zeit, in der es immer wieder grundlegende Veränderungen im gastronomischen Konzept gab. Umbauten, Renovierungen und Erweiterungen, wie zum Beispiel den Bau der der Kegelbahn, begleiteten die wechselvolle Geschichte. Seit den 60er Jahren prägt vor allem Engel-Betreiber Karl Hummel diesen Prozess.

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Bild: Jens Fröhlich | Bild: Fröhlich, Jens

Seine Ideen waren es, die erst ein erfolgreiches Tanzlokal aus dem Engel machten, später die Erlebnisgastronomie Einzug hielt und heute Raum für Veranstaltungen bietet. So konnte das große Gasthaus erhalten werden. Bis heute ist der Engel aber vor allem eines: Dorfgasthaus und Treffpunkt für Bürger, ob am Stammtisch, bei Familien-, Vereinsfesten, oder Fasnet-Veranstaltungen. Mit dem Jahreswechsel hat der 69-Jährige jetzt noch einmal ein zukunftsweisendes Engel-Kapitel aufgeschlagen.

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Einzigartiges Konzept: Zusammen mit Olaf Jungmann und Götz Knieß vom Villinger Kleinkunsttheater Rollmops, will Hummel ein bislang in der Region einzigartiges Projekt im Engel auf die Beine stellen, eine Mischung aus Theater, Kabarett, Musik und Gastronomie. Der offizielle Titel lautet "Theater im Engel". Jungmann, Eigentümer des Rollmopstheaters, und Knieß, der seit vielen Jahren als Regisseur und Spielleiter beim benachbarten Burgspektakel mitwirkt, sorgen für das künstlerische Programm auf der Bühne.

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Engel-Betreiber Hummel stellt die Räumlichkeiten und stemmt mit seinen Mitarbeitern die Bewirtung vor und nach den Vorführungen. "Wir öffnen an den Theaterabenden jeweils um 18 Uhr", so die Organisatoren. Dann haben Besucher zwei Stunden Zeit, sich im Gastraum zu stärken und gemütlich etwas zu trinken. Um 20 Uhr beginnen die Aufführungen auf der Bühne im großen Saal. Im Anschluss, von etwa 23 bis 24 Uhr, können die Gäste den Abend im Gastraum und an Stehtischen gemütlich ausklingen lassen.

Auf der kleinen Speisekarte finden sich Leckereien wie zum Beispiel Flädle- und Gulaschsuppe, Schnitzel und Pommes und Flammkuchen. Die Gäste müssen sich jedoch selbst bedienen. An der Theke wird bestellt. Getränke können gleich mit an den Platz genommen werden. Die Essensausgabe funktioniert über sogenannte Pitcher. Diese Geräte werden mit an den Platz genommen und beginnen zu leuchten, oder zu vibrieren, sobald das Essen an der Ausgabe abgeholt werden kann. Rund 200 Gäste finden vor der Theaterbühne Platz.

Blick von der Bühne Video: Fröhlich, Jens

Theater im Engel: "Es ist ein eigenständiges Projekt", betont Jungmann, Organisator, Autor, Regisseur und Schauspieler in einer Person. Das Rollmops in Villingen werde wie gewohnt bestehen bleiben. Lediglich eine Verschiebung im Programmplan kündigt er an. In den beengten Räumlichkeiten in der Färberstraße mit 40 Plätzen wird es künftig mehr Kinderprogramm geben. Das Angebot für Erwachsene soll verstärkt, aber nicht ausschließlich, in Neuhausen stattfinden. Die Distanz zur großen Stadt sieht Jungmann nicht als Problem. Das Rollmops-Publikum würde vornehmlich aus dem VS-Umland stammen. Zudem hätten bereits zahlreiche Bürger aus Königsfeld und Neuhausen Interesse am neuen Angebot bekundet und ihren Besuch angekündigt.

Rollmops Chef Olaf Jungmann ist nicht nur Autor, Regisseur, Schauspieler und Organisator, er schneidert auch die Kostüme und große ...
Rollmops Chef Olaf Jungmann ist nicht nur Autor, Regisseur, Schauspieler und Organisator, er schneidert auch die Kostüme und große Bühnenvorhänge selbst. | Bild: Fröhlich, Jens

Engel-Öffnungszeiten: Parallel zum Theaterprojekt hat Hummel die regulären Öffnungszeiten reduziert. Der 69-Jährige möchte etwas kürzer treten und hat ab Januar nur noch mittwochs ab 17 Uhr zum Schaschlik-Essen sowie einmal im Monat vier Tage lang für sogenannte Themenwochen geöffnet. Dann gibt es Spezialitäten wie Grünkohl-, Innereien, oder Spargel. Wie bisher auch kann der Engel für Feste, und Gesellschaften gemietet werden. "Die Rückmeldungen sind positiv", erzählt Hummel. Viele Stammgäste hätten Verständnis für seinen Schritt und begrüßen den neuen Weg.

Wie alles begann: Knieß hatte im vergangenen Jahr bei Hummel angefragt, ob eine Kooperation denkbar wäre. "Zuerst hatte ich kein Interesse", gibt Hummel zu, der zu dieser Zeit auch mit dem Gedanken an einen Verkauf spielte. Zusammen mit seinem Sohn Philipp Hummel wurde die Theateridee noch einmal überdacht und gewann schnell an Attraktivität. Die Hummels wählten von einen Spielplatz in Berlin die Nummer von Knieß. Das Projekt nahm ab diesem Telefonat schnell Fahrt auf. Jungmann, der seit 2016 nach größeren Räumen in und um Villingen Ausschau hält, war ebenfalls schnell überzeugt.

Vertrag: Zwar stimmt die Chemie unter den Hauptverantwortlichen, alle ziehen an einem Strang und blicken erwartungsvoll dem Auftakt am 25. Januar entgegen. Dennoch habe man ein Vertragswerk aufgesetzt. Es regelt, dass die Theatermacher am gastronomischen Umsatz beteiligt werden. Im Gegenzug erhält Hummel einen Anteil vom Erlös aus dem Kartenverkauf. Sowohl der Gastronom als auch die Theatergruppe rechnen mit Investitionen von rund 5000 Euro, um das gemeinsame Projekt in Gang zu bringen. Während der Themenwochen im Engel wird kein Theater gespielt. Termine und Spielzeiten stimmen die Partner im Voraus ab.

Zwischenbilanz: Noch vor Ostern wollen sich die Beteiligten zusammensetzen und auf die Startphase zurückblicken. "Wir schauen dann, was gut und was nicht so gut gelaufen ist", sind sich Hummel, Jungmann und Knieß einig. Dann könne man entscheiden, wie es weitergeht, ob und an welchen Stellen das Konzept noch optimiert werden muss. Hoch zufrieden äußert sich Jungmann über Zusammenarbeit mit der Gemeinde Königsfeld. "Die Verwaltung unterstützt uns, wo es nur geht", schwärmt er. Sogar eine Gutschein-Aktion habe die Verwaltung für das Theaterprojekt in die Wege geleitet.

Umbau und Proben: Derzeit laufen im großen Saal die Umbauarbeiten auf Hochtouren. Die Bühnendecke wird schwarz gestrichen.

Schauspielerin Jessica Lippert streicht die Bühnendecke mit schwarzer Farbe.
Schauspielerin Jessica Lippert streicht die Bühnendecke mit schwarzer Farbe. | Bild: Fröhlich, Jens

Große Stoffbahnen werden vermessen.

Olaf Jungmann misst Vorhangstoff ab Video: Fröhlich, Jens

Danach müssen sie zugeschnitten und vernäht werden. Mit den fertigen Stücken Bühnenstoff werden die Wände abgehängt.

Olaf Jungmann schneidet Vorhangstoff zu Video: Fröhlich, Jens

Knieß baut aus Holzlatten die dafür nötige Unterkonstruktion.

Götz Knieß schraubt das Holzgestänge für die Bühnenvorhänge zusammen.
Götz Knieß schraubt das Holzgestänge für die Bühnenvorhänge zusammen. | Bild: Fröhlich, Jens

Nebenan steht die Bühnentechnik und die Lichtanlage parat. "Nach der Installation wird die Sicherheit der Umbauten und der Anlage von einem Sachverständigen überprüft", erklärt Knieß, der als Berater beteiligt ist und sich um die Technik kümmert.

Die Technik und die Lichtanlage stehen bereit, um auf der Bühne installiert zu werden.
Die Technik und die Lichtanlage stehen bereit, um auf der Bühne installiert zu werden. | Bild: Fröhlich, Jens

Dann beginnen die Proben, zum Beispiel für die Rollmops-Eigenproduktion Zartbitter. "Wir haben das Stück zwar schon in Villingen gespielt, für die größere Bühne müssen wir es jedoch uminszenieren", so Jungmann.

Programm: Das Programm bis zur Sommerpause steht bereits fest. Zum Auftakt der ersten Spielzeit gibt es am 25. Januar Jazzcomedy mit "Schnitzer & Huger". Mit Fabian Huger steht dann sogar ein Lokalmatador aus Neuhausen auf der Bühne. "Dieser lokale Bezug war uns wichtig", so Jungmann. Am 26. und 27. Januar starten die Aufführungen der beiden Rollmops-Eigenproduktionen "Zartbitter" und "Am Ende der Welt". Mit den Fliegenden Austern (27. Januar), Paddy Tinsley (10. Februar) und Arno Haas (17. Februar) wird es musikalisch auf der Engel-Bühne. Am 9. Februar liest, spielt und singt Bernd Kohlhepp bei "Hämmerle privat" aus seinem Rock and Roll Tagebuch. Im zweiten Block soll ab März neben der Eigenproduktion "Orpheus" eine Fortsetzung des Stückes "Ende der Welt" zu sehen sein. Für die Zukunft kann sich Jungmann auch Inklusionstheaterstücke vorstellen. Alle Termine finden Sie auf der Internetseite: www.theater-im-engel.de

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Abiturthema: Auch "Der goldene Topf" von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann soll ab März im Programmplan auftauchen, was sicherlich viele Abiturienten interessieren wird. Das Buch ist nämlich Schwerpunktthema für das Deutschabitur 2019.

Karten: Tickets sind bei der Tourist-Info in Königsfeld sowie bei allen Vorverkaufstellen im Verbund "Kulturticket Schwarzwald-Baar-Heuberg" sowie in ausgewählten Reisebüros erhältlich. Resttickets werden an der Abendkasse verkauft. Die Tickerpreise liegen zwischen 10 und 20 Euro.

Bühne wird umgebaut Video: Fröhlich, Jens