Der sanierte Zinzendorfplatz, neue Wohnflächen, ein vorbildliches ökologisches Profil – es gibt viele Aspekte, die Fritz Link positiv stimmen, als er auf das laufende Jahr zurückblickt. Gleichzeitig sind es vor allem zwei Bereiche, die der Bürgermeister als Herausforderung für die Gemeinde beschreibt: der Einzelhandel und die Hotelentwicklung.

- Der Einzelhandel: Es sind die viele kleinen Läden mitten im Ort, die „den Charme Königsfelds ausmachen“, so Fritz Link. Diese könnten, so Link, jedoch nur dann weiter bestehen, wenn es auch den entsprechenden Zulauf an Käufern Gemeinde gebe. Der Trend beim Einkaufen gehe, so Link, zum „One-Stop“, was bedeutet: innerhalb kurzer Zeit an einem Ort möglichst alles zu erledigen. „Die kleinen Geschäfte selber haben keine so hohe Strahlkraft, dass Menschen nur deshalb herkommen.“ Hintergrund ist folgender: Im Juli wurde der Königsfelder Treff-Markt geschlossen, im Jahr 2012 der Schlecker-Markt.
„Das gehört heute einfach zur Grundversorgung dazu.“
Der Gemeinde fehle es nun an einem Drogerie- und einem Discountladen: „Das gehört heute einfach zur Grundversorgung dazu“, sagt Fritz Link. Als großer Lebensmittelmarkt bleibt der Gemeinde der Edeka-Markt, der nach Einschätzungen des Bürgermeisters nicht ausreiche: „Wir haben nur noch ein Vollsortiments-Markt, wir haben keinen Discount- und keinen Drogeriemarkt mehr.“ Rund sieben Millionen Euro an Kaufkraft würde die Gemeinde in der momentanen Lage jährlich verlieren, sagt Link.
Mit der Ansiedlung der beiden Filialen rechnet Link mit 400 bis 500 Kunden täglich. „Wenn nur zehn Prozent der Kunden danach noch im Ort einkaufen, sind das 50 Kunden mehr pro Tag für den Einzelhandel.“ Bewerber gibt es: ein Aldi-Discounter und ein Rossmann-Drogeriemarkt.
An einer Fläche allerdings fehlt es bislang. Der ursprünglich angedachte Standort – südlich der Grundschule – wurde vom Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt. „Es gab erheblichen Protest“, so Link. Jedoch handelt es sich bei der Fläche um „das einzige Gelände, das in kommunalem Eigentum steht.“ Momentan würde laut Fritz Link nach Alternativflächen für die beiden Märkte innerhalb der Umgehungsstraßen gesucht. Das gestalte sich bei einer Fläche von rund 7000 Quadratmetern als schwierig.
- Wohn- und Bauflächen: Der Bedarf an Wohnraum steigt. Das Kurort-Ambiente zu wahren und gleichzeitig Wohnraum zu schaffen, ist eine Herausforderung für die Gemeinde. Wo einst das Hotel Doniswald stand, sollen in zentraler Lage vier Wohngebäude mit rund 33 Wohnungen entstehen. In den Ortsteilen wird ebenfalls Wohnraum geschaffen: In Erdmannsweiler „Oberdorf“ wurde eine Fläche für sieben Einfamilienhäuser erschlossen, die ab Herbst bebaut werden soll.

Im Ortsteil Burgberg, Baugebiet „Winterberg West“, läuft derzeit das Bebauungsplanverfahren zur Erschließung von 19 Bauplätzen. Im Frühjahr soll mit der Erschließung begonnen werden. In Buchenberg „Herrenacker“ soll über ein Baugebiet mit 18 Wohnbauplätzen im zweiten Halbjahr in den Gremien beraten werden. Zur Zeit werden Angebote von privaten Erschließungsträgern eingeholt.
Gewerbegebiete entstehen im Ortsteil Neuhausen, wo zwei neue Firmen angesiedelt werden sollen und ein Betrieb erweitert werden soll, in Erdmannsweiler sind Gewerbebauflächen ebenfalls sehr gefragt, die Ausweisung wird weiter verfolgt.
- Hotelentwicklung: Das Bettenangebot im Tourismus muss ausgebaut werden, so Link. „Viele Beherbergungsbetriebe haben in den letzten Jahren geschlossen.“ Dabei handelt es sich um private Zimmervermieter und kleine Pensionen. Gästezahlen seien deshalb zurückgegangen. „Wir brauchen dringend qualifizierte Betten im Drei-, Vier- und Fünf- Sterne-Bereich.“ Mit der Ansiedlung von zwei Flächen soll dem entgegen gewirkt werden: wo das frühere Hotel Doniswald stand, soll ein Hotel mit 140 Betten entstehen. Außerdem soll auf der elf Hektar großen Fläche im Gewann „Kinderweide“ ein Ferienresort entstehen. Seit vier Jahren läuft die Projektentwicklung, die Investoren- und Betreiberfrage sei allerdings noch nicht gelöst.
- Der Zinzendorfplatz: zweieinhalb Jahre Planung, eineinhalb Jahre Bauzeit. Nach vier Jahren ist der neue Zinzendorfplatz fertiggestellt. Nach anfänglicher Skepsis vonseiten mancher Bürger, spricht Link nun von einer „durchgehend positiven Resonanz“ der neugestalteten historischen Ortsmitte.

Zur Zeit laufen die Vorbereitungen für die Einweihung des Platzes am 3. Oktober: Führungen, Ausstellungen, Filmvorführungen, Bewirtung und Musik wird es geben. Zusätzlich wird ein „Verkaufsoffener Feiertag„ angeboten, bei dem Einzelhändler historische Berufe präsentieren. Am 4. Oktober finden im Rahmen einer Tagung der Herrnhuter Siedlungsorte öffentliche Vorträge statt.

- Freizeit und Sport: Um die Gemeinde vor allem für junge Familien attraktiver zu machen, wurde das Freizeit- und Sportangebot ausgebaut: der Downhill-Parcours wurde im Mai eröffnet, im Herbst soll ein Disc-Golf-Park eröffnet werden, eine neue Trendsportart mit Frisbee-Scheiben. Die neue Tennisanlage wurde im August an den Tennisclub übergeben.

- Zukunftsinvestitionen: Der Breitbandausbau für Königsfeld und Buchenberg/Glasbachtal verzögert sich auf kommendes Jahr. Die Fördermittel werden aber höher als erwartet ausfallen. Die Grundschule Königsfeld wird in den Herbstferien saniert. Der Umbau des Feuerwehrgerätehaus wird bezuschusst, eine Ausschreibung erfolgt im zweiten Halbjahr.
- Gemeinderat: Bei einer Klausurtagung im Herbst mit dem neuen Gemeinderat sollen die Themen Digitalisierung, demografischer Wandel und die Infrastruktur-Entwicklung der Gemeinde diskutiert werden.
Zur Person
Fritz Link ist seit 20 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Königsfeld. Er ist in seiner dritten Amtszeit. 2015 wurde er für weitere acht Jahre mit 94,4 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Der studierte Jurist stammt aus Neuhausen. (may)