Mit groß angelegten Kontrollaktionen vor allem in den Städten des Landkreises Tuttlingen versuchen Polizei und Ortspolizeibehörden die kreisweit weiter drastisch zunehmenden Corona-Infektionszahlen besser in den Griff zu bekommen. Die Einhaltung der Corona-Verordnung wird seit dem Wochenende in Fußgängerzonen, auf öffentlichen Plätzen und Freizeitanlagen sowie vor und in Super- und Baumärkten überprüft. Bußgelder mit bis zu vierstelligen Beträgen seien verhängt worden, hieß es am Mittwoch in einer Pressekonferenz von Landrat Stefan Bär, Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck und Polizeipräsident Gerold Sigg. In Tuttlingen bereitet vor allem das Verhalten der türkischen Bürger Sorge.
56 neue Corona-Fälle im Kreisgebiet
Landrat Bär informierte über 56 neue Coronafälle im Kreisgebiet, so dass die Gesamtzahl mit Stand Mittwoch auf 1809 Fälle angestiegen ist, davon 454 aktiv Infizierte. Von den 56 neu Betroffenen sind neun über 60 Jahre und vier über 80 Jahre alt. Bär: „Es gibt auch drei neue Todesfälle, alle aus Pflegeheimen und über 80 Jahre alt.“ Inzwischen beträgt die Zahl der mit oder an Corona verstorbenen Menschen kreisweit 37. Die vier stärker von Infektionen betroffenen Pflegeheime im Kreisgebiet verzeichnen bis auf eines einen weiteren Anstieg der Fälle.
Die Gesamtzahl der betroffenen Bewohner und Pflegekräfte summiere sich inzwischen auf rund hundert. In der Kreisklinik werden momentan 17 Corona-Patienten behandelt, zwei intensiv. Der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert des Landkreises Tuttlingen lag am Mittwoch bei 255,9 und steigt am Donnerstag auf 262,9. In einer Langzeitbetrachtung seit September seien die Tuttlinger Werte im Vergleich zu den umliegenden Kreisen immer noch durchschnittlich, sagte Stefan Bär.
Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck sprach dagegen von wesentlich alarmierenderen Zahlen im Gebiet der Kreisstadt, die im Moment bei einem Inzidenzwert von 340 liegen, Tendenz steigend. Er sehe einen der „Herde“ in Super-, Einkaufs- und Baumärkten.
Im Gespräch mit türkischen Einwohnern
Mit besonderen Maßnahmen ist die Stadt Tuttlingen aber derzeit im Bereich der türkischen Einwohner aktiv. Beck führte am Mittwoch deswegen Gespräche mit Moscheenverbänden und Imamen. Er stellte in Frage, ob sich Corona-Regeln wie die Einschränkung von Kontakten tatsächlich auf das Sozialverhalten großer türkischer Familien ausgewirkt haben.
Wie auch Landrat Stefan Bär sah er eine gewisse Sprachbarriere. Mit türkischen Videobotschaften und Durchsagen durch die Feuerwehr will die Stadt der Situation entgegenwirken.
Polizeipräsident Gerold Sigg berichtete über verstärkte Polizeikräfte, die hauptsächlich in Tuttlingen, Spaichingen und Trossingen bei Kontrollen aktiv seien. In Spaichingen seien 212 Personen auf die Einhaltung der Corona-Verordnungen überprüft worden, 59 Verstöße registriert und drei Anzeigen gestellt worden.
86 Verstöße und 13 Anzeigen in Tuttlingen
In Tuttlingen waren es 306 überprüfte Personen, 86 Verstöße und 13 Anzeigen. Außer im öffentlichen Raum wird auch in Supermärkten kontrolliert, wenn sich Kunden beispielsweise weigern, die Maskenpflicht einzuhalten. Geprüft wird zudem, ob bei Geschäften die maximal erlaubte Kundenzahl befolgt wird.
Stellen mit hohem Freizeitwert, Treffpunkte nach Gottesdiensten oder dem zur Schule Bringen von Kindern sah Rudolf Wuhrer von der Bürgermeister-Kreisvereinigung als mögliche Infektionsherde in kleineren Gemeinden.