Am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 fegte Orkan Lothar übers Land und verwüstet die Wälder auch im Hochschwarzwald. Nach nun fast 20 Jahren trafen sich Forst-Experten, um gemeinsam eine Bilanz zu ziehen.
- Exkursionen: Knapp 40 Personen, vor allem aus der Forst- und Waldwirtschaft, aber auch von der Kommunalpolitik, waren der Einladung von Gerrit Müller, Bereichsleiter Waldnaturschutz, gefolgt, um gemeinsam die Auswirkungen des Sturms vor 20 Jahren und die Wiederaufforstung nach Orkan Lothar zu begutachten und daraus Lehren zu ziehen. „Am 26. Dezember 1999 überquerte Orkan Lothar die Vogesen und den Schwarzwald und hinterließ auch in unserer Region enorme Schäden am Wald„, so Gerrit Müller. Die Forstleute nahmen drei markante Kahlflächen von damals genauestens unter die Lupe, um zu sehen, was sich in den vergangenen 20 Jahren waldbaulich getan hat. „Auch um zu begutachten, in wie weit wir als verantwortliche Forstleute den Auftrag der Aufforstung der betroffenen kommunalen Waldbesitzer erfüllt haben“, so Müller. So ging es zunächst in den Löffinger Stadtwald in den Distrikt Breitenfeld bei Bachheim. Hier konnte der langjährige Waldhüter Bruno Wiehl sich noch genau an den schrecklichen Anblick des Kahlschlags erinnern. Als zweites wurde im Gemeindewald Friedenweiler die Abteilung „Matzenmoos“ unter die Lupe genommen, bevor es nach Rudenberg auf die Lotharfläche des Stadtwalds von Titisee-Neustadt ging.

- Drei Kahlflächen: Entscheidend für die Schäden, aber auch für die Wiederaufforstung, sind die Böden. Dem Bereich Breitenfeld im Löffinger Stadtwald war das Hauptaugenmerk gewidmet. Die zehn Hektar Bachheimer Wald, welche Bruno Wiehl betreute, hatte Sturm Lothar einfach abgemählt. Auf der Höhe von 750 Meter standen auf dem Muschelkalk nach Weihnachten nur noch einzelne Bäume. Auf dem Breitenfeld hatten nur einige Lärchen und Eichen dem Sturm Stand gehalten. In den ersten Jahren hat man der Natur freien Lauf gelassen und erst später Kulturen angelegt. Dabei gab es Versuche mit der sich mittlerweile immer mehr durchsetzenden Douglasie. Dies brachte nicht den erwünschten Erfolg auf dem Kalkboden, so Gerrit Müller. Erfolgreich wurden dagegen die Fichten wieder angepflanzt. Auch die Wildkirschen waren hier geeignet, so die Bilanz von Bruno Wiehl. In Dittishausen in der Öle-Kurve, nahe des Skiliftes, waren die ersten Versuche mit den Douglasien erfolgreich. Christof Birkenmeier, zuständig auch für den Gemeindewald Friedenweiler, stellte die ehemalige Kahlfläche Matzenmoos in Rötenbach vor. In einer Höhe von 884 Meter war die erstmalige Wiederaufforstung mit Erlenpflanzen auf Bundsandstein mehr als erfolgreich. Die Exkursion endete am Fullberg im Stadtwald Titisee-Neustadt auf der Panoramafläche. Hier besuchte man verschiedene Lotharflächen, etwa den Dennenberg und den Saiger Hang. Hier hat die Natur bereits einen Mischwald geschaffen, der vom Forst mit entsprechenden Pflanzungen ergänzt wurde.

- Müllers Abschiedstour: Die Exkursion war auch eine Abschiedstour des langjährigen Oberforstrates Gerrit Müller. Seine Forstkollegen ließen es sich nicht nehmen, dem Auerwild-Papst des Hochschwarzwaldes mit einer Ehrenscheibe für sein Engagement zu danken. Bei der Saatguthütte hatten die Forstleute für ihren scheidenden Kollegen einen Schießwettbewerb mit dem Luftgewehr auf die Auerhahn-Ehrenscheibe initiiert. In Neustadt wartete die neue Bürgermeisterin Meike Folkert auf die Gäste. Gemeinsam ging es dann zur Bilanz ins Joostalstüble. Zu Beginn hatten die Forstleute sich im ehemaligen Löffinger Forsthaus getroffen, in dem sich das Lokal Villa Vivaldi befindet. In diesem Gebäude begann für viele Forstleute ihre berufliche Karriere.