Niedereschach – So wie ein „Alles für Deutschland“ des AfD-Politikers Björn Höcke – eine verbotene Parole der nationalsozialistischen SA – bundesweit für einen politischen Eklat gesorgt hatte, so löste auch die von Rüdiger Krachenfels im Gemeinderat zitierte „Deutsche Volksgemeinschaft“ jetzt einen kontroversen Disput aus. Krachenfels hatte diesen Begriff in der Begründung eines Antrages der Freien Wähler zur Offenlegung aller Kosten, die durch Migranten der Gemeinde entstehen, eingeflochten. Bürgermeister Martin Ragg zeigte daraufhin klare Kante und verwahrte sich in aller Form gegen solche Begrifflichkeiten, die, so Ragg, der Zeit des deutschen Nationalsozialismus entstammten und im Niedereschacher Gemeinderat nichts verloren hätten.

Bereits im September 2023 hatten die Freien Wähler gefordert, es sollten keine weiteren Mittel aus dem Haushalt für die Anmietung oder den Erwerb von Immobilien für die Unterbringung von Migranten verwendet werden. Zudem sollte die Verwaltung darlegen, wie hoch die Kosten für Migranten sind. Erneut meldete sich Rüdiger Krachenfels mit einem neu gefassten Antrag der Freien Wähler auf „Offenlegung aller im Zusammenhang mit der Unterbringung und Versorgung von zugewiesenen Migranten entstehenden Kosten“ zu Wort: „Wir, die Freien Wähler Niedereschach, protestieren gegen die ganz offensichtlich gegen die deutsche Volksgemeinschaft gerichtete Migrationspolitik der Bundesregierung“, so der Bürgermeisterstellvertreter. Man stehe dieser Politik ohnmächtig gegenüber und müsse mit ansehen, „wie unsere Heimat und unsere Kultur zunehmend der Zersetzung“ preisgegeben werde, so Krachenfels weiter: „Der arbeitende Familienvater zahlt deswegen höhere Kindergartenbeiträge, weil eine zunehmende Anzahl an nicht zahlenden Gästen mitversorgt werden müsse“. Man fordere deshalb Kosten-Transparenz.

Unterstützung bekam Krachenfels in der anschließenden Diskussion um den Antrag von Michael Asal. Nichts funktioniere mehr, der Staat habe kein Geld mehr, Brücken fielen in sich zusammen. Bürger, die schon ein Leben lang ihre Steuern zahlten, suchten händeringend eine Wohnung in Niedereschach und gingen leer aus, weil die Gemeinde jeden Migranten, der zugewiesen werde, vorrangig bedienen müsse. „Zwei Typen zu sehen, die vor der Sparkasse herumlungern, jeder ein nagelneues Handy in der Hand, das geht doch der arbeitenden Bevölkerung gegen den Strich. Wir müssen uns nicht länger alles gefallen lassen“, so Asal. Auch Markus Dietrich empfand die Probleme zum Thema Migration und Flüchtlinge als immer erdrückender. Und zum Thema der Volksgemeinschaft wollte er festhalten, dass er Deutscher sei und auch deutsch bleiben wolle. Bei den Veränderungen, die zur Zeit stattfinden, wolle er nicht in zwei Jahren gefragt werden: „Ihr habt es doch damals erkannt, und warum habt ihr nichts gemacht?“

Dass die Migrationspolitik in Deutschland kritisiert werde dürfe und auch werde, sei im öffentlichen Interesse, da liege vieles im Argen, so Bürgermeister Martin Ragg. Aber wie im Antrag zu behaupten, Migranten seien für ein finanzielles Dilemma verantwortlich, sei eine falsche Aussage. Natürlich belasteten die Kosten der Migration den Haushalt, doch diese Kosten seien nicht die größte Sorge der Gemeinde. Da gebe es ganz andere Kaliber wie das Klinikum, für das auch die Gemeinde über die Kreisumlage schon jetzt absehbar belastet werde; auch die Caritas, die das Pflegehaus in Niedereschach betreibe, habe bereits finanzielle Probleme. Unterstützt von Rechnungsamtsleiterin Melanie Cziep listete Ragg auf, welchen personellen Aufwand es nach sich ziehen würde, dem Antrag der FW stattzugeben. „Ich sträube mich dagegen, hier extra tiefer reinzugehen, denn dann hat der Haushaltsplan keine 300 Seiten mehr, sondern so viele, dass ihn keiner mehr liest“, so Cziep. Auch von Adolf Schwab kam Unterstützung. Er fürchte einen unübersehbaren Verwaltungsaufwand. Und vor allen der Geist, der aus den Formulierungen des Antragstellers spreche, nötige ihm da im Vornherein ein striktes Nein zu diesem Antrag ab.

In Anbetracht des im Antrag verwendeten Begriffs „Deutsche Volksgemeinschaft“ trat Bürgermeister Martin Ragg mit der Bitte an die Freien Wähler heran, die Abstimmung über den Antrag zu verschieben und umzuformulieren, was die Räte der Freien Wähler ablehnten. In der Abstimmung wurde der Antrag bei vier Ja-Stimmen von Rüdiger Krachenfels, Michael Asal, Markus Dietrich und Louis Weißer bei acht Nein-Stimmen und einer Enthaltung mehrheitlich abgelehnt.