Niedereschach Nach rund einem halben Jahr Frust und Ärger ohne Apotheke im Ort stehen nun die Zeichen auf Grün. Nach dem Beschluss des Gemeinderates in nicht öffentlicher Sitzung, das alte Rathaus zu erwerben, für das die Gemeinde das ihr eingeräumte Vorkaufsrecht ausgeübt hatte, werde die Gemeinde nach dem demnächst geplanten Auszug der Praxis für Physiotherapie Sören Rall die frei werdenden Räumlichkeiten im Untergeschoss für eine neue Apotheke vermieten, so konnte Bürgermeister Martin Ragg in der jüngsten Gemeinderatssitzung erfreut berichten. Damit sei gesichert, dass es im Ort auch künftig eine Apotheke geben werde, deren Neueröffnung im Herbst geplant sei.
Die Betreiberin der neuen Apotheke ist Silvia Wilhelm, sie führt bereits in Unterkirnach und im Villinger Stadtteil Haslach jeweils eine Apotheke. Sie kenne die Bedürfnisse in ländlichen Gebieten und beschäftige bereits Mitarbeiter aus Niedereschach. Gegenseitig profitieren werde man sicher auch von der Hausarztpraxis am Ort. Der Kauf des alten Rathauses zum Preis von 1,1 Millionen Euro bedeute aber auch, dass wegen der erforderlichen Finanzmittel möglicherweise andere Projekte zurückgestellt werden müssten, hatte Ragg bereits angekündigt.
Zuletzt wurden die Karten offengelegt, und wie von Bürgermeister Martin Ragg bereits angekündigt, kam bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen vom Niedereschacher Gemeinderat nach reger Diskussion der Erlass einer haushaltswirtschaftlichen Sperre zustande, die sämtliche investive und konsumtive Haushaltsansätze für Vorhaben umfasst, die noch nicht begonnen wurden und für die keine vertraglichen oder sonstigen Pflichten der Gemeinde bestehen. Die Haushaltssperre wurde mit dem kurzfristig und im Haushaltsplan 2025 nicht vorgesehenen Kauf des alten Niedereschacher Rathauses begründet, in dem im Herbst die neue Apotheke eröffnen soll. Zudem wurde beschlossen, dass Bürgermeister Martin Ragg im Falle einer deutlichen Verbesserung der finanziellen Situation, von der man nach den Worten von Rechnungsamtsleiterin Melanie Cziep derzeit jedoch nicht ausgehen könne, die haushaltswirtschaftliche Sperre selbst wieder aufheben kann. Auf Antrag von Gemeinderat Gerhard Rabus wurde zudem beschlossen, dass der Gemeinderat von einer Verbesserung der finanziellen Lage und der Aufhebung der Haushaltssperre umgehend informiert werden muss.
Nachdem der Gemeinderat in seiner zurückliegenden Sitzung mit dem Kauf des alten Rathauses eine im Etat 2025 nicht vorgesehene außerplanmäßige Ausgabe beschlossen habe, sei die Haushaltssperre mindestens so lange notwendig, bis der nun erforderliche Nachtragshaushaltsplan für 2025 erstellt sei, so Rechnungsamtsleiterin Melanie Cziep. Sie rechne auch damit, dass dieser bis zur Septembersitzung des Gemeinderates vorliege, bezeichnete dieses zeitliche Ziel jedoch als sportlich.
„Bis dahin muss klar sein, was 2025 noch umsetzbar ist und was verschoben werden muss“, so Cziep. Zudem verwies sie darauf, dass sie in der ganzen Angelegenheit in Kontakt mit der Rechtsaufsicht stehe. Sie verband dies mit dem Hinweis, wie schwierig die Aufstellung des Haushaltsplanes für 2025 gewesen sei und dass sich als Folge des außerplanmäßigen Kaufs zwangsläufig vieles nach hinten verschiebe. Man werde trotzdem versuchen, alles bis 2029 unterzubringen, was gewünscht war, auch wenn dies schwierig werde. Dies gab sie auch als Marschrichtung in Richtung der Ortschaftsräte mit, wenn es dort um die Haushaltsberatungen der kommenden Jahre gehe. „Über neue Maßnahmen brauchen wir da gar nicht reden“, betonte Cziep in aller Deutlichkeit. Sie betonte jedoch, dass die Haushaltssperre die bisherigen Ansätze nicht aufhebe, sondern nur für einen bestimmten Zeitraum sperre.