Hans-Jürgen Kommert

Es ist beinahe schon ein Hilferuf, den man sieht, wenn man auf der B 500 aus Richtung Triberg die Ortsgrenze Schönwald erreicht. „Landarzt gesucht“, verkündet ein Schild am Straßenrand. „Wir hatten wirklich gute Bewerber, die gerne gekommen wären – wenn denn die Ehefrau mitgespielt hätte“, erzählt der scheidende Landarzt Hans-Ulrich Jung. Er wird zum 31. März seine Zulassung endgültig zurückgeben, die Praxis ist bereits seit dem 24. Februar geschlossen. „Wir sind froh, dass alle unsere Patienten bei anderen Ärzten unterkommen konnten, obwohl die Kollegen meistens auch schon voll sind. Auch unsere geschätzten Mitarbeiter stehen nicht auf der Straße“, freute er sich. Einige Patienten werden vom Kollegen im Ort weiter betreut, andere gingen nach Triberg, Furtwangen oder St. Georgen.

Eigentlich hatte der sympathische Mediziner bereits zweimal aufgehört: Nachdem er vor rund sechs Jahren begann, nach einem Nachfolger zu suchen, war er schnell erfolgreich: 2012 hatte ein Kollege aus Schramberg die Praxis als Nebenbetriebsstelle übernommen, allerdings hatte sich das recht schnell wieder erledigt. Am 16. August 2013 wurde Jung wieder aktiv. Schnell waren auch die abgesprungenen Patienten wieder da, und auch die Mitarbeiter kamen zurück. Zwei Jahre später hatte sich ein Neurochirurg mit seiner Frau beworben, er wurde als Weiterbildungsassistent beschäftigt, auch die Gemeinde war dabei im Boot. „Verwaltung und der Gemeinderat waren da in jeder Hinsicht kooperativ und sind es heute noch. Da läuft hinter den Kulissen sehr viel“, lobte Jung. Auch dieser Nachfolger stellte sich als heiße Luft heraus.

Im vergangenen Jahr sei er 70 Jahre alt geworden, erzählte der Landarzt, es sei nun einfach Zeit, sich zurückzuziehen. Er sei 1985 im August als Mitglied einer Gemeinschaftspraxis nach Schönwald gekommen, als das Ehepaar Schubert eine Reha-Klinik übernommen hatte. 1992 eröffnete er die eigene Praxis, die nun ihre Pforten endgültig schloss.

Das bringt die Gemeinde in die Bredouille – es war die letzte Vollzeitpraxis im Ort. Sein Kollege Rolf-Dieter Gruner hat bereits vor einigen Jahren seine Zulassung zurückgegeben, vor Ort ist Stephan Dold, ein weiterer Arzt, allerdings mit nur rund zehn Wochenstunden als Nebenbetriebsstätte. Immerhin, Dold erwäge, sich zum Badearzt weiterzubilden, sodass das Prädikat „heilklimatischer Kurort“ weitergeführt werden könne. Dennoch ersetze das keinen „Vollzeit-Landarzt“ vor Ort, sind sich sowohl Jung als auch Bürgermeister Christian Wörpel sicher. „Hans-Ulrich Jung war bei seinen Patienten sehr beliebt, wir müssen ihm und seinem Team sehr dankbar sein“, so Wörpel. Es sei dem Arzt nie egal gewesen, wie es weiter geht. „Wer einmal im Ruhestand war und dann wieder zurückkommt, um aus der Not zu helfen, verdient unsere Hochachtung, denn der Schritt zurück ist sicher nicht leicht“, betonte er.

Wie man unschwer am Ortseingang erkennt, ist die Gemeinde durchaus bereit, etwas Neues zu wagen. „Wir haben viele Optionen geprüft, sogar die, einen Mediziner anzustellen – was aber leider aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist“, räumte Wörpel ein. Dennoch – man bleibe am Ball – und Jung ist weiter bereit, hierbei mitzuwirken, allerdings nicht mehr als aktiver Arzt.