Nach dem dramatischen Erdrutsch am Montagvormittag geht es nun an die Aufräumarbeiten. Die werden sich bis zu drei Wochen hinziehen, schätzt Bauunternehmer Martin Kopp. Vorrang habe derzeit die Hangsicherung, betont Oberbürgermeister Thomas Herzog.
Über Nacht hat es keine weiteren Erdrutsche am Hang hinter dem Schramberger Thomas-Philipps-Markt mehr gegeben, berichtet Stadtbrandmeister Werner Storz. Landesgeologe Clemens Ruch allerdings sah "im Augenblick noch Dynamik drin". Deshalb gelte ein Betretungsverbot für das Gelände um den Thomas-Philipps-Markt und den Markt selbst.
Nach einer Ortsbesichtigung mit Vertretern verschiedener Behörden, Feuerwehrleuten und Vertretern des Technischen Hilfswerkes oben an der Abbruchstelle beim früheren Gasthaus Schilteck und unten auf dem Parkplatz des Marktes berichtete Oberbürgermeister Thomas Herzog, die Lage sei "in der Nacht relativ ruhig geblieben". Die ganze Nacht über hätten die Feuerwehrleute aus zwei Pumpensümpfen links und rechts an der Abrutschung Wasser in Schläuche gepumpt, die das Wasser talabwärts in die Schiltach leiteten. Damit habe man Druck aus dem Hang genommen, erläuterte Geologe Ruch.
2500 Kubikmeter Erdreich abgerutscht
Er berichtet, dass oben bei einem in den 1950er- oder 1960er-Jahren angelegten Platz große Teile in eine Rinne abgerutscht waren. Der Dauerregen und die Schneeschmelze hätten das Material "stark durchnässt". Deshalb sei es schließlich abgerutscht. Ruch schätzte, es habe sich um etwa 2500 Kubik Erdreich gehandelt.
Auf dem Weg nach unten riss diese Erdmasse weitere Steine, Erde und Bäume mit sich. Deshalb, glaubt Martin Kopp, liege wesentlich mehr Material unten auf dem Platz. "Das ist ja drei bis vier Meter hoch."
Dieser Riesenhaufen habe unglücklicherweise dazu geführt, dass nachströmendes Wasser aus der Rinne sich hinter dem Markt gesammelt und dann in den Markt hineingeflossen ist, erläutert Ruch. Die Erstmaßnahme des Abpumpens von Wasser über Nacht habe dafür gesorgt, dass die restliche Masse unter dem Parkplatz nicht weiter durchfeuchtet wurde und auch noch abrutschte, so Ruch. "Wir müssen jetzt schauen, dass die Passage nach unten frei bleibt und sich dort kein Wasser staut."
Einige Bäume müssen gefällt werden
Außerdem müssen Spezialisten einige Bäume, die am oberen Rand noch stehengeblieben sind, fällen. Auch werde man versuchen, einige Holzbeugen abzuräumen. Mit einer Hangdrainage und einer Querrinne oberhalb des Parkplatzes möchte man dafür sorgen, dass kein weiteres Wasser in den gefährdeten Bereich eindringt.
Hier könne man keinesfalls mit schwerem Gerät arbeiten, betonte Ruch. "Das wäre zu gefährlich, weil der Hang weiter abzurutschen droht." Unten beim Markt soll ein "Gerinne" geschaffen werden, durch das eventuell noch abgehendes Geröll direkt in die Schiltach geleitet wird.

Langfristig müsse ein Planungsbüro überlegen, wie man den Steilhang so abfangen kann, dass er stabil bleibt. Aber jetzt müssen wir erst einmal die öffentliche Sicherheit herstellen."
Großer Dank geht an die Helfer
- Schlimmeres verhindert: "Wir sind sehr froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist", versichert der Regionalbetreuer von Thomas Philipps, Michael Kraff. Er danke allen Beteiligten für ihren Einsatz. Marktleiter Christoph Moosmann versicherte, er und sein Team wollten geduldig abwarten, bis die Sicherheit wieder gegeben sei. Zurzeit dürfe niemand den Markt betreten. Deshalb könne er zu einem möglichen Schaden auch noch nichts sagen. Das sei zweitrangig, ergänzte Kraff: "Sicherheit geht vor."
- Gebäude wohl stabil: Moosmann berichtete, dass Architekt Jürgen Bihlmaier mit einem Statiker das Gebäude angeschaut habe. Die beiden seien überzeugt, dass das Gebäude mit Betonsockel und Betonpfeilern stabil sei. Doch auch das werde man abwarten.
- Es soll weitergehen: Der Besitzer des Gebäudes sei am Montag schon vor Ort gewesen, berichtet Moosmann. "Er, wie wir alle, will, dass es weiter geht." Erst im Sommer hatte Moosmann den Markt modernisiert. Das Gebäude selbst sei versichert, der Erdrutsch sei ein Elementarschaden. Bei der Ware müsse man schauen, was noch verkäuflich ist. Moosmann berichtet von viel Solidarität: "Ich habe zahlreiche Hilfsangebote über Whatsapp bekommen von Kunden und ehemaligen Mitarbeitern. Es gibt nicht nur die Gaffer auf der Straße." (him)