Die Reisebüro-Gruppe Bühler mit Hauptsitz in Schramberg und 31 weiteren Büros in Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen hat Insolvenzantrag beim Amtsgericht Rottweil gestellt. Reisewarnungen, verunsicherte Urlauber und der Wegfall von Geschäftsreisen haben zu Umsatzausfällen von über 90 Prozent geführt, wie es in einer Mitteilung der zuständigen Kanzlei Schultze und Braun heißt.

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Der Geschäftsbetrieb laufe derzeit normal weiter. Bereits gebuchte Reisen werden von den jeweiligen Veranstaltern durchgeführt und finden unverändert statt, sofern es die Pandemie-Bedingungen zulassen, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Die 220 Mitarbeiter der Gruppe werden bis einschließlich Januar über das Insolvenzgeld abgesichert. Das Amtsgericht Rottweil bestellte den Rechtsanwalt Dirk Pehl zum vorläufigen Insolvenzverwalter.

„Trotz harter Sparmaßnahmen und Kurzarbeit für unsere Mitarbeiter konnten wir unser großes Tourismusunternehmen nicht neun Monate ohne nennenswerte Umsätze wirtschaftlich weiterführen“, erklären die Geschäftsführer Peter und Markus Finke. Die Überbrückungshilfen könnten bei kleineren Unternehmen einen Großteil der Fixkosten abdecken. Für ein Unternehmen der Größe der Reisebüro-Gruppe Bühler würden sie jedoch nicht ausreichen.

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„Das Unternehmen war mit seinen Mitarbeitern in der Krise für die Kunden da, um Stornierungen, Umbuchungen und Erstattungen von abgesagten Reisen zu bearbeiten. Die Mitarbeiter haben außerordentliche Arbeit geleistet, hatten dafür aber leider keine nennenswerten Einnahmen. Hinzu kam, dass die Airlines die automatisierten Erstattungssysteme abgeschaltet hatten und für Tausende von Flugscheinen eine händische Erstattung eingereicht werden musste.“ Nun seien die finanziellen Reserven aufgebraucht und die Kreditbelastungen nicht mehr zu stemmen.

Der vorläufige Insolvenzverwalter hat sich bereits vor Ort einen ersten Eindruck verschafft und wird in den kommenden Wochen die wirtschaftliche Lage des Unternehmens weiter analysieren und Sanierungsmöglichkeiten prüfen. „Oberstes Ziel ist es zunächst, den Geschäftsbetrieb stabil weiterlaufen zu lassen. Parallel werde ich gemeinsam mit der Geschäftsleitung ausloten, wie es uns gelingen kann, das Unternehmen und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“, sagt Dirk Pehl. Genauere Aussagen seien zu einem so frühen Zeitpunkt des Verfahrens allerdings noch nicht möglich. „Wir werden in den kommenden Wochen viele Gespräche mit Geschäftspartnern und Kunden führen, um die Reisebüros zu sichern und ihnen eine Zukunftsperspektive zu verschaffen.“