Eigentlich kann die Musik der Band Imperium Dekadenz als atmosphärischer Black Metal beschrieben werden, mit verzerrten Gitarren, harten Schlagzeugrhytmen und kreischendem Gesang. Zweimal standen die Musiker von der Baar schon beim weltgrößten Metalfestival Wacken auf der Bühne. Nun sind Pascal Vannier und Christian Jakob mit ganz leisen Tönen in einem der aktuell erfolgreichsten Computerspiele zu hören. Der SÜDKURIER hat nachgefragt, was dahinter steckt. Die Antworten gab Christian Jakob stellvertretend für beide Musiker.
Wie fühlt es sich an, seine Musik in einem Videospiel zu hören?
Es ist schon ein wenig seltsam. Das Lied passt aber sehr dazu. Es wurde ja nicht für das Spiel geschrieben, sondern dafür ausgesucht. Es war spannend, die Entstehung des Spiels bis hin zur Veröffentlichung zu verfolgen. Das erinnert zum Teil auch an die Produktion der eigenen Alben. Wir sind sehr stolz, dass wir dabei sein durften, zumal das Spiel aktuell in der Spiele-Szene in aller Munde ist.
Das Spielethema Mittelalter passt ja irgendwie zu euch.
Viele unserer Lieder haben einen historischen Kontext. Daher kann ich dem nur zustimmen. Zum Thema Mittelalter wurden wir auch schon von Burgenforschern und Thesis-Absolventen angeschrieben, die Fragen zu unseren Texten hatten. Es wundert einen, wir finden es aber klasse, dass die Leute sich tatsächlich so sehr mit unserer Kunst auseinandersetzen.
Hättet Ihr auch Musik für andere Spiele bereitgestellt, zum Beispiel für einen Ego-Shooter, ein Rennspiel oder einen Fußballsimulator?
Zu Actionspielen könnten die härteren Nummern schon passen. Da sie aber auch eher atmosphärisch sind, sehe ich sie bei diesen Genres dann doch nicht.
Wie kam es überhaupt dazu? Wie wurde die Entwicklerfirma aufmerksam auf euch?
Wir wurden im September 2016 von dem tschechischen Entwicklerstudio Warhorse angeschrieben. Der Chef-Entwickler Daniel Vavra ist wohl ein Fan von uns und wollte diesen Song gerne für eine Zwischensequenz haben.
Das Stück Thru the Fog of Time, welches im Spiel verwendet wird, ist ja eher untypisch für euch. Keine verzerrten Gitarren, keine harten Drums, kein Gesang. Wann und warum entstand der Song?
Wir hatten auf den vergangenen Alben stets auch Ambient- und Instrumental-Stücke drauf. Wir haben eine große Interessenbandbreite an musikalischen Stilrichtungen und nehmen uns die Freiheit, eben auch solche Songs auf unser Alben zu machen. Viele dieser Stücke sind auch recht cineastisch. Zum allergrößten Teil kam das bei den Hörern sehr gut an. Das Stück aus dem Spiel wurde bereits 2007 in Donaueschingen aufgenommen.
Spielt Ihr den Titel auch live bei euren Konzerten?
Nein, spielen wir nicht.
In welchen Szenen des Spiels ist euer Song zu hören?
Auf jeden Fall bei einer Zwischensequenz, wo die Geschichte des Spiels weiter erzählt wird. Es geht um eine Art Reise mit großen Bildern. Der Song passt wirklich gut dazu. Wir haben aber auch schon gehört, dass das Lied noch an anderen Stellen zu hören sein soll.
Habt Ihr selbst schon gespielt?
Ich habe mir das Spiel damals gleich vorbestellt, bin bisher aber noch nicht dazu gekommen. Derartige Rollenspiele sind recht zeitintensiv. Daher will ich mir das auch in aller Ruhe zu Gemüte führen.
Bekommt man Geld für einen Soundtrack in solch einem prominenten Spiel? Oder ist das einfach eine gute Plattform, um sich zu präsentieren?
Das Studio hat uns von Anfang an einen Preis genannt. Mit Hollywood-Summen braucht hier aber keiner rechnen. Das war eher ein Anerkennungs-Bonus.
Gab es schon Rückmeldungen nach der Veröffentlichung?
Ja, über Facebook. Die Fans freuen sich darüber. Viele spielen das Spiel und sind gespannt auf die Stelle(n), wenn unser Lied gespielt wird. Wenn man lange eine Band verfolgt und dann taucht diese plötzlich über ein anderes Medium auf, ist das ja auch immer eine Art Wow-Effekt.
Wie kommt die Musik bei den Spielern an? Die Mehrheit davon hört vermutlich kein Black Metal.
Wir haben bisher nur positive Rückmeldungen. Es ist ja kein Metal-Stück, sondern instrumental mit Akustikgitarre und Synthesizern. Da braucht man keine entsprechenden Leder-Ohren. Leute die uns nicht kennen und kein Metal hören, werden wahrscheinlich nicht zu neuen Fans. Aber das ist ja auch egal. Es ging darum, bei so etwas Großem dabei sein zu können.
Habt Ihr nun mehr Fans?
Auf jeden Fall werden mehr Leute auf Imperium Dekadenz aufmerksam. Aber: Wir sind keine Band für jedermanns Geschmack und das wird sich auch nicht ändern. Das Spiel ist jetzt erst seit einer Woche veröffentlicht und wir freuen uns auf alles, was da nun kommen mag.
Gab es schon andere, ähnliche Anfragen?
Bisher nicht, aber wir sind für alles offen.
Was steht bei euch 2018 noch an?
Wir werden dieses Jahr wieder bei einer sehr großen Nummer in Deutschland dabei sein. Wir wurden dort noch nicht veröffentlicht, daher können wir dazu noch nicht mehr sagen. Einige Club Gigs sind ebenfalls schon fix, unter anderem in den Niederlanden und in Österreich. Ein bis zwei Shows werden auch im Südwesten Deutschlands sein. Auch hier ging noch keine Veröffentlichung raus. Das wird aber im letzten Quartal 2018 im Bodensee-Raum stattfinden. Ansonsten treten wir dieses Jahr etwas mit Live-Auftritten zurück, da wir an einem neuen Album arbeiten, welches 2019 veröffentlich werden soll.
Zwei Fragen an Chef-Entwickler Daniel Vavra
Wie kam es dazu, dass Sie einen Song von Imperium Dekadenz ausgesucht haben?
Ich mag depressive Black-Metal Musik. Manchmal suche ich nach für mich unbekannteren Bands. So habe ich auch Imperium Dekadenz gefunden. Der Klang ihrer Songs entspricht meinen Vorlieben. Aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass Black Metal und das Mittelalter zusammenpassen. Die Stimmung, Texte und Ästhetik – das alles passt für mich in diese Ära. Ich bin mir aber dessen bewusst, dass die Menschen des 15. Jahrhunderts diese Musik wohl nicht ausstehen könnten.
Thru the Fog of Time: Warum dieser Titel?
Es ist instrumentaler Akustik Song, der auch Leute ansprechen kann, die nicht wirklich Metal hören – ich liebe die Atmosphäre. Ich stelle mir ein verwüstetes Land vor, das sich im Laufe des Liedes in etwas Schöneres verwandelt, genau wie in der Szene, für die ich diesen Titel gewählt habe.
Fragen: Jens Fröhlich
Zur Person
Pascal Vannier, Künstlername Vespasian, ist in Donaueschingen aufgewachsen. Nach dem Abitur absolvierte er sein Studium in Schwenningen und Konstanz. Mittlerweile wohnt und arbeitet er in München. Christian Jakob aus Bräunlingen, Künstlername Horaz, hat das Wirtschaftsgymnasium in Donaueschingen besucht und eine Ausbildung bei der Firma Frei Lacke abgeschlossen. Es folgte ein Studium der Medieninformatik in Furtwangen. Heute arbeitet er in Stuttgart im IT-Bereich. Beide Musiker sind 37 Jahre alt. Die Band ist noch immer ein Hobby für beide, der Proberaum in Donaueschingen ihr Heimat-Treffpunkt. Videointerview (2017) mit Imperium Dekadenz:
Kingdom Come: Deliverance
Das Computer-Rollenspiel wurde von der tschechischen Firma Warhorse Studios entwickelt und am 13. Februar 2018 für alle gängigen Computerplattformen auf den Markt gebracht.

Bis heute sollen über eine Million Exemplare verkauft worden sein. Finanziert wurde das Projekt über Schwarmfinanzierung im Internet. Fast 1,3 Millionen Euro kamen so zusammen. Das Spiel belegt derzeit mehrere Top-Platzierungen in verschiedenen Verkaufs- und Beliebtheits-Ranglisten.

Die Handlung basiert auf den historischen Ereignissen in Europa im 15. Jahrhundert. Schauplatz ist das mittelalterliche Königreich Böhmen. Die Entwickler legten viel Wert auf Realismus und Geschichtstreue. Das Spiel kostet im Handel zwischen 40 und 50 Euro und ist für Spieler ab 18 Jahren freigegeben.
