„Das ist ein kleines Demokratie-Volksfest“, erklärt Axel Killmann, Vorstand vom Aktionsbündnis VS ist bunt – so kam es auch am Villinger Riettor am Samstagnachmittag, 8. Februar, und entsprach somit den Vorstellungen der Veranstalter der Aktion „Vielfalt leben – Demokratie wählen“.

Gemeinsam mit den Bündnispartnern – darunter Omas gegen Rechts, Seebrücke VS, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Villingen-Schwenningen (ACK) und IG Metall VS – bot die Initiative die Gelegenheit zur Information rund um die bevorstehende Bundestagswahl.

Protest mit Plakat und Prosecco: Beim Aktionstand von VS ist Bunt versammmeln sich vor dem Riettor Teilnehmer aus allen Bereichen der ...
Protest mit Plakat und Prosecco: Beim Aktionstand von VS ist Bunt versammmeln sich vor dem Riettor Teilnehmer aus allen Bereichen der Gesellschaft. | Bild: Ina Klietz

Höhepunkt ist das Lichtermeer

Neben Kinderschminken, Fotoaktion, Poetry Slam und Musik lud ein Quizspiel dazu ein, sich mit Freunden und Familie über Demokratie und Vielfalt auszutauschen. Am Ende der zweistündigen Aktion bildeten hunderte Teilnehmer ein Lichtermeer und setzten mit Gesang ein Zeichen gegen Hass und Hetze.

Lichtermeer am 8. Februar in Villingen Video: Ina Klietz

Mit der Pride-Flag, der Regenbogenflagge für die Rechte queerer Menschen und Minderheiten, war zum Beispiel Elias Wenzler bereits am Vormittag am Infostand der Initiative „VS ist Bunt“ in der Innenstadt aktiv.

Der politische Rechtsruck in der Gesellschaft beängstigt den 20-jährigen Pharmazie-Studenten. „Ich möchte auch noch in zehn Jahren in einem zukunftsfähigen Deutschland leben“, erklärt er sein Engagement.

Mit der Pride-Flag, der Regenbogenflagge für Vielfalt und Gleichberechtigung: Elias Wenzler von der Seebrücke VS ist den ganzen Tag ...
Mit der Pride-Flag, der Regenbogenflagge für Vielfalt und Gleichberechtigung: Elias Wenzler von der Seebrücke VS ist den ganzen Tag aktiv beim Aktionstag des Vereins VS ist bunt. | Bild: Ina Klietz

Farbe bekennen

Ab 16 Uhr versammelten sich immer mehr Menschen am Riettor. Mit seinem bunten Irokesenschnitt war zum Beispiel Tim Sickinger ein besonderer Hingucker. „Ich möchte Farbe bekennen“, beschreibt der 23-jährige Mitarbeiter der SPD-Bundestagsabgeordneten Derya Türk-Nachbaur seine Motivation.

Tim Sickinger möchte Farbe bekennen und setzt das Thema „VS ist bunt“ kreativ um.
Tim Sickinger möchte Farbe bekennen und setzt das Thema „VS ist bunt“ kreativ um. | Bild: Ina Klietz

Auch Türk-Nachbaur kommt

Auch die SPD-Politikerin war zu der Veranstaltung gekommen. „Es geht um Zusammenhalt – das unterstütze ich auch als Privatperson“, sagt die Abgeordnete.

„Menschenrechte statt rechte Menschen“: SPD-Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur beteiligte sich an der Kunstaktion „Eine Message ...
„Menschenrechte statt rechte Menschen“: SPD-Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur beteiligte sich an der Kunstaktion „Eine Message für Demokratie und Vielfalt“. | Bild: Ina Klietz

Viele persönlich betroffen

Viele der auch aus dem Umland angereisten Teilnehmer fühlen sich von den aktuellen politischen Entwicklungen persönlich betroffen.

Auf die Frage, weshalb zum Beispiel Tina Riegler mit ihrer Tochter Lotte und Ehemann Giovanni Garamella mit ihren Plakaten vor der Stärkung nationalistischer Tendenzen warnen, fragt der gebürtige Italiener trocken: „Wie heißen wir noch mal?“

Tina Riegler und ihr Ehemann Giovanni Garamella mit Tochter Lotte warnen vor rechtsradikalen Entwicklungen.
Tina Riegler und ihr Ehemann Giovanni Garamella mit Tochter Lotte warnen vor rechtsradikalen Entwicklungen. | Bild: Ina Klietz

Zeichen setzen

Auch Anacimon Mangeryos will mit ihrem Bild einer brennenden Mauer ein Zeichen setzen. „Wenn die sogenannte Brandmauer nicht standhält, halten wir stand“, zeigt sich die Sozialarbeiterin überzeugt.

Kinderschminken für die Kleinen, ein Selfie für die sozialen Medien für die Großen – die Aktion unterschied sich wohltuend von einer Demonstration als klassische politische Aktion.

Mit ihrem Text „Eine alternative Welt“ beschrieb Jenny Beilharz die Konsequenzen der Umsetzung der Wahlziele der AfD. „Nie wieder ist jetzt“, appelliert die zwanzigjährige Dichterin und Poetry-Slammerin.

Die Regionalgruppe der „Omas gegen Rechts“ gehört zu den Bündnispartnern der Aktion.
Die Regionalgruppe der „Omas gegen Rechts“ gehört zu den Bündnispartnern der Aktion. | Bild: Ina Klietz

Protest gegen AfD

Beim Auftritt des Singer-Songwriters Phil Reynolds hielt die Gruppe des Offenen Antifaschistischen Treffens friedlich Einzug. Die Aktivisten versammelten sich am Platz vor dem Riettor für ihren folgenden Protest gegen eine Abendveranstaltung der AfD im kleinen Saal des Theaters am Ring.

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In Anlehnung an ähnliche Aktionen in anderen Städten Deutschlands hatten die Veranstalter als großes Finale ein Lichtermeer geplant.

Beim Läuten der Münsterglocken setzten rund 800 Teilnehmer mit Kerzen und Taschenlampen ein deutliches Zeichen gegen Hetze und Hass. Das gemeinsame Singen stärkte den Zusammenhalt und war ein gefühlvoller Beitrag für Demokratie und Vielfalt.

„Ein Foto für Demokratie und Vielfalt“: Axel Killmann und Tochter Angelina beteiligen sich an der Fotoaktion für die sozialen Medien.
„Ein Foto für Demokratie und Vielfalt“: Axel Killmann und Tochter Angelina beteiligen sich an der Fotoaktion für die sozialen Medien. | Bild: Ina Klietz

Veranstalter zufrieden

„Es ist ein positives Zeichen, so zusammenzustehen“, freut sich Nicola Schurr über den gelungenen Aktionstag.

Nach dem Ende des Aktionstags von VS ist bunt schlossen sich dann viele dem Protest vor dem Theater an. „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“, riefen rund 500 Protestierende den Besuchern der AfD-Veranstaltung entgegen.

Auch Elias Wenzler war noch aktiv. Gegen 19.30 Uhr war sein Einsatz immer noch nicht beendet. „Jetzt geht es zum Büro der CDU“, erklärte er.

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