90 Mitglieder des Imkervereins Baar-West atmen auf. Endlich konnte der 2023 wegen der amerikanischen Faulbrut eingerichtete Sperrbezirk aufgehoben werden. Und das, ohne weitere Bienenvölker zu töten.

Fast 15 Monate ist es her. Mitte August 2023 hatte ein Imker aus Waldhausen den Ausbruch der Krankheit in seinen Völkern festgestellt. Der Landkreis reagierte sofort im Rahmen einer Allgemeinverfügung. Er richtete einen Sperrbezirk ein, der das gesamte Gebiet der Gemarkung Waldhausen sowie den östlichen Teil der Gemarkung Bräunlingen, Mistelbrunn und Hubertshofen umfasste.

In einem Sperrbezirk dürfen keine Bienenvölker umgestellt werden. Damit die Seuche nicht verschleppt wird, dürfen auch keine Völker eingebracht werden.

Von jedem der im Sperrbezirk befindlichen Bienenvölker mussten Proben gezogen werden. Diese Arbeit wurde von den Bienensachverständigen des Vereins Michael Brüner, August Weh und Norbert Wetzel in Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt erledigt.

Bei einem positiven Befund wurde der jeweilige Bienenstand vor Ort genauer untersucht. Die von der Faulbrut betroffenen Völker mussten abgetötet werden.

In dieser Hütte in Waldhausen befand sich ein verwaister Bienenstand, der als Ursprung der Seuche vermutet wurde. Inzwischen wurde sie ...
In dieser Hütte in Waldhausen befand sich ein verwaister Bienenstand, der als Ursprung der Seuche vermutet wurde. Inzwischen wurde sie abgebrochen | Bild: Lutz Rademacher

Bei dem Imker in Waldhausen waren alle Bienenvölker betroffen und mussten in Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt vernichtet werden, ein zweiter Imker dort war ebenfalls betroffen.

Bei der Überprüfung wurde in einer Holzhütte ein weiterer Bienenstandort entdeckt, der aufgrund eines Generationswechsels nicht mehr betreut wurde. Hier hatten sich mehrere Bienenvölker eingenistet.

Nicht alle Imker waren amtlich erfasst

Ursprünglich hatte man mit 23 Imkern und etwa 120 Bienenvölkern gerechnet. Durch die Presseaufrufe meldeten sich freiwillig weitere Hobbyimker, die nicht amtlich erfasst waren. Deren Völker wurden natürlich ebenfalls untersucht.

Ende August 2023 ging man bereits von 40 Imkern mit über 140 Völkern aus und schloss nicht aus, dass es noch weitere nicht gemeldete Bienenvölker im Sperrgebiet gibt.

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Die Verantwortlichen appellierten ausdrücklich an die Besitzer solcher Völker, sich zu melden. Auch dann, wenn jemand einen verlassenen Bienenstand kennt.

Sie boten den Betroffenen auch an, dem Verein beizutreten. Dort erhalten sie unter anderem Betreuung und auch Hilfe, wenn es um Entschädigungen geht, die dem Imker im Fall einer Seuche zusteht.

78 Bienenvölker wurden vernichtet

Im Laufe der Probennahme im vergangenen August/September stellte sich heraus, dass insgesamt 350 Völker untersucht werden mussten, weil weitere positiv getestet worden waren. Das Sperrgebiet wurde dementsprechend angepasst. Letztlich mussten 78 Völker vernichtet werden.

Der Erreger ist für erwachsene Bienen und Menschen nicht schädlich, betroffen ist ausschließlich der Nachwuchs der Bienen“, sagt Michael ...
Der Erreger ist für erwachsene Bienen und Menschen nicht schädlich, betroffen ist ausschließlich der Nachwuchs der Bienen“, sagt Michael Brüner vom Imkerverein Baar-West. | Bild: Lutz Rademacher

Voraussetzung für die Aufhebung eines Sperrbezirks ist eine zweifache negative Testung. Bei einer zweiten Prüfung im Frühjahr dieses Jahres zeigten dann nur noch fünf Bienenvölker Auffälligkeiten. Sie befanden sich in Hubertshofen, Bräunlingen und Allmendshofen.

Diese konnten nach einenm Verfahren saniert werden, was nur im Frühjahr und im Frühsommer zur Anwendung kommen kann. Dadurch konnten die betroffenen Völker gerettet werden.

Die Völker von Emil Tritschler in Hubertshofen sind von der Bienenseuche nicht betroffen.
Die Völker von Emil Tritschler in Hubertshofen sind von der Bienenseuche nicht betroffen. | Bild: Lutz Rademacher

Nachdem für diese Bienenvölker der Negativbefund vorlag, konnte der Sperrbezirk in diesem Sommer schließlich aufgehoben werden. Darauf hatten die betroffenen Imker sehnlichst gewartet.

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Und was ist mit dem Honig aus dem Sperrgebiet? „Der Erreger ist für erwachsene Bienen und Menschen nicht schädlich, betroffen ist ausschließlich der Nachwuchs der Bienen“, antwortet Michael Brüner.

Der Honig dürfe deshalb verkauft werden und könne ohne Bedenken verzehrt werden, selbst wenn er einzelne Sporen der Krankheit enthalte. Allerdings könne der Verbraucher mit dazu beitragen, dass sich die Seuche nicht weiter verbreitet.

Wenn eine Biene mit den Resten eines mit Sporen belasteten Honigglases in Berührung kommt, könne sie die Krankheit unter den Bienen weiter verbreiten. Deshalb sei es wichtig, leere Honiggläser gründlich zu reinigen, bevor sie in einen Altglascontainer geworfen werden. Oder besser noch, an die Imker zurückzugeben.

Auch alte Bienenkörbe oder Bienenkästen, die irgendwo als Dekoration aufgestellt werden, können die Seuche auslösen. Deshalb rät August Weh dringend an, in solchen Fällen die Einfluglöcher zuzukleben.