Seit Monaten hat Sven Schönfeld, Geschäftsführer der SRH Kliniken GmbH Landkreis Sigmaringen, die mündliche Zusage, dass das Krankenhaus von einem Förderprogramm des Landes mit bis zu 25 Millionen Euro profitieren wird, allein es fehlt der Bescheid aus dem Stuttgarter Ministerium. Was er mit dem Geld machen wird, weiß Schönfeld ganz genau, wie er bei einem Pressegespräch erklärt.
Geburtenabteilung hat genügend Hebammen
Oberste Priorität hat die Modernisierung der Geburtenabteilung beziehungsweise der Kreißsäle. Man verfügt über ausreichend qualifiziertes Personal, sprich Hebammen, und das Krankenhaus ist als babyfreundliche Klinik zertifiziert, allein das Interieur mitsamt der Gesamtanmutung ist nicht mehr zeitgemäß. Ein Zukunftsfeld für das Krankenhaus sieht der Geschäftsführer in der geplanten Erweiterung der Geriatrie. Bislang ist die Abteilung mit etwa zehn Betten in der Inneren integriert, die seit 1. Januar 2024 von Dr. Miriam Stengel als Chefärztin der Medizinischen Klinik geführt wird. Angesichts der demografischen Entwicklung wird die Altersmedizin an Bedeutung gewinnen und deshalb werden die bisherigen Räumlichkeiten der Psychiatrie nach dem Umzug von Sigmaringen nach Pfullendorf für den massiven Bettenaufbau der Geriatrie genutzt. Geplant sind etwa 90 Betten.
Erweiterung der Geriatrie
Als „Komplexbehandlung“ bezeichnet Chefärztin Stengele das Konzept der Geriatrie. Dazu gehören Ergo- und Physiotherapie mitsamt Begutachtung der Gesamtsituation eines Patienten, die mindestens 65 Jahre alt sein müssen. Sie können zwei Wochen auf der Station bleiben, mit einwöchiger Verlängerungsfrist, und im Fokus steht das Bemühen, die spätere Unterbringung in einem Pflegeheim möglichst zu vermeiden. Immer häufiger werden Ärzte und Pfleger mit dem Faktum konfrontiert, dass ältere Menschen beispielsweise nach einem Knochenbruch nicht mehr nach Hause können. Sie leben allein und haben keine Angehörigen, Freunde und Bekannte, die sie versorgen könnten. „Einsamkeit ist ein Thema“, ergänzt Dr. Miriam Stengel, dass das Alleinsein zudem ein Risikofaktor für eine Demenzerkrankung ist. Wenn Menschen in jungen und aktiven Jahren sich kein Netzwerk geschaffen haben, wie soll dies im Alter passieren?, stellt die Ärztin als Frage in den Raum. Wenn Patienten länger als krankheitsbedingt notwendig in der Klinik bleiben, können Krankenhäuser maximal zwei Wochen die anfallenden Pflegekosten geltend machen. „Wie geht es weiter?“ Bei der Antwort auf diese Frage, unterstützt das Entlassmanagement des Krankenhauses. Sie versuchen beispielsweise Kurzzeitpflegeplätze für die Patienten zu bekommen, führen Telefonate und schreiben notwendige Anträge, was sehr zeitintensiv ist.
Kritik an der Zentralen Notaufnahme

Viel Zeit kostet nach Angaben von Sven Schönfeld auch das Beschwerdemanagement. Davon sei vor allem die zentrale Notaufnahme (ZNA) betroffen, räumt der SRH-Geschäftsführer ein, wobei er Klagen von Patienten widerspricht, dass es dort zu wenig Personal gebe: „Die Personalsituation ist zwar nicht rosig, aber wir müssen keine Patienten abweisen.“ Chefärztin Miriam Stengel erklärt die Situation aus Sicht der Mediziner. Sie beurteilten den Zustand eines Patienten nach objektiven Vitalwerten wie den Blutdruck, während Betroffene ihr subjektives Empfinden als Maßstab für die Behandlungsbedürftigkeit zugrunde legten. Deshalb sei es auch nachvollziehbar, dass Patienten ihr Leid anders erlebten, als die objektiven Faktoren dem Arzt widerspiegelten. Sie gibt zu bedenken, dass die Mitarbeiter der Notaufnahme enorm unter Stress stehen, da sie letztlich über die Behandlungsnotwendigkeit der ankommenden Menschen entscheiden müssen. Aber klar sei, dass die Kommunikation gegenüber den Patienten und deren Angehörigen dennoch respektvoll ablaufen müsse.
Triage wird verändert
„Nach jeder Beschwerde suchen wir innerhalb von 24 Stunden den Kontakt“, ergänzt SRH-Gschäftsführer Schönfeld. Um überlange Wartezeiten zu vermeiden, soll das System der so genannten „Triage“ verändert werden. Dabei werden ankommende Patienten nach der Behandlungsdringlichkeit eingeteilt, um einer Überbelastung der Notaufnahme vorzubeugen. Denn die Zahl der Menschen, die aus relativ geringen Anlässen, die Notaufnahme aufsuchen, hat sich nicht verringert. Diese Tendenz ist nach Ansicht des SRH-Geschäftsführers auch einer Anspruchshaltung gegenüber dem Krankenhaus geschuldet, wonach die Klinik bei gesundheitlichen Problemen verpflichtet sei, den Betroffenen zu helfen. Diese Haltung entspreche aber nicht dem gesetzlichen Auftrag, den das Krankenhaus zu erfüllen habe.
Was noch am SRH Krankenhaus verändert wird
Nach Aussage von SRH-Geschäftsführer Sven Schönfeld ist das vor einigen Monaten eröffnete Cafe Auszeit höchst erfolgreich, wobei man die Öffnungszeiten angepasst hat. Das Cafe öffnet und schließt nun später. Ein neuer Küchenchef mit Gastronomieerfahrung wurde verpflichtet und das Gesundheitsamt bescheinigte dem Krankenhaus bei einer Begehung einen „tip-top-Zustand.“ Höchst erfreulich ist, dass man 18 Frauen und Männer, die ihre Pflegeausbildung erfolgreich beendet haben, als Beschäftigte übernommen hat. Mehr Personal bedeutet, dass man die Bettenkapazität erhöhen kann. Auch die Digitalisierung schreitet voran. So nutzen Ärzte und Pfleger bei der Visite einen mobilen „Visitenwagen“, auf den alle Berechtigten ohne Zeitverlust Zugriff haben. (siv)