Der Ruhetag hat wieder Konjunktur. Viele Restaurants schließen an umsatzschwachen Tagen, denn es fehlt an Personal. In der Pandemie haben sich viele Mitarbeiter umorientiert. Berufe in Hotellerie und Gastronomie galten nicht gerade als zukunftssicher. Aber wie ist die Lage an der Berufsschule heute?
„Wir haben in diesem Schuljahr 190 Schüler mehr“, sagt Schulleiter Robert Fechteler. Er leitet die Landesberufsschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe in VS-Villingen. Und bereits im Jahr 2022 sei der Anstieg ähnlich hoch gewesen. „Bedingt durch Corona waren die Zahlen davor deutlich darunter, aber momentan sind sie eher am Steigen.“ Auch an den anderen Landesberufsfachschulen gebe es Zuwächse auf Vor-Corona-Niveau.

Verstärkung aus dem Ausland
Einen Grund dafür sieht Fechteler darin, dass die Gastrobetriebe verstärkt Akquise im Ausland betreiben. Besonders stark vertreten seien beispielsweise Auszubildende aus Vietnam in der Systemgastronomie. Aber auch aus Indonesien, Usbekistan oder Kasachstan kommen viele Schüler – insgesamt finden sich laut dem Oberstudiendirektor mehr als 60 Nationen an der Landesberufsschule.

Betriebe bilden mehr aus
Nach Einschätzung des Schulleiters spielt aber auch eine Rolle, dass in der Pandemie viele Fachkräfte in andere Branchen abgewandert seien. „Viele davon sind nicht zurückgekommen. Das hat vermutlich die Ausbildungswilligkeit der Betriebe gesteigert“, sagt Fechteler.
Überhaupt sei das Berufsfeld zuletzt deutlich attraktiver geworden. So seien die Verdienstmöglichkeiten massiv gestiegen. „Wir müssen uns gegenüber anderen Branchen nicht mehr verstecken“, findet der Schulleiter.
Ausbildung wird moderner
Zudem seien sämtliche Berufe neu geordnet worden. Die Ausbildung sei jetzt berufsspezifischer und moderner. Mit der Fachkraft Küche gebe es sogar einen völlig neuen Beruf mit zweijähriger Ausbildung und Aufbaumöglichkeiten. Bis zum Bachelor-Abschluss führt das Duale Berufskolleg. Und bei Abitur oder Fachhochschulreife kommt eine Zusatzqualifikation infrage. Statt Deutsch, Gemeinschaftskunde und Religion stehen dann drei Fremdsprachen, kaufmännische Kenntnisse und Personalwesen auf dem Lehrplan.

Übrigens bieten Hotellerie und Gastronomie auch Quereinsteigern gute Chancen, findet Fechteler. „Spätberufene sind häufig erfolgreich, weil sie sich gezielt für den Beruf entscheiden und mit dem Herz dabei sind.“
Die beste Jungköchin 2022 in Baden-Württemberg, Rebecca Amélie Eckert, sei so ein Beispiel. Ursprünglich wollte sie Diplomatin oder Dolmetscherin werden, erzählt sie dem Verband der Köche Deutschlands in einem Interview. Nach dem Abschluss ihres Romanistik-Studiums orientierte sie sich neu und begann eine Ausbildung als Köchin.
Branche hat gute Kontakte bis nach Vietnam
Auch die Vorbildung der ausländischen Auszubildenden sei hoch. Die Schüler aus Vietnam beispielsweise verfügen über ein B1-Sprachniveau, die aus Marokko über einen abiturähnlichen Abschluss. Oft führt, so die Beobachtung von Fechteler, ein persönlicher Bezug der Ausbilder zu guten Kontakten in manche Länder. „Und eine gute Ausbildung spricht sich herum“, sagt er selbstbewusst.

Die Ausbildung sei eine Integrationsleistung für Menschen mit Migrationshintergrund. Die Mitschüler werden zu einer Art neuer Familie, mit der gemeinsam die Freizeit gestaltet und gemeinsam gegessen wird, erzählt der Oberstudiendirektor. Und für alle, auch die Einheimischen gelte: „Die Schüler arbeiten gerne im Team zusammen.“
Der eigene Stil ist gefragt
Was die Ausbildung außerdem reizvoll mache: Es werde einem schnell etwas zugetraut. „Ich darf früh Verantwortung übernehmen und meine Kreativität einbringen“, sagt Robert Fechteler. Inzwischen gelte, was vor 25 Jahren noch undenkbar gewesen sei: „Ich muss nicht immer alles so machen, wie es der Chef macht.“ Für die jungen Leute sei es früh möglich, ihren eigenen Stil einzubringen.

Das Ansehen der Berufe steigt
Mit Blick auf den Fachkräftemangel kommentiert der Schulleiter das so: „Not ist manchmal der Antrieb für Veränderung.“ So sei auch die Achtung vor dem Beruf in der Bevölkerung gestiegen. Eine Folge der Schließungen in der Corona-Zeit.
Neulich sei ihm ein Schild in einem Restaurant aufgefallen. „Seien Sie nett zu unseren Mitarbeitern. Es ist schwieriger Fachkräfte zu finden als Gäste.“ Wichtig sei für viele in der Branche aber nach wie vor das Leuchten in den Augen der Gäste, ist sich Schulleiter Robert Fechteler sicher.