Die Landbäckerei Geiger hat geschlossen. Der Betrieb ist insolvent. Die letzten Brötchen und Kuchenstücke gingen an Silvester über die Theke.
Das Unternehmen mit Stammsitz in Villingendorf hatte mehrere Niederlassungen im Kreis Rottweil. Aber auch am Bahnhof in Villingen und im Nahkauf in Niedereschach wurden Produkte der Bäckerei in eigenen Filialen angeboten.
Das Aus zum Jahreswechsel 2023/24 kam nicht überraschend. Seit Juli 2023 befindet sich das Unternehmen in einem Insolvenzverfahren.
Was war das Problem der Bäckerei?
„Bei Geiger haben meines Erachtens nach die Produktqualität und die Vielfalt gestimmt“, sagt der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Klaus Haischer aus Oberndorf. Allerdings sei das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Mitarbeitern zerrüttet gewesen. 80 Mitarbeiter seien es zur Insolvenzstellung gewesen.
Der Betrieb habe die bei dieser Größe zwingend notwendige kaufmännische Struktur nicht aufgewiesen, sagt Haischer. „Wenn ich etwas von Betriebswirtschaft verstehe, erfasse ich meine Filialen wie eigene Betriebe, um zu sehen, ob ich dort Geld verdiene. Aber das gab es.“ Ein hoher Kapitaldienst habe zu einem enormen Umsatzdruck geführt.
Der bisherige Inhaber Ralf Geiger habe Verkaufsstellen eröffnet, die nicht durchdacht gewesen seien, kritisiert Haischer. „Wenn er die Gelegenheit hatte eine Filiale zu eröffnen, hat er das gemacht und das Geld investiert. Das war für ihn okay.“
Was außer den Zahlen noch nicht gestimmt hat
Allerdings seien die Zeiten vorbei, in denen Unternehmer anhand von Zahlenbeispielen denken können. „Ich muss mich auch fragen: Finde ich geeignete Mitarbeiter, die freundlich und kundenorientiert sind“, sagt Klaus Haischer. Das sei für den Betrieb ein zentrales Problem gewesen.
„Erst heute hat mir wieder jemand gesagt, die Mitarbeiter seien häufig griesgrämig gewesen“, erzählt der Insolvenzverwalter. Das verwundere nicht, wenn der Lohn regelmäßig deutlich verspätet komme und es in vielen ohnehin nur der Mindestlohn sei. „Da bin ich nicht mehr besonders lustig“, zeigt Haischer Verständnis für die Mitarbeiter.
Was wird aus den Filialen?
Laut dem Insolvenzverwalter führt Dietmar Keller, Inhaber der Backkörble-Bäckereien, den Betrieb vorerst für ein Jahr testweise weiter. Das Unternehmen ist bislang mit sechs Filialen im Kreis Rottweil präsent.
„Das passt“, findet Haischer, „weil Keller bisher zu wenig Produktionskapazität hat.“ Der Bäcker habe daher den Hauptsitz Villingendorf gepachtet. Nach einem Jahr habe der Brotkörble-Chef die Möglichkeit aus dem Vertrag auszusteigen oder sein Engagement fortzusetzen. Erhalten bleiben laut Haischer die Standorte Villingendorf, Wellendingen, Zimmern ob Rottweil und Niedereschach.
Einen Spezialfall stellt die Filiale gegenüber dem Villinger Bahnhof dar. „Die wird die Meisterbäckerei Schneckenburger nach ihren Vorstellungen fortführen.“ Das Tuttlinger Unternehmen betreibt derzeit über 40 Standorte zwischen Balingen und Konstanz.

Das sind die Folgen für Niedereschach
Noch nicht in allen Details angekommen ist die frohe Botschaft in Niedereschach. Dort befindet sich eine Geiger-Filiale im Supermarkt Nahkauf. „Ich habe mit dem Nahkauf-Inhaber telefoniert, der in diesem Fall der Vermieter ist“, sagt Bürgermeister Martin Ragg. „Er muss zunächst noch die rechtliche Situation abwarten, will aber auf jeden Fall weiterhin einen Backshop im Laden haben.“
Die Auswirkungen auf die Nahversorgung im Ort durch die momentane Schließung der Filiale sind laut dem Niedereschacher Bürgermeister eher klein. „Backwaren gibt es zudem im Nahkauf selbst, im Penny und an der Tankstelle.“ Mit der Brotmanufaktur gebe es auf der anderen Straßenseite einen jungen Bäcker und Konditormeister. „Da sind wir jetzt umso mehr froh drum“, sagt Ragg. Die Gemeinde werden die Übergangszeit also gut verkraften können.
Obwohl die ursprüngliche Landbäckerei nicht gerettet werden konnte, kann Haischer doch einen Erfolg für sich verbuchen: „Ich musste niemandem kündigen.“ Alle Mitarbeiter seien vom neuen Pächter übernommen worden.