Aus allen Himmelsrichtungen fahren viele hundert Traktoren am Donnerstagabend, 11. Januar, zur Protestkundgebung entlang der B33 zwischen Bad Dürrheim und Donaueschingen.
Auf der Bundesstraße selbst bremsen sie auf ihrem Weg zur Demo in gewohnter Manier in geschlossenen Zweierreihen den Verkehr ab.
Auf der Gegenfahrbahn hupen viele Auto- und Lkw-Fahrer, um ihrer Sympathie für die Demonstrierenden kund zu tun. Auf den Brücken sammeln sich Passanten, die das Geschehen fotografieren und den Traktorfahrern zuwinken.

Das Prozedere ist inzwischen gut eingeübt, alles läuft friedlich und kooperativ ab. Eigene Ordner regeln den Verkehr an den strategischen Stellen, die Traktoren fahren am südlichen Ende von Bad Dürrheim oder in Donaueschingen am Flugplatz von der B33 ab und fahren von dort auf der alten B33 zum Mahnfeuer.
Das liegt auf einer großen Wiese parallel zur B33. Über einen Kilometer lang ist die zweireihige Parade der hell erleuchteten Traktoren mit ihren blinkenden Rundumleuchten und Protestplakaten.

Auch hier signalisieren Fahrzeuge, die auf der B33 unterwegs sind, ihre Zustimmung zu den Protesten der Bauern.
Auf der schneebedeckten Wiese rund um das Mahnfeuer herrscht trotz minus drei Grad Celsius fast schon eine ausgelassene Volksfeststimmung. Dennoch scheinen jedem der Ernst der Lage und der konkrete Anlass dennoch sehr bewusst zu sein.

Überall diskutieren sie in kleinen Gruppen und planen ihre nächsten Aktionen. Es sind augenscheinlich auch sehr viele junge Landwirte mit ihren Familien, die sich an diesem Abend zum gemeinsamen Protest einfinden.
Für das leibliche Wohl mit warmem Punsch und Würsten vom Grill sorgen die Landjugend und andere Unterstützer. Und die Wärme des Mahnfeuers sorgt dafür, dass niemand wirklich frieren muss.
Wie inzwischen gewohnt gibt Clemens Hug vom Badisch-Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) den Anwesenden einen Überblick, wie die bisherigen Protestaktionen gelaufen sind und was noch alles geplant ist.
Neben der großen Abschlusskundgebung, die am Freitag, 12. Januar, bei Bad Dürrheim steht am Montag, 15. Januar, die große Demonstration in Berlin an. Dort sind auch Gespräche mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Finanzminister Christian Lindner und Wirtschaftsminister Robert Habeck anberaumt.

Aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis werden sie mit fünf Bussen nach Berlin fahren. „Wir sind Demokraten und wir reden mit allen“, so Hug. Er hegt die Hoffnung, dass sie nun endlich auch mit der Regierung in einen konstruktiven Dialog eintreten können.
Auch BLHV-Präsident Bernhard Bolkart aus Schonach erklärt erneut: „Wir Landwirte mussten einfach schon zu lange zu viel ertragen und das Fass ist jetzt wirklich übergelaufen“.
Gleichzeitig ist er dankbar für den großen Zuspruch aus breiten Kreisen der Bevölkerung und das Lob der Polizei, dass ihre Protestaktionen in der Region friedlich, gut koordiniert und geordnet ablaufen.

Wie es dann kommende Woche weiter gehen wird, scheint noch offen zu sein. Die Demonstrationsbereitschaft in den Reihen der Landwirte scheint aber ungebrochen.