Ein streitbarer Unternehmer, der alles für seine Firma und noch mehr für seine Familie getan hat, und noch dazu ein begeisterter Pilot, für den die Fliegerei mehr als ein Hobby gewesen ist – dieses Bild von Gerhard Waldmann entstand bei der Trauerfeier für den Seniorchef der Unternehmensgruppe Waldmann in der Schwenninger Stadtkirche. Mehrere hundert Trauergäste nahmen dabei endgültig Abschied von dem Mann, der den Schwenninger Leuchtenhersteller von 1987 bis 2019 als Geschäftsführer geleitet hat. Am 22. Mai ist Waldmann im Alter von 75 Jahren gestorben.
Waldmann-Personalchef Fabian Jahn zeichnete bei der Trauerfeier die Stationen von Gerhard Waldmann in dem Unternehmen nach, das er in dritter Generation leitete. 1976 sei Waldmann als junger Mann ins Familienunternehmen gekommen, habe zunächst vor allem die Exportabteilung auf- und ausgebaut. 1987 wurde er dann Geschäftsführer, zunächst gemeinsam mit seinem Vater. Nach dessen Tod 1995 leiteten demnach zunächst die Brüder Rainer und Gerhard Waldmann das Unternehmen.
Visionär und stiller Held
2014 habe Gerhard Waldmann die Betriebs-Kita Glühwürmchen eröffnet, 2019 sei er aus der Geschäftsführung in den Beirat gewechselt. Dass seine Kinder Christoph und Melanie das Unternehmen weiterführten, habe Waldmann sehr stolz gemacht. Jahn würdigte den Verstorbenen als Visionär und stillen Held des Wirtschaftslebens in Villingen-Schwenningen.
Als solcher war er eine Triebkraft hinter der Gründung des Gewerbeverbands Oberzentrum (GVO) und von 2009 bis 2019 auch dessen Gründungsvorsitzender. „Keiner konnte wie er Aufbruchstimmung erzeugen“, sagte Waldmanns Nachfolger an der Spitze des GVO, Joachim Müller, in seinem Nachruf. Und: „Er konnte laut und intensiv sein, aber auch gut zuhören.“ Als Protestbewegung mit 19 Mitstreitern habe Waldmann den Verband seinerzeit gegründet, heute suche dieser seinesgleichen.
Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes WVIB Schwarzwald AG, würdigte Waldmann als Unternehmer, der kantig sein konnte, aber auch immer bereit gewesen sei, nach vorne zu gehen und eine Lösung zu finden.
Ein leidenschaftlicher Sportflieger
Eine völlig andere Seite der Persönlichkeit Gerhard Waldmann beleuchtete Ralf Rösch, Präsident der Sportfliegergruppe Schwenningen. Der Verein verliere nun sein Ehrenmitglied, sagte Rösch. Doch Waldmann sei auch als Fluglehrer, Vorstand und Kassierer aktiv gewesen.
Rösch erinnert sich an das Leuchten in den Augen von Gerhard Waldmann, wenn es um den Firmenjet ging, mit dem er auch Geschäftskunden besuchte. Und an einen Menschen, der Autorität ausstrahlte, bei dem man aber immer Gehör fand: „Gerhard Waldmann war leidenschaftlich bis in die Haarspitzen.“
Diese Leidenschaft habe der Verstorbene beispielsweise in den Dienst der Sportflieger gestellt, als der Schwenninger Flugplatz einem Logistikzentrum hätte weichen sollen. Diesem Plan habe sich Waldmann wie ein Fels in der Brandung entgegengestellt.

Christoph Waldmann, als Nachfolger seines Vaters Geschäftsführer der Waldmann-Gruppe, erinnerte sich schließlich mit sehr bewegenden Worten an seinen Vater: „Was war mein erstes Gefühl mit Papa? Vollkommene Geborgenheit.“ In der Kindheit sei der Vater sein absolutes Vorbild gewesen.
„Ich habe Deine Geschichten geliebt.“ Zum Beispiel die Geschichte vom Segelfliegen am Klippeneck mit 15 Jahren oder die Episode, dass der Vater selbstverständlich mit dem eigenen Auto zur Führerscheinprüfung gefahren sei – was bei aller Trauer auch leises Gelächter in der Kirche auslöste.
Das Familienleben sei oft entbehrungsreich gewesen und oft habe es nur am Telefon aus einer fernen Stadt geheißen: „Küss mir die Kinder.“ Doch die gemeinsame Zeit habe man gut genutzt. Und am glücklichsten sei der Papa immer im Familienurlaub gewesen. Nun trete er, Christoph, in diese in jeder Hinsicht großen Fußstapfen: „Ich spüre Dich in meinem Handeln und in meinen Gesten.“
Die Beisetzung von Gerhard Waldmann fand im engsten Familienkreis am Dienstagnachmittag, 3. Juni, statt.