Beim Blick auf die vorläufigen Anmeldezahlen fürs kommende Schuljahr stechen vor allem drei Punkte ins Auge: Die sehr ungleiche Nachfrage nach den beiden Gemeinschaftsschulen Gebhard und Lotte-Eckener sowie die wenigen Anmeldungen an der Berchen-Werkrealschule und am Gymnasium der Geschwister-Scholl-Schule.
Die beiden Konstanzer Gemeinschaftsschulen
Die Gebhardschule wurde beim Errichten des Neubaus an der Pestalozzistraße auf vier Züge ausgelegt, startet aber Jahr für Jahr mit sechs bis sieben Klassen. Der Ansturm ist ungebrochen, auch fürs kommende Schuljahr wählten 205 Familien die Gebhardschule. 174 davon können in sieben Klassen aufgenommen werden, 31 wurden abgelehnt.
Bei der Lotte-Eckener-Schule als zweite Konstanzer Gemeinschaftsschule sieht es anders aus. Sie hatte im vergangenen Frühling 30 Anmeldungen, in diesem Jahr 38. Steht sie im Schatten der großen Schwester? Das sehen die beiden Schulleiterinnen nicht so. „Mit 38 Anmeldungen bin ich vollends zufrieden“, sagt Simone Berwanger, Leiterin der Lotte-Eckener-Schule.

„Wir sind erst im dritten Jahr und befinden uns im Aufbau. Im Bewusstsein vieler Eltern ist noch nicht richtig angekommen, dass wir in Konstanz jetzt zwei Gemeinschaftsschulen haben, aber von Jahr zu Jahr wird die Akzeptanz unserer Schule größer.“ Die beiden Einrichtungen seien keine Konkurrenz zueinander, sondern kooperierten durch das Konzept der „Family of Schools“.
„Dass wir eine kleinere Schule sind, zeichnet uns gerade aus“, sagt Simone Berwanger. „Unsere Fachräume werden auch neu gemacht, wir sind auf einem guten Weg.“ Die Aussagen mancher Eltern gegenüber dem SÜDKURIER, die beiden Schulleitungen würden Kinder nach Leistung auf Campus 1 (Gebhardschule an der Pestalozzistraße) und Campus 2 (Lotte-Eckener und Klassen der Gebhardschule am Zähringerplatz) aufteilen, verneint Simone Berwanger.
Lotte-Eckener-Schule sei eine „gleichwertige pädagogische Alternative“
„Egal, mit welchem Leistungsvermögen ein Kind sich an den Gemeinschaftsschulen anmeldet: Es erhält überall die bestmögliche Unterstützung“, sagt die Schulleiterin. So sieht es auch Charlotte Dreßen, Leiterin der Gebhardschule. Sie sagt: „Es scheint langsam ins Bewusstsein der Eltern durchzudringen, dass die Lotte eine gleichwertige pädagogische Alternative darstellt. Die Familien, deren Kinder letztes Jahr von uns an die Lotte weitergegeben wurden, sind dort sehr glücklich und entwickeln sich schulisch toll.“
Eine stabile Zweizügigkeit der kleineren Gemeinschaftsschule wertet sie als vielversprechend. „Dass es ein Prozess ist, sich neben einem Schwergewicht wie der GMS Gebhard als Neuling in der Schullandschaft zu etablieren, war von Anfang an klar“, so Dreßen. Dennoch sieht sie Verbesserungspotenzial: Durch die gemeinsame Nutzung des Standorts Zähringerplatz sei es für Eltern schwer zu durchschauen, dass es zwei Schulen gibt und wofür sie stehen. „Da müssen wir noch an der schärferen Profilierung der beiden Schulen arbeiten“, findet Charlotte Dreßen.
Ungleichgewicht auch an den Gymnasien
An den vier städtischen Gymnasien zeigt sich erneut ein Ungleichgewicht: Während das Ellenrieder wegen großen Andrangs 13 Kinder ablehnen musste (133 Anmeldungen), bot das Gymnasium der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) mit 61 Anmeldungen noch Platz und nahm nachträglich fünf Fünftklässler auf. Dennoch bleibt das Scholl-Gymnasium dreizügig, während die anderen Gymnasien mit vier neuen Klassen starten.
Woran liegt das? GSS-Schulleiter Thomas Adam sagt: „Meiner Erfahrung nach ist es nicht nur bei dieser Thematik schwierig, monokausale Ursachen zu finden.“ Da er nicht mit Eltern sprechen kann, die sich nicht an seiner Schule angemeldet haben, bleibt es bei Mutmaßungen.

„Die Rückmeldungen unserer Eltern bei den fünften Klassen sind allesamt sehr positiv“, so Adam. Er macht vor allem „nicht-pädagogische Rahmenbedingungen“ für die Schulwahl verantwortlich, dazu zählt er die seit längerem laufende Sanierung des Gebäudes und die Erreichbarkeit der Schule.
Die Einstellung eines Teils der Buslinie 11 könne für Irritationen unter Eltern gesorgt haben, vermutet Thomas Adam. An seinem motivierten Kollegium könne es jedenfalls nicht liegen.
11 Anmeldungen an der Werkrealschule Berchen
Für die Werkrealschule der Berchenschule entschieden sich zum Stichtag im März 2025 – genau wie im Vorjahr – nur elf Familien. Durch Verschiebungen und Nachmeldungen sind es nun 14 neue Kinder, die ab September diese Schulart besuchen. Politisch steht die Berchen-Werkrealschule trotz der geringen Nachfrage aber nicht mehr in der Diskussion.
Denn die Verantwortlichen wissen, dass die Werkrealschulklassen sich in oberen Jahrgängen zuverlässig mit Kindern füllen, die auf anderen Schulen nicht mehr klarkommen – und dass im Berchengebiet hervorragende Arbeit für Kinder geleistet wird, die in einer kleinen Einrichtung ihren Weg finden.